BMW hat am Mittwochabend im fast schon intimen Rahmen den neuen 7er vorgestellt, das Flaggschiff des Konzerns. Zugleich war es der erste große Auftritt vom neuen Vorstandschef Harald Krüger.
Von Frank Mertens
Bei BMW ist vieles anders. Dass zeigte bereits der vor einem Monat überlegt vollzogene Generationswechsel an der Konzernspitze von Norbert Reithofer zu Harald Krüger. Während andere Hersteller die Nachfolgefrage vor sich herschieben oder sich wie zuletzt bei VW einen Machtkampf liefern, herrscht in München fast schon heile Welt.
Hier geht vieles beschaulicher zu - auch die Vorstellung des wichtigsten Modells, des BMW 7er. Er wurde am Mittwochabend in der BMW Welt im kleinen, fast schon intimen Rahmen präsentiert. Seine offizielle Weltpremiere wird der 7er dann Mitte September auf der Internationalen Automobilausstellung in Frankfurt/Main feiern, ehe er Ende Oktober dann auf den Markt kommt. Rückblick: Als Mercedes vor zwei Jahren seine neue S-Klasse präsentierte, mieteten die Stuttgarter für die Weltpremiere nicht weniger an als die Airbus Werft in Hamburg-Finkenwerder.
Dabei wollen die Schwaben erst noch dorthin kommen, wo BMW schon ist: an die Spitze der Premiumhersteller nämlich. Zwar gilt die S-Klasse bislang als die beste Oberklasse-Limousine der Welt, doch nun erwächst Mercedes mit dem neuen 7er ein ernst zunehmender Konkurrent.
Erster Auftritt von Harald Krüger
Entsprechend konnte es nicht passender sein, dass Krüger als seine erste große Amtshandlung nach seinem gerade erfolgten Amtsantritt den 7er Journalisten aus 30 Ländern präsentierte. Vormittags hatte Krüger noch im Dingolfinger Werk die Produktion gestartet. Dem Werk, wo das Flaggschiff der Münchner gebaut wird - und dessen erste Generation 1977 auf den Markt kam und sich seither 1,6 Millionen Mal verkaufte. Bereits damals, so erinnert sich Krüger, der seinerzeit 12 Jahre alt war, hätte der 7er bereits mit seinem V12-Motor für Furore gesorgt.
Auch heutzutage will BMW mit dem neuen 7er nicht weniger als Benchmarks im Segment setzen. Dafür haben die Münchner alles aufgeboten, was der Konzern an Technologien in den Bereichen Leichtbau, Antrieb, Fahrwerk und Konnektivität zu bieten hat. "Wir kennen unsere Kunden sehr gut. Wir wissen, was sie begeistert. Wir antizipieren ihre Wünsche und erfüllen ihre Träume. 7er Kunden sind Vordenker, Macher und Gestalter. Sie schauen auf die Chancen von morgen. Ihr Fahrzeug ist Ausdruck ihrer individuellen Persönlichkeit und ihrer aktiven Einstellung zum Leben", so Krüger.
Technologietransfer von BMWi
Dazu gehört auch eine Karosserie aus einer Kombination aus Stahl, Aluminium und Karbon, die "für ein einzigartiges Fahrerlebnis sorgt", wie Krüger versprach. So wie der carbonverstärkte Kunststoff CFK bereits beim BMW i8 in der Karosseriestruktur zum Einsatz kommt, sorgt er nun also auch beim 7er im Zusammenspiel mit anderen Leichtbaumaßnahmen beim 750i xDrive für eine Gewichtsersparnis von 130 Kilogramm. Zugleich zeigen die Bayern damit auf, wie der Technologietransfer von BMW i funktioniert. Die Preise starten dem Unternehmen zufolge bei 81.900 Euro für den 730d und liegen damit knapp 5000 Euro über dem Vorgänger. Angeboten wird der 7er in der 5,10 Meter langen Standardversion oder für 5800 Euro Aufschlag als Langversion mit 14 Zentimeter verlängertem Radstand. "In diesem Fahrzeug steckt alles, was wir bei BMW heute können", stellte Krüger fest.
