Überraschung im Bieterkampf um Opel: Nach Ablauf der Abgabefrist hat sich noch ein neuer Interessent gemeldet. Aus den Konzepten der drei anderen Bieter werden bereits Details bekannt – und die heißen vor allem Stellenstreichungen.
Nach der Vorlage der Übernahmekonzepte möglicher Investoren berät die Bundesregierung weiter über die Rettung von Opel. Die zuständigen Bundesminister sowie die Ministerpräsidenten der vier Opel- Bundesländer Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Thüringen treffen sich dazu an diesem Freitag im Bundeskanzleramt. Angebote hatten der italienische Autobauer Fiat, der kanadisch- österreichische Zulieferer Magna und der amerikanische Finanzinvestor Ripplewood vorgelegt. Unterdessen berichtet die US-Wirtschaftsagentur Bloomberg, dass auch ein chinesischer Hersteller bei der Opel-Mutter GM am Donnerstag schriftlich sein Interesse signalisiert habe.
Alle vier Opel-Werke von Kürzungen betroffen?
Um Stellenstreichungen wird Opel nach Informationen der «Bild»- Zeitung bei keinem der drei Konzepte herumkommen. Fiat will der Zeitung zufolge im Falle eines Einstiegs europaweit insgesamt 18.000 Stellen streichen, auch in Fiat-Werken. Magna plane den Abbau von rund 10.000 Stellen. Auch das Ripplewood-Konzept sehe Stellenstreichungen in der Größenordnung vor. Opel beschäftigt in vier deutschen Werken rund 25.000 Menschen.
Laut «Spiegel Online» will Fiat-Chef Sergio Marchionne im Falle einer Übernahme in allen vier deutschen Opel-Werken Stellen streichen, die Standorte aber erhalten. Nach «Bild»-Informationen verlangt Magna Bürgschaften von rund fünf Milliarden Euro, Ripplewood taxiere den abzudeckenden Kreditbedarf auf unter fünf Milliarden Euro; die höchsten Staatsgarantien verlange Fiat mit rund sieben Milliarden Euro. Nach Informationen von «Spiegel Online» favorisiert die GM-Spitze in Detroit den kanadisch-österreichischen Magna- Konzern, während Fiat demnach nur auf Platz drei liegt.
Der Brief des nicht näher bezeichneten chinesischen Interessenten sei einen Tag nach Ende der eigentlichen Frist bei GM eingegangen, berichtete Bloomberg unter Berufung auf zwei informierte Personen. Ob es aber tatsächlich noch zu einem detaillierten Angebot komme, sei offen.
Politik unter Zeitdruck
In Berlin arbeitet die Opel-Task-Force der Bundesregierung daran, die vorgelegten Konzepte zu sichten. Auch Opel will die Konzepte in den kommenden Tagen eingehend prüfen. Bundeswirtschaftsminister Karl- Theodor zu Guttenberg (CSU) will eine erste Bewertung der Konzepte am heutigen Freitag im Kanzleramt vorstellen. Die Konzepte müssen sehr rasch geprüft werden. Schon Ende des Monats könnte die Opel- Konzernmutter General Motors (GM) in den USA Insolvenz anmelden.
Die Bundesregierung will Opel mit einem Treuhandmodell aus dem Insolvenzstrudel des Mutterkonzerns heraushalten. Auch die Beschäftigten arbeiten an einer Notlösung. «Wenn alle Stricke reißen, würden die Arbeitnehmer und die Händler von Opel eine gemeinsame Offerte vorlegen», sagte Betriebsratschef Klaus Franz der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung». Die Summe könnte bei 1,5 Milliarden Euro liegen - eine Milliarde Euro durch einen Lohnverzicht der Beschäftigten und weitere 500 Millionen Euro durch den Rettungsfonds, den die 4000 Opel-Händler beschlossen haben. (dpa)