Swift und Yaris: Ein flottes Duett

Das Kleinwagensegment nimmt nicht allein wegen höherer Leistung immer mehr an Beliebtheit zu. Der Suzuki Swift und der Toyota Yaris zeigen, worauf es noch alles ankommt.

Von Stefan Grundhoff

Kleinwagen haben sich in den vergangenen Jahren mächtig gemausert. Chic sind sie geworden, praktischer allemal und nicht nur in der Innenstadt ein Hingucker. Wir haben mit Suzuki Swift und Toyota Yaris zwei besonders sehenswerte Exemplare unter die Lupe genommen.

Der eine (Suzuki) ist endlich aus seinem Dornröschenschlaf erwacht; der andere (Toyota) will nun auch in Europa Platzhirsch werden. Beide kommen aus Japan - und beide sind sehenswerte Exemplare einer schmucken Garde von Kleinwagen. Die feschesten Mini-Boliden kommen längst nicht mehr aus Deutschland oder Frankreich, sondern aus Asien.

Spaß am Swift

Der Swift versucht erfolgreich auf den Spuren des Mega-Sellers Mini Cooper zu wandeln. Mit seinen rundlichen Formen kann und will er Ähnlichkeiten mit dem bayrischen Brit-Import nicht verhehlen. Gerade einmal 3,70 Meter lang und knapp 1,1 Tonnen schwer ist der Frauenversteher ein überaus pfiffiges Bürschchen. Kurze Überhänge, ausreichend Platz im Innenraum und ein ordentliches Fahrwerk sind seine Stärken. Dieser Swift macht einfach Spaß.

Die unpräzise Fünfgang-Schaltung und die schwachen Bremsen zeigen einem trotz der guten Sitzposition, dass man nur in einem Mini-Plagiat sitzt. Vorne haben auch groß gewachsene Personen Platz, hinten geht es etwas enger zu. Doch alles bleibt im klassenüblichen Rahmen.

Yaris überzeugt im Design

Der Yaris Foto: Werk

Noch neuer als der noch junge Swift ist der Toyota Yaris. Das Design des 3,75 Meter langen Japaners ist im Vergleich zum Vorgänger ein mächtiger Schritt in die richtige Richtung. Zumindest mit dem Außendesign zielt man bewusst auf die europäische Konkurrenz. Er sieht nicht ganz so dynamisch aus wie der Suzuki, aber das Styling zieht sich konsequent von vorn bis hinten durch; egal ob als Drei- oder Fünftürer. Auch den Yaris gibt es wahlweise mit drei oder fünf Türen. Die Sitze sind hochwertiger als bei seinem Konkurrenten, doch leider nicht so bequem.

Man vermisst den Seitenhalt und ärgert sich über die lieblosen Kunststoffoberflächen im Armaturenbrett. Während der Suzuki Swift traditionell instrumentiert ist, scheinen den Toyota-Designern etwas die Pferde durchgegangen zu sein. Die Instrumente befinden sich allenfalls mittelprächtig abzulesen in der Mitte des Armaturenträgers. Stattdessen gibt es Ablagefächer wohin das Auge blickt. Auch die zentrierten Bedienelemente von Radio und Klimatisierung sehen nett aus; übersichtlich ist jedoch anders.

So kann der Suzuki Swift die Innenraumwertung überraschend klar für sich entscheiden. Sein Kofferraum fasst Dank der verschiebbaren Rückbank zwischen 213 und 562 Litern Kofferraum. Der Yaris lockt die Kunden mit einer sogar getrennt verschiebbaren Bank und einem Gepäckabteil zwischen 275 und 737 Litern.

Besseres Fahrverhalten beim Yaris

Beim Fahrverhalten kann der 1,1 Tonnen schwere Yaris sein Gegenüber deutlich distanzieren. Die Bremsen packen besser und das Fahrwerk ist souveräner, gerade im Dämpfungsverhalten. Hier macht der Swift gerade bei längeren Bodenwellen keine glückliche Figur. Geschmacksache bleibt das automatisierte Schaltgetriebe des Toyota Yaris, das seine Schwächen hat. Die langen Zugkraftunterbrechungen nerven und bei längeren Bergabfahrten lässt die Motorbremse viel zu lang auf sich warten. Angenehm dagegen das Fahren in der Innenstadt. Kein Schalten und kein Ruckeln - das schont die Nerven und Benzinkosten.

Auch in der so beliebten Kleinwagenklasse sind die Motorisierungen immer wichtiger. Der Suzuki Swift 1.3 bietet bereits beim Einstiegsmodell 68 kW / 92 PS und 116 Nm. Autos in dieser Klasse dümpelten vor wenigen Jahren noch mit kaum mehr als 60 Pferden vor sich hin. Das Leistungsplus steht beiden gut. Man will schließlich auch auf längeren Strecken bei der Musik sein. Besonders gut unterwegs ist der Swift. 175 km/h Spitze sind allemal drin und wer die Gänge engagiert ausdreht, kann sich über die nötige Dynamik freuen.

Beim Verbrauch zeigt sich der Suzuki leider nicht als Kostverächter. Im Durchschnitt genehmigte sich der Asia-Zwerg knapp über sieben Liter Super auf 100 Kilometer. Das ist zuviel. Der Toyota Yaris bietet ebenfalls ein 1,3 Liter Aggregat und mit 121 Nm etwas mehr Drehmoment. Der Vierzylinder leistet mit 64 kW / 87 PS dagegen etwas weniger als der Swift, ist aber kaum träger unterwegs. 0 auf 100 km/h in 11,5 Sekunden und 170 km/h Spitze sind ebenfalls Swift-Niveau. Wer es locker angehen lässt, verbraucht rund 6,5 Liter Super auf 100 Kilometer.

Swift unter 10.000 Euro

Beim Thema Sicherheit gibt sich der Yaris keine Blöße. Er bietet alle gängigen Airbags, selbst einen für die Knie des Fahrers. ESP gibt es ebenfalls - der Swift muss hier passen. Bekanntlich wird gerade in der Kleinwagenklasse um jeden Euro gekämpft. Der Suzuki Swift 1.3 Club setzt mit 10.990 Euro eine eindrucksvolle Marke. Beim Händler gehen viele Modelle sogar unter der magischen 10.000er-Grenze weg.

Auf Augenhöhe liegt da nur der Toyota Yaris als Einstiegsmodell mit 1,0-Liter-Dreizylinderaggregat. Der kostet 10.950 Euro und hat müde 70 PS. Für den Yaris 1.3 Sol mit ein paar netten Details muss man mindestens 14.450 Euro auf den Tisch des Händlers legen. Für 1.500 Euro weniger gibt es den Swift 1.3 mit Comfort-Plus-Paket, das unter anderem Klimaanlage, elektrische Spiegel, Navigationssystem, Sitzheizung und Keyless-Go bietet.

Swift vor Yaris

Unter dem Strich geht der Sieg in diesem Kleinwagenvergleich trotz einiger Schwächen an den Suzuki Swift. Er ist das pfiffigere Auto, hat einen ordentlichen Motor und er ist deutlich günstiger als sein Kontrahent. Dafür überzeugt der Toyota Yaris 1.3 Sol mit seinem besseren Fahrwerk, deutlich besseren Bremsen und etwas mehr Platz im Innenraum. Zum Sieg reicht es trotzdem nicht.

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