PS – die wöchentliche Abgasnachbehandlung

Kolumne

Das waren spannende Tage: Neben der Biosprit-Pleite für Umweltminister Gabriel waren sie vor allem durch das Sex-Video eines bekannten Motorsportfunktionärs geprägt.

Von Jochen Knoblach

Nein, das sah erst gar nicht gut aus. Was sollte schon von einer Woche zu halten sein, die damit beginnt, dass sich der Präsident des Automobil-Weltverbandes, Max Mosley, als Perversion der Macht entpuppt, die Spritpreise auf Rekordniveau klettern und in England eine Kleinstadt flächendeckend Tempo 30 verordnet.

Neuer Dienstwagen gefällig

Die Sache wurde auch nicht besser als Frau Merkel in Köln mit einer dicken schwarzen Limousine bei Ford vorfuhr. So dick und schwarz wie man sie beim Fiesta-Bauer selten sieht - so weit weg von Lincoln. Die Kanzlerin kam zu Besuch, um der Welt vom Rhein aus mitzuteilen, dass «Deutschland und die Automobilindustrie aufs Engste verbunden» seien. Biosprit-eng, gewissermaßen.

Und weil sie schon mal da war und Ford in Köln keine dicke schwarze Limousine zu bieten hat, zeigte man ihr jenen auf Fordsches Kinetic-Design getrimmten und künftig in Polen gebauten Fiat 500, der im nächsten Jahr als neuer Ford Ka in die Schaufenster gestellt werden soll. Neuer Dienstwagen gefällig?

Der wäre immerhin resistent gegen die hinterhältig-zersetzende Biobombe E10, was ihn von seinem Vorgänger unterscheidet, von dem es blöderweise noch 300.000 Exemplare gibt, die unsinnigerweise mit Superplus betankt werden müssten, wenn Bundesumweltminister Sigmar Ich-war-auch-schon-mal-VW-Aufsichtsrat Gabriel die ganze Sache nicht doch noch abgeblasen hätte, was eine Menge Vorteile hat. Denn damit wird der Liter Sprit zum 1. Januar 2009 nicht um etwa zehn Cent teurer, im Urwald rettet es ein paar Bäume und dem Klima schadet der Verzicht auf die Biobeimischung freilich auch nicht, weil es ihm ja auch nicht genutzt hätte. Alles war gut.

Seat bläst zum Angriff

Auch bei Seat wurde geblasen. Zum Angriff nämlich. Auf die Kleinwagenklasse. Um zu beweisen, dass Kleinwagen aus Spanien nicht unbedingt Polo. Fiesta oder Mazda2 heißen müssen, zeigte Seat den neuen Ibiza, der im Juni starten wird. Seine Messepremiere wird übrigens Ende Mai in Madrid gefeiert, nicht auf der Leipziger Automesse, die an diesem Wochenende beginnt und sich zumindest in diesem Jahr zu recht als die größte Automobilausstellung im Land bezeichnen darf.

Dort hat Seat seine Teilnahme gleich ganz abgesagt. Man muss wohl ein bisschen kürzer treten, weil in Genf so sehr geprasst wurde. Jedenfalls munkelt man in der Branche, dass eine vom VW-Konzern veranstaltete Abendveranstaltung für Medienvertreter während des Genfer Automobilsalons mal eben zehn Millionen Euro (!) gekostet haben soll.

Porsche braucht Geld bekanntermaßen nicht so dringend, kann davon aber - was ebenfalls bekannt sein dürfte - nie genug bekommen und nimmt es sich, solange der Porsche-Kunde noch jeden Preis zu akzeptieren bereit ist und weiterhin jeden Neuwagen aus Zuffenhausen oder Leipzig ungesehen, fraglos und selbstverständlich mit Vollausstattung ordert. Also hob Porsche dort die Preise an, wo die Autos ohnehin mehr einbringen als im billigen Amerika. So sind für den geländegängigen Cayenne in Kürze ein- bis zweitausend Euro mehr fällig. Danke. Schöne Grüße an die Gattin.

Viel Geld für Stadion

Mercedes hätte das Geld auch gut brauchen können. Denn in dieser Woche sollen die Schwaben einen zweistelligen Millionenbetrag losgeworden sein, wofür das Stuttgarter Gottlieb-Daimler-Stadion jedoch für die nächsten 30 Jahre Mercedes-Arena heißt. Ob Porsche dafür auch im Gespräch war, ist nicht bekannt. Aber vermutlich hätte es für Porsche-Chef Wiedeking ohnehin einen größeren Reiz, die Wolfsburger VW-Arena umzubenennen.

Und zum Schluss noch eine gute Nachricht für all jene SL-Besteller, die seit Wochen darauf warten, nach dem inzwischen unakzeptabel gewöhnlichen iPhone endlich ihr neuestes Spielzeug auf dem Parkplatz des Golfclubs zeigen zu können. Morgen ist es endlich soweit. Mercedes liefert seinen abermals zur Begehrlichkeit gelifteten Sportwagen von 2001 aus. 80.000 bis 186.000 Euro mussten für die Show überwiesen werden, die allerdings auch therapeutische Effekte zeugen kann. Jedenfalls im offenen Achtzylinder-Modell. Denn Kohlendioxid ist erwiesenermaßen gut gegen Heuschnupfen und Migräne, weshalb es den SL durchaus auch auf Rezept geben sollte. Vielleicht könnte da mal der Herr Gabriel mal mit der Frau Schmidt… Nein, vergessen Sie’s.

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