Rallye Dakar nach Terrorwarnung abgesagt

Mit der Streichung einzelner Etappen der Rallye Dakar ist es diesmal nicht getan. Die politische Situation in Mauretanien hat die Veranstalter zu einem radikaleren Schritt bewogen.

Die Rallye Dakar ist offiziell abgesagt worden. Das teilte die Veranstalter-Organisation A.S.O. einen Tag vor dem geplanten Start der Wüstenrallye in Lissabon mit. Hintergrund der Entscheidung ist die angespannte politische Situation in Mauretanien. An Heiligabend waren dort vier französische Touristen durch Terroristen ermordet worden. Die französische Regierung hatte dem Veranstalter zuvor eine Terrorwarnung zukommen lassen. «Angesichts der derzeitigen internationalen politischen Spannungen ... und vor allem in Anbetracht der direkten Drohungen, die von terroristischen Strömungen gegen die Rallye ausgesprochen wurden, sieht A.S.O. keine andere vertretbare Lösung, als das Sportereignis abzusagen», heißt es in der offiziellen Pressemitteilung.

Enttäuschung überwiegt

Für die völlig überraschten Teilnehmer war die Entscheidung ein Schock. «Auch wir sind erst in der Pressekonferenz von der A.S.O. offiziell informiert worden», sagte Uwe Baldes, Pressesprecher bei Volkswagen-Motorsport, der Autogazette. Beim VW-Team überwog zunächst aber die Enttäuschung: «Für alle ist die Absage eine große Enttäuschung, denn jeder hat sich darauf gefreut, hier in Lissabon in einem sportlich fairen Wettbewerb zu starten», so Volkswagen Motorsport-Direktor Kris Nissen. Aber letztlich habe bei dieser Entscheidung die Vernunft gesiegt. «Wir respektieren die Entscheidung im Sinne der Sicherheit, die auch für uns höchste Priorität hat», betonte Nissen weiter.

Ähnlich äußerte sich Matthias Kahle: «So nachvollziehbar die Absage ist - für die Fans, das Team und für mich persönlich bleibt sie doch schlichtweg enttäuschend», sagte der Fahrer des HS Rallyeteams. «Es ist sehr, sehr schade für alle: die Teams, die Veranstalter und die Zuschauer.» Deutlicher wurde da schon Beifahrer Andreas Schulz vom VW-Team Lagos, der schon zwei Mal die Rallye als Sieger beendet hat. «Wenn die Risiken zu hoch sind, macht es einfach keinen Sinn. Auch eine verkürzte Ausgabe wäre nichts gewesen. So eine Rallye will ich nicht gewinnen oder fahren.»

Das Herzstück der Rallye

Die Teilstücke in Mauretanien waren bei der aktuellen Auflage als zentraler Teil der Rallye angelegt. Acht der insgesamt 15 Etappen hätten hier stattgefunden. Sicherheitsbedenken waren zwar bereits im Dezember aufgekommen. Doch der Veranstalter lehnte eine Verlegung der Etappen mit Verweis auf die zugesagte Unterstützung der mauretanische Regierung ab. Bereits in den letzten Jahren waren einzelne Etappen in Mauretanien aus Sicherheitsgründen abgesagt worden. Eine komplette Absage der Wüstenhatz hatte es bislang aber nicht gegeben.

Diesmal habe es aber keine andere Wahl gegeben, so A.S.O. «Die Rallye Dakar ist ein Symbol, und ein Symbol kann nichts zerstören.» Die weitere Zukunft der Veranstaltung stehe allerdings nicht zur Diskussion, betonte Rallye-Leiter Etienne Lavigne. Für das kommende Jahr wollen die Franzosen aber wieder eine Rallye auf die Beine stellen. Das dies der Fall sein wird, das glaubt auch Thomas Schünemann, der Beifahrer von Matthias Kahle. «Ich bin überzeugt, dass es eine Dakar 2009 geben wird - und das HS RallyeTeam wird dabei sein.» (AG)

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