Auf der Los Angeles Auto Show verwirklichen die Amerikaner ihren American Dream. Geländewagen mit viel Potenz unter der Motorhaube dominieren gerade im sauberen Kalifornien die letzte große Automesse des Jahres.
Die elektrische Revolution macht Pause. Stand die Automobilindustrie vor zwei Monaten beim Pariser Salon noch unter Strom und hat von der emissionsfreien Zukunft geschwärmt, sind alternative Antriebe bei der letzten großen Motorshow des Jahres allenfalls ein Randthema. Ausgerechnet in Kalifornien, wo die elektrische Erfolgsgeschichte von Tesla begonnen hat, ist in diesem Jahr business as usual das Motto. So rollen auf der Autoshow in Los Angeles (noch bis 27. November) fast ausschließlich konventionelle Neuheiten ins Rampenlicht.
Wie es sich für das Mutterland des Geländewagens gehört, steht dabei einmal mehr das SUV im Focus. Mazda nutzt die Messe für die Premiere der zweiten Generation des CX-5. Der ist in Form und Format nahezu unverändert, innen aber kräftig aufgewertet und mit mehr Assistenzsystemen ausgestattet. Und er wagt sich sogar mit einem Diesel in die USA.
Alfa Romeo mit SUV-Premiere
Mini zieht das Tuch vom neuen, rund 20 Zentimeter gewachsenen Countryman, der so vollends zum familientauglichen SUV wird. Und selbst Alfa Romeo wagt sich mit dem neuen Stelvio zum ersten Mal auf Abwege. Der aufgebockte Bruder der neuen Giulia steht auf der Messe als Sportmodell mit 375 kW/510 PS, wird aber auch mit moderateren Motoren angeboten - in Europa schon zur Markteinführung im nächsten Frühjahr auch als Diesel.
Dazu gibt es die Neuauflage des mittelgroßen Equinox von Chevrolet. Ford holt das Mini-SUV Eco-Sport ins Land, Honda buhlt mit einem neuen CR-V um Aufmerksamkeit. Und VW hofft, dass der große Atlas mit viel Platz für wenig Geld den verfahrenen US-Karren aus dem Dreck ziehen kann. Schließlich treten die Niedersachsen mit dem in den USA gebauten Modell zum ersten Mal in einem der volumenstärksten Segmente an. Der Verkauf in Deutschland sei laut US-Chef Hinrich Woebcken zwar denkbar, aber aktuell keine Option.
Potente Luxusliner als Cabrio
Wer keinen Geländewagen im Angebot hat, der lockt die reichen Kalifornier mit Leistung, Luxus und ein bisschen frischer Luft. So zeigt Mercedes auf der Messe den AMG E 63, der mit bis zu 449 kW/610 PS zur bislang stärksten E-Klasse aufsteigt. Porsche zeigt den neuen Panamera als Executive mit 15 Zentimetern mehr Radstand für gute 20 000 Euro Aufpreis. Maybach schickt sein erstes Cabrio in den Fahrtwind an der Pazifikküste: Ab dem Frühjahr gibt es für Preise von 357 000 Euro aufwärts das S 650 Cabrio mit einem 463 kW/630 PS starken Zwölfzylinder. Und angeblich ist die auf 300 Exemplare limitierte Kleinserie bereits weitgehend verkauft.
Hier die SUV, dort die Luxusliner - und was ist mit den Saubermännern für die Öko-Schickeria in Beverly Hills und Malibu? Da ist zum einen ein Update für den E-Golf mit jetzt mehr als 300 Kilometern Normreichweite. Daneben kommen die Neuheiten in diesem Jahr aus einer Ecke, die bislang nicht gerade für den grünen Fortschritt bekannt war: aus England. Denn bei Mini dreht sich der neue Countryman zum ersten Mal für die Marke auch als Plug-in-Hybrid mit 40 Kilometern elektrischer Reichweite im Rampenlicht.
Jaguar in der Nische
Und Jaguar hat mit dem I-Pace sein erstes rein elektrisches Fahrzeug angekündigt. 294 kW/400 PS stark, etwa 75 000 Euro teuer, mit 500 Kilometern Reichweite und einem aufsehenerregenden Design, soll er in knapp zwei Jahren beweisen, dass man in einem SUV kein schlechtes Gewissen haben muss. Und zeigt schon heute, dass die grüne Welle in Los Angeles eben doch noch nicht ganz abgeebbt ist.
Jaguar-Chef Ralf Speth lässt sich vom Rückfall in die alten Muster rund um seinen Messestand deshalb auch nicht irritieren: «Die Elektromobilität kommt, und sie wird bleiben», ist er überzeugt. Wie Recht er damit hat, kann man im Foyer der Ausstellungshallen beobachten, wo zum ersten Mal auch Tesla als Aussteller vertreten ist. Nachdem der E-Autobauer in den letzten Jahren trotz des Heimvorteils einen weiten Bogen um den Benzingipfel gemacht hat, ist er jetzt mittendrin dabei. (dpa/tmn)