BMW 120d: Auf Eroberungstour

Hoher Einstiegspreis

BMW hat den 1er aufgepeppt. Neben einem dynamischeren Auftritt haben die Münchner ihrem Kompaktmodell auch effizientere Motoren gegönnt. Das Facelift ist gelungen.

Von Frank Mertens

Sieht so eine neue Eroberungsmaschine aus? Gut möglich! Denn die neue Generation des BMW 1er hat an Kontur gewonnen, wirkt nach seinem Facelift deutlich dynamischer als sein 2004 auf den Markt gekommener Vorgänger. Ohne Frage hat die Modellüberarbeitung dem optischen Auftritt gut getan. Ob das auf die Preisgestaltung zutrifft, muss indes bezweifelt werden.

Neuer BMW 1er 1650 Euro teurer als Vorgänger

Im Vergleich zum Vorgänger, der 116i mit 122 PS beginnt bei 22.200 Euro, ist die zweite Generation gleich um 1650 Euro teurer geworden. Dafür erhält der Kunde den 116i mit 136 PS. Wer einen Einstiegspreis von 23.850 Euro aufruft, muss schon sehr überzeugt von seinem neusten Modell sein. Daran lassen die BMW-Verantwortlichen bei der Vorstellung in Berlin auch keinen Zweifel. „Wir gehen davon aus, dass auch der neue 1er wie sein Vorgänger eine Eroberungsmaschine sein wird“, sagt BMW-Vorstand Harald Krüger.

Das Cockpit im BMW 1er mit dem neuen Flachbildschirm BMW

Zufrieden verweist der Manager auf die Eroberungsrate des 1er. „70 Prozent der Einser-Fahrer haben früher eine andere Marke gefahren.“. Diese Erfolgsgeschichte soll auch der nach der Internationalen Automobilausstellung (IAA) zu den Händlern rollende 1er fortschreiben, der sich seit 2004 über 1,2 Millionen Mal verkauft hat – womit das kleinste Modell von BMW die in ihn gesetzten Erwartungen übererfüllt hat.

Der Neue bringt alle Voraussetzungen mit, an diese Erfolgsgeschichte anzuknüpfen, nicht nur wegen seiner geschärften Formen. Zum einen hat der BMW 1er zugelegt – und zwar deutlich: So ist er mit 4,32 Metern nicht nur um 8,5 Zentimeter länger geworden, sondern hat mit 1,77 Metern auch um 1,7 Zentimeter in der Breite zugelegt. Die Höhe ist unverändert bei 1,42 Metern gleich geblieben. Der Radstand liegt nun bei 2,69 Metern, was einem Zuwachs von drei Zentimeter entspricht.

Leidlich mehr Platz im Fond

Der Kofferraum bietet 360 Liter Fassungsvermögen BMW

Von diesem Wachstum profitieren vor allem die Mitreisenden im Fond, die jetzt über 2,1 Zentimeter mehr Beinfreiheit verfügen. Kein schlechter Zuwachs, doch richtig gut kann ein Großgewachsener deshalb auf den hinteren drei Plätzen immer noch nicht sitzen. Dafür braucht sich das Gepäckvolumen mit 360 Litern (ein Plus von satten 30 Litern) wahrlich nicht verstecken. Optional lassen sich die Sitze übrigens auch im Verhältnis 40:20:40 statt im Verhältnis 60:40 umlegen. Ein prima Sache, leider verlangt BMW dafür einen Aufpreis von 260 Euro zum ohnehin saftigen Einstiegspreis.

Die Seitenline des neuen BMW 1er BMW

Wer so viel Geld aufruft, muss seinen Kunden auch schon Premium bieten – und das tut der 1er. Die Materialien sind wertig, gut verarbeitet und fühlen sich auch gut an. Wer in den 1er einsteigt, fühlt sich wohl. Das trifft vor allem auf den Fahrer zu, auf den – wie in allen anderen BMWs – alles mit einer zu ihm geneigten Mittelkonsole alles ausgerichtet ist. Eine schicke Sache ist der Flachbildschirm über der Mittelkonsole, auf dem sich nicht nur die Fahrzeugdaten sondern auch die Navigationsinformationen ablesen lassen. Leider thront er dort ständig und fährt beim Abstellen des Autos nicht automatisch ein, das hätte diesem Feature den letzten Pfiff gegeben.

