Je moderner das Auto, desto teurer die Reparatur

Je moderner das Auto, desto teurer die Reparatur
Carglass kalibriert die Kameras hinter der Windschutzscheibe neu, wenn das Glas getauscht werden musste. © Carglass

Sicherheit, Komfort und Vernetzung verbessern sich bei Autos ständig. Das hat seinen Preis, lernt man spätestens beim Besuch der Werkstatt.

Mit der zunehmenden Verbreitung von Assistenzsystemen werden Autos immer sicherer. Doch auch wenn die Unfallfolgen durch Notbremssysteme und Aufprallwarner heute oft weniger schwerwiegend sind als früher, bedeutet das nicht, dass dadurch auch die Reparaturkosten sinken. Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) prognostiziert in seiner Studie „Automatisiertes Fahren – Auswirkungen auf den Schadenaufwand bis 2040“ für die kommenden zwei Dekaden einen lediglich moderaten Rückgang der Entschädigungsleistungen seiner Mitglieder. In den Haftpflichtversicherungen könnten die Entschädigungen um 17 Prozent sinken, bei Kaskoversicherungen wird ein Rückgang von lediglich 7 Prozent erwartet.

Als Gründe nennt die Studie gleich mehrere Faktoren. Der wichtigste: Die zusätzliche Technik für Assistenzsysteme treibt die Reparaturkosten in die Höhe. Musste früher bei einem Auffahrunfall im besten Fall nur die verbeulte Stoßstange getauscht werden, wird heute schnell ein ganzes Arsenal an Sensoren im Kühlergrill in Mitleidenschaft gezogen. Ohne Parkpiepser an der Front kommen heute fast nur noch Kleiwagen auf die Straße. Bei vielen Autos kommt noch ein Radar dazu, bei besonders hochwertigen auch ein Lidar. Allein der Teilepreis erreicht schnell mittlere vierstellige Beträge.

Viel Technik in Frontpartie und Scheibe

Bei Blech kann man noch reparieren, bei Großgussteilen hilft oft nur der komplette Austausch. Foto: SP-X

Die Fahrzeugfront ist nicht die einzige empfindliche Partie beim Auto. Teuer wird es auch bei einer kaputten Windschutzscheibe: Sie fällt bei Pkw mit Assistenzsystemen um 25 Prozent teurer aus, hat der GDV ermittelt. Generell hat sich die einfache Glasplatte zum Hightech-Bauteil entwickelt – mit entsprechenden Kosten. Rund die Hälfte der Autogläser in Europa verfügen mittlerweile über Geräuschdämmung, hat die Werkstattkette Carglass errechnet. 40 Prozent bieten einen Hitzeschutz. Vermehrt gibt es auch Heizdrähte und Head-up-Displays. Zudem verfügen fast alle neuen Autos über eine bis drei Frontkameras, die in einem speziellen Gehäuse hinter der Windschutzscheibe befestigt werden.

Neben den Kosten wächst auch der Zeitaufwand beim Austausch. Befindet sich hinter der Scheibe eine Kamera, etwa für den Spurhaltewarner oder den Abstandstempomat, muss diese neu kalibriert werden. Im Extremfall steuert das Fahrzeug ansonsten ohne Eingriff des Fahrenden möglicherweise bereits nach rund 100 Metern unfreiwillig in den Gegenverkehr, warnt Carglass. Das Unternehmen hat daher ein eigenes Kalibrierungs-Verfahren entwickelt, das bei immer mehr Fahrzeugen nach dem Scheibentausch zum Einsatz kommt.

Ganz neue Herausforderungen stellen auch neue Produktionsmethoden wie das sogenannte Giga-Casting dar. Dabei wird das Chassis nicht mehr aus gut 70 Einzelkomponenten zusammengefügt, sondern gleich als zusammenhängendes Teil hergestellt. Das senkt die Produktionskosten, erhöht aber den Aufwand bei Reparaturen. So müssen etwa Großgussteile bei einem Schaden oft komplett getauscht werden. (SP-X)

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