Razzia bringt Audi-Chef Stadler in Bedrängnis

Durchsuchungen wegen Dieselskandal

Razzia bringt Audi-Chef Stadler in Bedrängnis
Audi-Chef Rupert Stadler bei der Bekanntgabe des Konzernergebnisses. © dpa

Nun hat der Dieselskandal Audi voll erfasst. Kurz vor der Jahrespressekonferenz fand beim Autobauer eine Razzia statt. Begründet wurde das von der Staatsanwaltschaft mit einem Betrugsverdacht.

Von Frank Mertens

So hatte sich das Rupert Stadler nicht gedacht: Eigentlich wollte der Audi-Chef an diesem Mittwoch auf der Jahrespressekonferenz des Autobauers in Ingolstadt zufrieden berichten, wie erfolgreich das zurückliegende Geschäftsjahr für das Unternehmen gelaufen sei.

Natürlich wäre es auch um den Dieselskandal gegangen. Ganz ausschweigen hätte ihn Stadler nicht. Schließlich hat er der VW-Tochter ein Jahr beschert, dass eines „der herausfordernsten der Geschichte“ (Stadler) war. Doch im Mittelpunkt sollte das Konzernergebnis stehen.

Razzia am frühen Morgen

Doch es kam anders als gedacht: Dafür gesorgt hat die Staatsanwaltschaft München II mit ihrer am frühen Morgen um sieben Uhr gestarteten Razzia beim Autobauer. Begründet wurde dieser Schritt von der Anklagebehörde mit einem Betrugsverdacht im Dieselskandal, wie sie mitteilte. Zwar gebe es derzeit noch keine konkreten Beschuldigten, es werde gegen Unbekannt ermittelt. Außerdem werde geprüft, ob Audi im Zusammenhang mit dem Verkauf von rund 80.000 Dieselwagen in den USA zwischen 2009 und 2015 "strafbare Werbung" betrieben habe.

Beteiligt an den Durchsuchungen in der Audi-Zentrale in Ingolstadt und des Audi-Werks Neckarsulm sowie an weiteren Orten waren mehrere Staatsanwälte und Beamte verschiedener Landeskriminalämter. Audi hatte in den USA Diesel-Autos mit illegaler Software verkauft, die niedrigere Abgaswerte angibt. Schon unmittelbar nach Bekanntwerden der Vorwürfe in den USA hatte die bayerische Justiz ein Prüfverfahren eingeleitet.

Konzentration aufs abgeschlossene Geschäftsjahr

„Trotz der Tagesaktualität würden wir uns wünschen, dass wir uns auf das abgeschlossene Geschäftsjahr konzentrieren", sagte Stadler. Angesichts dieser Razzia wurde dann aber nicht viel aus Stadlers Wunsch, lieber über das Konzernergebnis von 3,1 Milliarden Euro und einem Absatz von fast 1,9 Millionen Fahrzeugen (+3,6 Prozent) zu reden.

Trotz einer Vielzahl von Nachfragen wollte sich Stadler nicht zu laufenden Ermittlungen äußern. Er verwies auf die großen Fortschritte einer Taskforce bei der Aufarbeitung des Dieselskandals. Allerdings räumt der Audi-Chef ein, dass die Aufarbeitung der Abgasaffäre längst noch nicht abgeschlossen sei. Aber sein Unternehmen tue alles, "dass so etwas wie die Diesel-Affäre bei uns nie wieder passiert". Stadler betonte, dass er sich stets für die Aufklärung der Abgasaffäre eingesetzt habe, sie «ist aktuell mein zentraler Job als Vorstandsvorsitzender».

Doch wie sieht es mit persönlichen Konsequenzen wegen des Dieselskandals aus? Die scheint Stadler nicht in Erwägung zu ziehen. Daran haben auch Vorwürfe eines ehemaligen Audi-Chefentwicklers nichts geändert. Dessen Anwalt hatte kürzlich bei einem Arbeitsgerichts-Prozess in Heilbronn ausgesagt, dass die Chefetage bereits Jahre vor dem Bekanntwerden des Abgasskandals im September 2015 von den Manipulationen gewusst hätte. Doch diese Vorwürfe wurden seitens des Aufsichtsrates nach einer Prüfung als nicht zutreffend zurückgewiesen. Das Kontrollgremium sprach Stadler das Vertrauen aus. Doch durch die heutige Razzia dürfte der Druck auf Stadler wieder zunehmen.

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