Geländewagen boomen trotz Klimadebatte

Weiteres Wachstum erwartet

Das Segment der Geländewagen wächst und wächst. Daran ändert auch die Diskussion um diese als Spritfresser gescholtenen Fahrzeuge nichts. Doch die Hersteller haben reagiert und die SUVs effizienter gemacht.

Der Klimadebatte zum Trotz: Das Segment der nicht gerade als Spritsparer gerühmten Geländewagen wächst. Und mehr noch: Experten prognostizieren ein weiteres Wachstum. Da verwundert es kaum, dass die Hersteller für die nächsten Monate jede Menge Neuheiten in Petto haben.

Verzicht auf Allradantrieb

Dabei nahmen sich die Entwickler der Kritik von Umweltschützer durchaus an: Viele Fahrzeuge werden deutlich kleiner und damit sparsamer. Oft wird zu Effizienzzwecken auf den Allradantrieb verzichtet. Die eigentlich für den Offroad-Einsatz gedachten Wagen unterliegen zudem einem Wesenswandel. «Die Allradler sind lange nicht mehr so rustikal und wollen eher Kombi sein als Expeditionsfahrzeug», sagt Göran Tamm, der bei Hyundai in Deutschland das Marketing verantwortet.

Der neue Kia Sportage Kia

Beispiel Kia: Der neue Sportage, der seit August verkauft wird, ist zwar deutlich länger, aber dafür flacher und sportlicher als früher geraten. Auch das modische Design zeuge von der Neuausrichtung, meint Tamm. Die Preise beginnen bei 19 950 Euro. Wenn zum Jahreswechsel die Motorpalette komplett ist, haben die Kunden laut Kia die Wahl zwischen je zwei Benzinern und Dieseln, die ein Spektrum von 81 kW/115 PS bis 120 kW/163 PS abdecken.

Auch der Range Rover bricht mit dem ungeschriebenen Gesetz, dass die Wappnung für den Off-Road-Einsatz das Maß aller Dinge sei: Das neue Einstiegsmodell «Evoque», das die Briten im Oktober auf dem Pariser Autosalon (2. bis 17. Oktober) präsentieren, wird es mit Frontantrieb geben. Außerdem kommt das Modell wie der erste Range Rover vor 40 Jahren laut Hersteller zunächst nur als Zweitürer in den Handel.

BMW X3-Produktion läuft an

Der Range Rover Sport Range Rover

Neuigkeiten von BMW in München beziehungsweise vom US-Werk in Spartanburg passen ins Bild: Denn dort läuft dieser Tage die Produktion der zweiten X3-Generation an, die in Deutschland am 20. November zu Preisen ab 39 100 Euro in den Handel geht. Der mittlere Wagen der SUV-Reihe ist zwar in jeder Dimension ein wenig gewachsen, wiegt aber weniger als der Vorgänger. Zunächst soll es zwei Motorvarianten geben: Das Basismodell fährt mit einem zwei Liter großen Vierzylinder-Diesel mit 135 kW/184 PS. Für 12 000 Euro Aufpreis gibt es einen Sechszylinder-Benziner, der aus drei Litern Hubraum 225 kW/306 PS schöpft.

Ebenfalls neu in diesem Herbst ist der Saab 9-4X, den die Schweden noch in ihrer Zeit als General Motors-Tochter entwickelt haben. Nun allerdings wird das für die Autoshow in Los Angeles (19. bis 28. November) avisierte Fahrzeug mit einem halben Jahr Verspätung unter der Regie des neuen Eigentümers Spyker enthüllt. Der 9-4X rangiert zwischen BMW X3 und BMW X5.

Dass es auch größer geht, soll der neue Grand Cherokee beweisen, den Jeep nach dem Jahreswechsel auch in Europa anbieten will. Er biete mehr Platz und sei dank eines neuen V6-Motors sehr viel sparsamer, kündigten die Amerikaner an. Außerdem soll der mit drei unterschiedlichen Allradsystemen verfügbare Wagen erstmals eine Luftfederung erhalten, mit der sich im Gelände auch die Bodenfreiheit variieren lasse. In den USA gibt es den Wagen mit einem neuen 3,6-Liter-V6-Motor (213 kW/290 PS) oder einem V8, der aus 5,7 Litern Hubraum 268 kW/360 PS schöpft. Für Europa ist außerdem ein Diesel geplant.

Reaktion auf Kundenbedürfnisse

Der BMW X1 BMW

«All die vielen Geländewagen bringen die Hersteller nicht ohne Grund in Stellung», sagt Fabian Brandt von der Managementberatung Oliver Wyman in München und führt die «großen Markterfolge» kompakter Geländewagen wie VW Tiguan oder BMW X1 an: «Die Hersteller haben konsequent auf die veränderten Kundenanforderungen reagiert und bringen zunehmend kleinere SUVs mit deutlich verbesserten Verbrauchs- und Emissionswerten.»

Auch die Gerüchteküche und manche Händler-Ankündigung lässt schließen: Der Boom der kleinen Geländegänger wird so schnell wohl nicht abebben. Audi hat für das kommende Jahr bereits einen Q3 im Format des VW Tiguan angekündigt. Bei Mercedes gibt es angeblich Pläne für einen Geländewagen auf Basis der nächsten B-Klasse. Und seit Porsche unter das Dach des VW-Konzerns geholt wurde, verdichten sich die Gerüchte um einen «Baby-Cayenne». (dpa/tmn)

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Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

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