Bram Schot wird Audi kommissarisch leiten. Derweil wartet der in der JVA Augsburg inhaftierte und beurlaubte Audi-Chef Rupert Stadler auf seinen ersten Vernehmungstermin.
Audi-Chef Rupert Stadler wartet im Untersuchungsgefängnis in Augsburg auf seine erste Vernehmung. Die Münchner Staatsanwaltschaft beabsichtige, ihn noch diese Woche zu vernehmen, sagte eine Sprecherin.
Der Automanager habe bereits mitgeteilt, dass er sich nach Beratungen mit seinem Verteidiger zur Sache äußern werde.
Telefon von Stadler abgehört
Der 55-Jährige wurde am Montag in seinem Haus in Ingolstadt festgenommen. Er soll nach Einleitung des Ermittlungsverfahrens im Dieselskandal geplant haben, Zeugen oder Mitbeschuldigte zu beeinflussen. Die Ermittler hatten auch sein Telefon abgehört.
Eine Frist für die Untersuchungshaft gibt es nicht, aber die Staatsanwaltschaft muss in Haftsachen beschleunigt arbeiten. Nach sechs Monaten muss das Oberlandesgericht auf jeden Fall prüfen, ob eine weitere Inhaftierung noch gerechtfertigt ist.
Schot übernimmt Audi-Vorsitz vorerst
Derweil hat der Aufsichtsrat der Volkswagen AG der Bitte von Stadler entsprochen, ihn von seinen Aufgaben als Mitglied des Vorstands der Volkswagen AG zu entbinden, wie VW mitteilte. Die Entbindung erfolge vorübergehend, bis die Sachverhalte geklärt sind, die zur Verhaftung geführt haben.
Volkswagen teilte weiterhin mit, dass Abraham Schot, die Aufgaben Stadler als Interims-Chef übernehme. Auch Finanz-Chef Alexander Seitz war im Gespräch. Damit Schot auch an den Sitzungen des Konzernvorstands teilnehmen, deren Gast seit dem 1. Januar 2010 der nunmehr inhaftierte Automanager war.
Betriebsrat und IG Metall begrüßen Entscheidung
Der Audi-Betriebsrat und die IG Metall haben die Berufung von Schot begrüßt. Der Betriebsratschef und stellvertretende Audi-Aufsichtsratschef Peter Mosch sagte am Dienstag: «Unsere Belegschaft und unser Markenimage dürfen nicht weiter unter der belastenden Situation leiden.»
Irene Schulz, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall und Mitglied im Präsidium des Aufsichtsrats, sagte, die Belegschaft «braucht eine klare Perspektive und die Sicherheit, dass sich das Unternehmen in vollem Umfang den Zukunftsfragen der Branche stellen kann».
Mosch betonte, Audi müsse handlungsfähig bleiben. Die Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat hätten sich für Bram Schot als kommissarischen Vorstandsvorsitzenden ausgesprochen. Für die Belegschaft sei jetzt wichtig, dass er Audi «wieder in ruhigeres Fahrwasser bringt, die Aufklärung vorantreibt, diese konsequent zum Abschluss bringt und vor allem auch das Tagesgeschäft weiter im Auge behält», sagte Mosch. In Ingolstadt beschäftigt Audi 44.000, im württembergischen Neckarsulm 17.000 Mitarbeiter. (AG/dpa)