Im schwindenden Van-Segment ist der BMW 2er Active Tourer auch als Gebrauchter eine gute Wahl. Probleme machen Lenkung und AU.
Das Van-Sterben auf dem deutschen Automarkt geht unvermindert weiter. BMW ist einer von nur noch wenigen Herstellern, der mit dem 2er Active Tourer diesem Segment die Treue hält. Das zeigt die Einführung der zweiten Generation Anfang 2022. Wer die Neuauflage will, muss allerdings mindestens 36.000 Euro anlegen. Vom ähnlich attraktiven Vorgänger werden gebraucht mittlerweile in großer Zahl deutlich günstigere Alternativen angeboten.
Auch wenn der 2014 eingeführte 2er Active Tourer optisch nicht mehr knackfrisch daherkommt, macht er für einen Vertreter des eher biederen Van-Segments doch eine weiterhin gute Figur. Überzeugender sind jedoch seine inneren Werte. Der Tourer zeichnet sich durch einen hochwertig eingerichteten Innenraum mit viel Platz aus. Der Bereich hinter den Vordersitzen ist zudem flexibel nutzbar. Hier kann vor allem die Langversion „Gran Tourer“ überzeugen, der den Active Tourer um 20 Zentimeter überragt und zudem mit dritter Sitzreihe optional angeboten wurde.
Erstes Modell der Marke ohne Heckantrieb
Beide Karosserievarianten leiden trotz Frontantrieb allerdings unter einem breiten Kardantunnel, der das Sitzen auf dem Mittelsitz im Fond ziemlich unbequem macht. Wer maximales Platzangebot sucht, ist bei Vans anderer Hersteller meist besser bedient – die Münchner setzen die Prioritäten traditionell eher bei Fahrverhalten und Optik. Da macht der Tourer keine Ausnahme.
Der 2er-Van nutzt die Frontantriebsplattform von Mini und war seinerzeit das erste Modell der Marke ohne Hinterradantrieb. Allerdings finden sich gebraucht auch Exemplare mit der Allradtechnik aus dem Mini Countryman. Und auch die Motorenpalette weist große Überlappungen auf. Einstiegstriebwerk ist ein 109 PS starker 1,5-Liter-Dreizylinder-Benziner, der nicht so recht zum dynamischen und fahraktiven Anspruch des Vans passen will. Deutlich flotter geht die Variante mit 140 PS zu Werke, darüber rangieren zwei 2,0-Liter-Vierzylinder mit 192 und 231 PS, die den 2er zum Sportwagen unter den Familienkutschen machen.
Ab 2018 gab es eine Plug-in-Variante
Auch bei den Dieseln herrscht kein Leistungsmangel: Die 2,0-Liter-Vierzylinder kommen auf 150 und 190 PS, sogar der besonders effiziente 1,5-Liter-Dreizylinder ist mit 116 PS für diese Klasse noch ordentlich motorisiert. Ab 2018 wurde alternativ eine Plug-in-Hybrid-Variante mit 224 PS und mehr als 50 Kilometer E-Reichweite eingeführt, für die auf dem Gebrauchtmarkt aber meist noch mehr als 20.000 Euro aufgerufen werden. Bei den stärker motorisierten Active Tourern kommen für die Kraftübertragung Automatikgetriebe mit sechs bis sieben Gängen zum Einsatz, Handschaltung gibt es für die schwächeren Versionen 216i und 218i sowie 214d, 216d und 218d.
BMW hat den Active Tourer bewusst in die 2er-Reihe einsortiert, in der es auch ein Coupé und ein Cabrio gibt. Entsprechend hoch ist das Ausstattungsniveau. Die Basisausführung bietet unter anderem Klimaanlage, Audiosystem mit Bluetooth-Freisprechanlage und Leichtmetallfelgen. Die Liste an Optionen ist aber lang. Nach Details wie einer elektrischen Heckklappe, LED-Scheinwerfern, Adaptiv-Fahrwerk oder Dachreling muss man gezielt Ausschau halten.
Der erste BMW auf einer Frontantriebsplattform ist ein solider Typ. Selbst nach der zweiten HU-Runde liegt seine Prüf-Statistik in allen Kategorien im grünen Bereich. Seit dem TÜV-Report 2022 befindet sich der 2er Active Tourer im Segmentvergleich auf allerdings nur noch auf durchschnittlichem bis sogar überdurchschnittlichem Mängelniveau. Grund: Vergleichsweise häufig fällt der Van durch die Abgasuntersuchung. Während die Bremsen auch nach sieben Jahren in der Regel noch in Schuss sind, zeigen sich ab diesem Alter gehäuft Mängel an den Lenkgelenken. Wer in Internet-Foren nach Fehlern sucht, findet zudem Hinweise auf klappernde Panoramadächer, wirre Navi-Anweisungen und Kantenrost an den Türen. (SP-X)