Benelli Imperiale 400 sorgt für gute Stimmung

Benelli Imperiale 400 sorgt für gute Stimmung
Die Benelli Imperiale 400 ist grundsolide verarbeitet. © SP-X/Böhringer

Motorräder mit kleinem Hubraum werden immer beliebter. Davon hofft auch die Benelli Imperiale 400 zu profitieren.

Die Imperiale fährt klassisch vor: das reicht von den Speichenrädern bis zur Tank-Sitzbank-Linie mit hübschen Accessoires wie Kniekissen am Tank, Kotflügeln aus massivem Blech, allerlei Chrom-Zierrat und zwei Rundinstrumenten im Cockpit. Angesichts einer Motorleistung von kaum über 20 PS erscheint der Beiname „Imperiale“ für die Benelli 400 zwar ein wenig hoch gegriffen, doch die Marke leitet ihn von einer 125er aus den 1950ern ab. Die war noch deutlich schwächer.

Echte Stilbrüche sind an der in China gebauten, aber in Italien am alten Benelli-Firmensitz in Pesaro entwickelten Vierhunderter nicht zu finden: Ein schwarz lackierter Rundscheinwerfer mit Chromring und Halogen-Glühbirne zeugt genauso von Stilsicherheit wie die großen runden Blinker oder die Form des Edelstahl-Auspuffs im Peashooter-Stil, die Speichenräder und die 41-mm-Teleskopgabel. Für 4.000 Euro plus 300 Euro Liefernebenkosten erscheint die kleine Chinesin keinesfalls überteuert.

Ausgesprochen schwer für eine 400er

Sie ist ganz schön stämmig ausgefallen. Der kräftige Doppelschleifen-Stahlrohrrahmen, die ebenfalls aus Stahl gefertigte Kastenschwinge oder die sehr massiv wirkenden Fußrastenträger und der ungeschlachte Fußbremshebel aus Rundstahl signalisieren, dass ein niedriges Fahrzeuggewicht nicht ganz oben im Lastenheft der Entwickler stand. Mit 205 Kilogramm ist die Benelli schwerer als manche 1000er Naked. Erlaubt ist die recht hohe Zuladung von 190 Kilo.

Die Reifendimensionen, vorne ein 19-Zöller, hinten ein 18-Zöller, sind passend gewählt: Das Einlenken in Kurven erfolgt ausgesprochen leicht, auch Wechselkurven gehen dank der sparsamen Reifendimensionierung und des angenehm breiten Stahlrohr-Lenkers leicht von der Hand. Der Geradeauslauf ist bis hin zur Höchstgeschwindigkeit von 120 km/h unauffällig gut, Kurven werden stabil umrundet.

29 Nm Drehmoment

Allzu übermütigem Vorwärtsdrang steht nicht nur der defensive Grundcharakter der Imperiale, sondern in den meisten Fällen auch die mit 21,1 PS bescheidene Maximalleistung entgegen; der langhubig ausgelegte, luftgekühlte 374 Kubik-Zweiventil-Einzylindermotor mit obenliegender Nockenwelle entwickelt sie bei bescheidenen 5.500 U/min. Das maximale Drehmoment von 29 Nm drückt das Triebwerk bei 4.500U/min. auf die Kurbelwelle. Entsprechend dieser Daten darf das Triebwerk auch im praktischen Fahrbetrieb als elastisch und durchzugsstark gelten; zumeist ist man zwischen 2.500 und 5.000 Touren unterwegs, jenseits der Nenndrehzahl lässt die ansonsten durchaus spürbare Drehfreude schnell nach.

Erstaunlicherweise dreht die Maschine bei Vmax vollständig aus und sogar höher: Mehrfach lasen wir vom Tacho 140 km/h ab, wobei der Drehzahlmesser stolze 6.100 Touren anzeigte. Praktiziert man diese eigentlich nicht artgerechte Fahrweise, ist der Normverbrauch von 3,1 Liter pro 100 km natürlich nicht zu erreichen; beim Nachtanken ermittelten wir bei 50 Prozent Autobahn-Vollgas einen Verbrauch von 3,8 Liter/100 km, bei 30 Prozent Autobahn kamen wir auf 3,65 l. Der immerhin 12 Liter große Tank ermöglicht also Reichweiten von zumindest 300 Kilometern – und mehr.

Stimmiger Auftritt

Wie der satte Sound, so gefällt auch der Motorlauf ausgesprochen gut: Es entstehen ausschließlich „good vibes“, so dass trotz der bescheidenen Leistung häufig ein fettes Grinsen im Gesicht des Fahrers Platz greift. Das Fünfganggetriebe spielt zusammen mit der leichtgängigen Kupplung bestens mit: Es arbeitet ausgesprochen geschmeidig und ist gut abgestimmt. Einen in der Weite einstellbaren Kupplungshebel weist die Benelli nicht auf, aber einen einstellbaren Bremshebel.

Besonders hoch ist der Spaßfaktor auf kleinen und kleinsten Straßen mit geringer Verkehrsdichte. Gut dran ist natürlich derjenige, der seine 125er-Zeiten noch nicht vollständig vergessen hat und das Fahrprinzip „Immer-Laufenlassen“ noch abrufen kann. Ähnlich viel Fahrvergnügen ist mit vielen anderen Motorrädern nur schwer oder aber erst im sehr hohen Tempobereich erreichbar.

ABS regelt sauber

Die Benelli Imperale 400 hat eine Leistung von etwas mehr als 21 PS. Foto: SP-X-Böhringer

Zum Halten kommt man sehr gut: Vorne beißt eine Zweikolbenzange ordentlich in die 300er-Scheibe, hinten unterstützt eine Einkolbenzange, die auf eine 240er Scheibe zugreift. Das ABS ist notfalls mit einer sauberen Regelung zur Stelle. Die 41er Telegabel mit 12,1 cm Federweg erscheint gut brauchbar, die beiden in der Vorspannung einstellbaren Stoßdämpfer am Heck bieten 9,2 cm Federweg und eliminieren zusammen mit dem ordentlich gepolsterten, ausreichend großen Sitz die üblichen Widrigkeiten des Asphalts zufriedenstellend.

Für gerade 4.000 Euro plus Liefernebenkosten bietet die Benelli Imperiale 400 auf den zu ihr passenden Straßen hohen Fahrspaß, wenn man sich mit 21 PS zufriedengeben will. Trotz der geringen Motorleistung ist die Italo-Chinesin ein vollwertiges Motorrad; wer entschlossen Gas gibt, wird nie ein Verkehrshindernis sein. Ihre stilsichere Formgebung, aber auch die recht gute Verarbeitung und die gute Ausstattung – genannt seien gute Chromspiegel, die keineswegs ärmliche Instrumentierung, der verstellbaren Bremshebel, die Edelstahl-Auspuffanlage und der Schlüssel mit Klapp-Bart – lassen die Imperiale preiswert erscheinen. Für Einsteiger mit einem Faible für Retrobikes, aber auch für erfahrene Leute mit Sinn für sparsame Motorisierung ist die Benelli Imperiale 400 durchaus als Empfehlung. (SP-X)

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