Rennspiele als Werbeplattform für Autos

Das Genre der Rennsimulationen gehört zu den beliebtesten unter Computerspielern. Die Automobilindustrie macht sich das verstärkt zunutze, um ihre neusten Modelle in den Games zu bewerben.

Von Heiko Haupt

In den Regalen für Computer- und Videospiele stehen vermehrt Rennspiele, bei denen es nicht nur um das Gewinnen auf dem Bildschirm geht, sondern auch darum, die neuesten Produkte der Automobilfirmen in digitaler Form über die Kurse zu lenken. So sollen beim potentiellen Kunden schon früh Begehrlichkeiten für Modell und Marke geweckt werden.

Heute ist die Spieletechnik so weit entwickelt, dass Markenemblem und kleinste Merkmale in frappierenden Details auf die Monitore gebracht werden können. Das führt dazu, dass die Modelle zahlloser Hersteller als Hauptdarsteller oder Statisten in die Spielwelt aufgenommen werden. So ist auf der Packung des jüngsten Teils der Erfolgsreihe «Need for Speed» ein BMW Coupé abgebildet, es auch gibt Spiele wie «SCAR Squadra Corse Alfa Romeo» oder das VW-geprägte «GTI Racing», die nur Modelle einer Marke bieten.

«Früher wurde das Bild einer Marke vor allem mit Werbung im Fernsehen und in Anzeigen geprägt», sagt Automobilforscher Ferdinand Dudenhöffer von der Fachhochschule Gelsenkirchen. «Heute dagegen geht die Aufmerksamkeit immer weiter in Richtung des Internets oder digitaler Medien.»

Gerade Spiele sind ein nicht zu unterschätzender Faktor. Zwar sind es vor allem Kinder und Jugendliche, die sie nutzen. Doch das kann Auswirkungen auf die Eltern haben - zum Beispiel, wenn es um den Kauf eines neuen Autos geht. «Die Spiele bleiben im Gedächtnis der Kinder haften», sagt Nick Margetts vom Marktbeobachter Jato Dynamics in Limburg.

Die Hersteller nutzen das Medium vielfältig. Beispiel Fiat: «Der Grande Punto wurde zu seiner Markteinführung in das Spiel »Need for Speed« integriert», erklärt Fiat-Sprecher Thomas Kern in Frankfurt/Main. BMW bediente sich der Methode ebenfalls. Nach Angaben von BMW-Sprecher Markus Sagemann hat man den 1er zur Markteinführung von den Entwicklern des Spiels «Gran Turismo 4» nachträglich in das Szenario integrieren lassen. Laut Sagemann hat BMW von dem modifizierten Spiel rund 90.000 Exemplare geordert und verteilt.

Gänzlich ungetrübt war das Verhältnis zwischen Spieleherstellern und Autoproduzenten nicht immer. «Ein Problem war in der Vergangenheit, dass die Autohersteller nicht wollten, dass es ein Schadensmodell gab», erinnert sich Bernd Berheide vom Spieleanbieter CDV in Karlsruhe. Der Begriff steht dafür, dass sich die digitalen Nachbauten auf dem Bildschirm bei einem Zusammenprall «wie im richtigen Leben» verformen.

«Wir achten darauf, dass unsere Modelle nicht sehr stark verfremdet werden», erklärt BMW-Sprecher Sagemann. Schließlich sollen Spieler nicht nur ihre Eltern vom Kauf eines Autos der Marke überzeugen. «Die Spieler selbst sind als Zielgruppe interessant. Sie werden älter, entwickeln sich oft aber nicht von der Spielvorliebe weg», so Sagemann. Irgendwann haben sie dann selber Geld, sich ein Auto zu kaufen - möglicherweise eines, dessen Nachbildung sich auf einer digitalen Rennstrecke bereits bewährt hat. (dpa)

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