Rohstoffmangel setzt Autobauer unter Druck

Rohstoffmangel setzt Autobauer unter Druck
Hohe Rohstoffkosten und fehlende Chips bremsen die Erholung der Autoindustrie. © dpa

Vom Karosseriestahl bis zur Elektronikbauteil – aktuell ist vieles rar. Bei Autobauern wirkt sich der Rohstoffmangel besonders aus.

Bei vielen Materialien herrscht derzeit Engpass. Das setzt auch die Automobilhersteller unter Druck. Nach Expertenmeinung gehen die schon deutlich gestiegenen Preise weiter nach oben – ein Ende ist nicht absehbar. „Leere Lager, ein eingeschränktes Angebot und eine anhaltend hohe Nachfrage führen zur langfristigen Überstrapazierung der Rohstoffmärkte“, sagt Danilo Zatta vom Beratungsunternehmen Horváth. Der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertags, Peter Adrian, spricht von einem „großen Problem“.

Etwa beim Stahl. Jahrelang klagte Europas Stahlindustrie wegen asiatischer Billigimporte über Absatzprobleme. Das ist vorbei. Bei Europas größtem Stahlhersteller Thyssenkrupp ist von einem „Stahlengpass in Europa“ die Rede. Die Folge: Stahl wurde deutlich teurer. Der steile Preisanstieg habe „selbst unsere sehr optimistischen Erwartungen übertroffen“, sagt David Varga vom Bankhaus Metzler. Die höheren Stahlpreise treffen nicht nur den Bau von Karossen – selbst simple Konservendosen oder Kronkorken verteuerten sich.

Auch bei Autoreifen müsse man sich auf höhere Kosten einstellen, warnte kürzlich der Bundesverband Reifenhandel und Vulkaniseur-Handwerk (BRV). Man gehe davon aus, dass es in den kommenden Monaten, etwa beim Umrüsten auf Winterreifen, zu „spürbaren Preiserhöhungen“ in allen Segmenten komme. Denn die Kosten für Rohstoffe, Energie und Logistik seien gestiegen. Der Reifenfachhandel müsse Preissteigerungen „voll an private wie gewerbliche Verbraucher weitergeben“, sagte der Verbandsvorsitzende Stephan Helm.

Ölpreis steigt, Container werden teurer

Stahl, Chips, Kautschuk – vieles ist derzeit Mangelware. Foto: dpa

So seien die Kosten für Naturkautschuk, eines der Hauptmaterialien bei der Reifenproduktion, stark gestiegen. Der Mittelwert für das erste Halbjahr habe 57 Prozent über dem Vorjahr gelegen. Und mit dem Anziehen der Ölpreise hätten sich auch auf petrochemischer Basis hergestellte synthetische Kautschuke stark verteuert. Zudem bekomme die Branche steigende Containerfrachtraten im Welthandel zu spüren.

Auch in der Kautschukproduktion hat nach der Corona-Krise eine starke Erholung eingesetzt. Brach die deutsche Kautschukherstellung 2020 wegen der Pandemie um rund 20 Prozent ein, werde seit einigen Monaten wieder auf Vorkrisenniveau produziert, berichtete der Verband der Chemischen Industrie (VCI). Zugleich sei die Nachfrage sehr groß. Die Preise für Reifen könnten steigen, meint auch der VCI. Die Lage dürfte sich in der zweiten Jahreshälfte aber wieder entspannen.

Seit mehr als einem halben Jahr bringt zudem der Mangel an wichtigen elektronischen Bauteilen die Autobauer weltweit aus dem Takt. Der Engpass an Halbleitern sorgt bei VW, Daimler, BMW und anderen Firmen immer wieder für Produktionsausfälle und verlängert die Lieferfristen neuer Fahrzeuge teils erheblich. Wegen des coronabedingten Nachfrageeinbruchs 2020 hatten die Konzerne große Kontingente dieser Chipkomponenten abbestellt – im aktuellen Aufschwung fehlen die Teile ihnen nun zuhauf. Schichten fielen aus, Kurzarbeit in einzelnen Werken folgte, Hunderttausende geplante Autos konnten nicht im vorgesehenen Zeitplan gefertigt werden.

Durch Wetterextreme und Brände fielen bei Halbleiter-Firmen in Japan und den USA dann auch noch weitere der ohnehin begrenzten Kapazitäten aus. Die Autobauer behelfen sich angesichts der knappen Ressourcen zurzeit unter anderem damit, dass sie gewinnträchtigere Modelle bevorzugt mit den knappen Teilen bestücken – so konnten etwa VW und Daimler zuletzt trotz der Krise üppige Gewinne im Tagesgeschäft vermelden. Die Knappheit dürfte sich nach Expertensicht allerdings bis weit in das vierte Quartal ziehen. (dpa)

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