Dazu gehört auch ein konsequenter Leichtbau. Insgesamt, so sagte Entwicklungsvorstand Klaus Fröhlich, seien sogar 210 Kilogramm eingespart worden. Die 80 Kilogramm Differenz seien dann aber wieder für die Erfordernisse des Fußgängerschutzes und der Crashsicherheit verwandt worden. Dennoch verbraucht der 730d gerade einmal 4,5 Liter Diesel auf 100 km, ein CO2-Ausstoß von 119 g/km. "Das ist Benchmark im Segment", freut sich Fröhlich. Der 750i xDrive kommt auf 8,1 Liter. Im neuen 7er kommen ein V8 und moderne Reihen-Sechszylinder in Kombination mit einer weiterentwickleten 8-Gang-Steptronic zum Einsatz.
Noch effizienter unterwegs sein wird ab dem kommenden Jahr der 740e Plug-in-Hybrid mit 2,1 Litern (CO2-Wert 49 g/km). Angetrieben wird er von einem Vierzylinder- und Elektromotor mit einer Systemleistung von 326 PS. Lokal emissionsfrei kann man damit bis zu 120 km/h schnell fahren und kommt theoretisch auf eine rein elektrische Reichweite von 40 Kilometern.
7er parkt autonom ein
Daneben wartet der 7er auch mit einer Vielzahl von Fahrassistenzsystemen auf, die das Fahren mit ihm noch sicherer machen sollen. Dazu gehört unter anderem ein Autobahnassistent, der bis Tempo 210 teilautonmes Fahren ermöglicht. Zugleich wird der 7er das erste Fahrzeug sein, dass automatisch die letzten Meter bis in die heimische Garage oder eine enge Parklücke autonom zurücklegt. Der Fahrer steuert das Auto dann mit seinem Display-Schlüssel, über den er dann auch weitere Funktionen ansteuern kann.
Wenn es um ein Oberklassefahrzeug wie den 7er geht, dann geht es natürlich auch viel um Luxus. Luxus, den ein Hersteller wie BMW natürlich neu definieren will. „Oberstes Ziel bei der Entwicklung des neuen Fahrzeugs war es, modernen Luxus zu erschaffen und die Erwartungen unserer Kunden zu übertreffen", sagte Chefdesigner Adrian van Hooydonk.
Luxus, damit der Kunde sich wohlfühlt
"Moderner Luxus für BMW basiert auf den fortschrittlichsten Technologien und auf einem besonderen Augenmerk für das Detail. Diese Generation der BMW 7er Reihe ist das luxuriöseste, komfortabelste und insgesamt beste Fahrzeug, das wir je in dieser Klasse gebaut haben“, sagte der Niederländer selbstbewusst. Schließlich glaube BMW daran, "dass sich die Zukunft am besten vorhersagen lässt, wenn wir sie mitgestalten.“ Und zu diesem Luxus gehört dann auch, dass die Passagiere im Fond sich fast so fühlen können wie auf dem heimischen Sofa. So lässt sich der Vordersitz nicht nur nach vorn klappen, sondern es fährt auch eine Fußablage aus, die ein noch entspannteres Reisen erlaubt. Die Kunden insbesondere in China wird das ebenso freuen wie die Massagefunktion der Sitze oder das Panorama-Glasdach. Und wie es sich gehört, lassen sich im Innenraum Infotainment Funktionen auch per Gestensteuerung in Gang setzen.
Für Luxus soll dann auch das gelobte Fahrwerk mit seiner Zwei-Achs-Luftfederung inklusive Niveauregulierung und dynamischen Dämpferkontrolle beitragen. So etwas kennt man auch aus der S-Klasse, aber es wird nicht minder spannend zu beobachten, wie sich der 7er im Zweikampf mit der S-Klasse schlägt. Das trifft auch auf die Performance von Harald Krüger, der an diesem Mittwochabend seinen ersten Auftritt souverän meisterte.