Doch wie lässt sich dieser BMW nun fahren? Gut, sehr gut sogar – und vor allem ausgesprochen effizient. Trotz eines Leistungszuwachses zwischen 14 und 27 PS verbrauchen die Motoren zehn Prozent weniger. So verfügen der 116i und der 118i über moderne Turbo-Direkteinspritzer-Motoren. Während der kleine Benziner mit seinen 136 PS 5,5 Liter auf 100 Kilometer verbraucht, sind es beim 118i mit 170 PS 5,8 Liter. Beim Einstiegsdiesel, dem 116d mit 116 PS wird ein Durchschnittsverbrauch von 4,3 Liter versprochen und bei dem von uns gefahrenem 120d mit 184 PS und Acht-Gang-Automatikgetriebe werden 4,6 Liter in Aussicht gestellt. Ein Wert, der dann aber eine besonders ökonomische Fahrweise voraussetzt.

Urban-Line ist Geschmacksache

Zur Urban-Line gehören weiße Außenspiegel BMW

Dafür bietet der Einser mit seinem Efficient-Dynamic-Maßnahmen aber gute Voraussetzungen, auch dank des bereits aus dem BMW 6er Coupé bekannten Eco-Pro-Modus, der über den so genannten Fahrerlebnisschalter (der noch die Fahrmodi, Comfort, Sport und Sport + bietet) im Mitteltunnel angesteuert werden kann. Er regelt nicht nur die Klimaanlage runter, sondern wählt auch besonders günstige Schaltpunkte an. So sollen bis zu 20 Prozent Kraftstoff eingespart werden, nicht schlecht.

Der 120d hat einen Vierzylinder mit 184 PS BMW

In diesem Einser kann man aber nicht nur sparsam unterwegs sein, sondern auch ausgesprochen dynamisch. Der von uns getestete 120d stellt nicht nur ein sattes Drehmoment von 380 Nm zwischen 1750 und 2750 Touren zur Verfügung, sondern lässt den Einser auch in flotten 7,2 Sekunden auf Tempo 100 sprinten. Die Höchstgeschwindigkeit endet bei 228 km/h. Auf dem Weg dorthin verhält sich der 1er absolut souverän, egal ob man nun im Comfort- oder Sportmodus unterwegs ist.

Eine feine Sache, allerdings 2150 Euro teuer, ist die optionale Achtgangautomatik, mit der unser Testwagen ausgestattet war. Ohne merkliche Unterbrechung schiebt die Steptronic den 120d nach vorn. Wer auf besonders viel Sportlichkeit aus ist, dem bietet BMW neben einem adaptiven Fahrwerk (Aufpreis 1100 Euro) wahlweise auch ein Sportfahrwerk (Aufpreis 340 Euro) mit 15 mm Tierferlegung an.

Vielzahl von Assistenzystemen

Da die Münchner mit ihrem 1er auch das Lifestyle-Klientel ansprechen wollen, bieten sie ihn auch als Urban-Line an. Für 2000 Euro Aufpreis sind dann beispielsweise nicht nur die Zierleisten und Außenspiegelkappen in weiß gehalten, sondern auch die Lufteinlässe. So etwas muss man mögen. Das trifft auch auf die weißen Leichtmetallfelgen zu (900 Euro Aufpreis) zu.

Das Heck des BMW 1er BMW

Natürlich bietet der neue 1er eine Vielzahl von Fahrassistenzsystemen an. Sei es nun eine Spurverlassungswarnung samt Auffahrwarner (520 Euro), eine Geschwindigkeitsregelung mit Bremsfunktion (460 Euro). Wer sich dann noch für das Navigationssystem Professional (2390 Euro) samt Echt-Zeit-Verkehrsinformationssystem entscheidet, kommt beim neuen 1er locker auf über 30.000 Euro. Für ein Kompaktklassemodell mit Eroberunsganspruch ist das eine Ansage.

Bilderschau vom BMW 1er

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Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

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