Deutsche Hersteller verkaufen weniger Autos ins Ausland

Minus 15 Prozent im ersten Halbjahr

Deutsche Hersteller verkaufen weniger Autos ins Ausland
Im ersten Halbjahr 2019 wurden knapp 1,9 Millionen Autos exportiert. © dpa

Der Auto-Export gingen im ersten Halbjahr 2019 deutlich zurück. Der Handelsstreit zwischen USA und China, die schwache Konjunktur, aber auch die Klimavorgaben der EU machen der Branche zu schaffen.

Die schwächelnde Nachfrage aus dem Ausland sorgte in den ersten sechs Monaten dieses Jahres für Rückgänge beim Auto-Export. So wurden im ersten Halbjahr knapp 1,9 Millionen Autos ausgeführt. Das sind rund 15 Prozent weniger als im gleichen Zeitraum des Vorjahres, wie der Präsident des Verbands der Automobilindustrie (VDA), Bernhard Mattes, am Dienstag in Berlin mitteilte.

Das wirkte sich auch auf die Produktion aus, die mit 2,5 Millionen Autos bis Juni rund 12 Prozent unter Vorjahresniveau lag. Rund drei Viertel aller Personenfahrzeuge in Deutschland werden jedes Jahr ins Ausland verkauft, die meisten davon nach Großbritannien und in die USA.

Entspannung in Sicht

Deutlich zufriedener stimmten die Branche die Zulassungszahlen im Inland. Rund 1,8 Millionen Fahrzeuge wurden hierzulande in den ersten sechs Monaten zugelassen. Das sind etwa ein Prozent mehr als in den ersten sechs Monaten 2018.

Für das Gesamtjahr rechnet der Verband indes mit einer Entspannung. Die Inlandsproduktion werde sich demnach mit rund 4,9 Millionen Fahrzeugen bei einem Minus von 5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr einpendeln. Beim Auto-Export geht der Verband ebenfalls von einem Rückgang von 5 Prozent aus und rechnet mit 3,8 Millionen Fahrzeugen.

Die Branche steht derzeit von mehreren Seiten unter Druck: Im März hatte die EU strengere Klimaregeln für Autos beschlossen. Seither lautet das Ziel, den CO2-Ausstoß von Neuwagen bis 2030 um 37,5 Prozent im Vergleich zu 2021 zu senken. „Zehn Jahre sind ein langer, für diese Aufgabe aber ein kurzer Zeitraum“, sagte VDA-Präsident Mattes.

Mehrs als 150 E-Modelle bis 2023

VDA-Präsident Bernard Mattes verspricht eine große Elektroauto-Offensive der Hersteller. Foto: dpa

Der größte Hebel für dieses Ziel sei die Elektromobilität. „Keine der Alternativen kann in diesem Umfang in den nächsten zehn Jahren diesen Beitrag zur Zielerreichung leisten wie die Elektrifizierung“, so Mattes. Die Hersteller würden bis 2023 ihr Modellangebot auf über 150 E-Modelle verfünffachen, versprach er.

Wegen manipulierter Abgaswerte bei Dieselmotoren hat die Branche bei Verbrauchern in den vergangenen Jahren viel Vertrauen verspielt. Zu aktuellen Vorwürfen in diesem Zusammenhang an Audi und das Kraftfahrtbundesamt (KBA) nahm der VDA-Präsident keine Stellung.

Klimaschützer kritisieren Freihandelsabkommen

Mattes betonte die Herausforderungen durch den Handelskonflikt, den die USA vor allem mit China austragen. China ist der drittgrößte Exportmarkt für die Branche. Mattes warb für freien Handel und betonte die Bedeutung des Freihandelsabkommens, das die EU mit dem lateinamerikanischen Staatenbund Mercosur ausgehandelt hat. Allein in Brasilien seien Hersteller und Zulieferer aus Deutschland mit mehr als 120 Produktionsstandorten vertreten.

Die jahrelangen Verhandlungen waren am Freitag abgeschlossen worden. Allerdings müssen die Parlamente der Mitgliedstaaten noch zustimmen. Vor allem bei Landwirten stößt das Vorhaben auf harsche Kritik. Sie rechnen mit unfairem Wettbewerb wegen ungleicher Anforderungen beim Umweltschutz. Klimaschützer fürchten unter anderen, dass für noch mehr Anbauflächen weiter Regenwald abgeholzt wird. (dpa)

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Frank Wald
Nach einem abgeschlossenen Studium der Kulturwissenschaften in Göttingen, Frankfurt und Hamburg volontierte er bei der Hamburger Morgenpost. Danach folgten freiberufliche Engagements u.a. bei Spiegel-Online, Welt am Sonntag, und TV Spielfilm. Seit 1996 berichtet er als freier Journalist über automobile Neuerscheinungen.

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