Audi auf dem Weg zum unfallfreien Fahren

Fahrerassistenzsysteme der Zukunft

Audi auf dem Weg zum unfallfreien Fahren
Mit Fahrerassistenten können viele Unfälle vermieden werden. © Audi

Fahrerassistenzsysteme nehmen immer mehr Platz ein. Schon ab der kommenden Autogeneration werden zumindest die Fahrzeuge der Oberklasse vor größeren Schaden bewahrt bleiben – und die Verkehrsteilnehmer auch.

Von Thomas Flehmer

Der Fahrer ist sehr redselig. Während er mit rund 30 km/h über den Asphalt fährt, schaut er uns, die wir auf der Rücksitzbank sitzen, während der Fahrt an. Auf einmal kommt ein Mensch hinter einem Auto hervor und will die Straße überholen. Der Fahrer hält – immer noch zu uns gewandt – weiter seinen Monolog. In letzter Sekunde bremst das Fahrzeug ab und verhindert einen Aufprall. Der Fahrer freut sich darüber, dass nichts passiert ist, denn so konnte das System, dass er vorführen wollte, seine Tauglichkeit unter Beweis stellen.

90 Prozent der Unfälle durch menschliches Fehlverhalten

Wie wohl alle Hersteller bastelt auch Audi an den Fahrassistenzsystemen der Zukunft. Daimler-Chef Dieter Zetsche geht davon aus, dass diese Systeme in den kommenden zehn Jahren dazu führen werden, dass es weitestgehend unfallfrei auf den Straßen zugeht.

Kritiker werfen jetzt ein, dass damit die Konzentration des Fahrers durch die Entlastung noch mehr verhindert oder der Fahrer gar entmündigt werde. Doch wenn die Systeme auch im Alltag perfekt funktionieren, könnte der Fahrer gar ohne Angst vor möglichen Folgen hinterm Steuer sein Handy am Ohr behalten. "Wir wollen mit den Systemen nur dann eingreifen, wenn es wirklich nötig ist", sagt Christian Hilpoltsteiner vom Audi-Trainings-Zentrum am Flughafen München, "allerdings ist es nun mal so, dass 90 Prozent aller Unfälle durch menschliches Fehlversagen passieren."

Auto parkt selbstständig ein und aus

Der Audi steuert selbstständig in die Garage Audi

Um diese Quote einzudämmen, ist das Pre sense City-System von Audi, dass hinter Autos hervorkommenden Menschen erkennen und das Leben retten kann, dafür ein guter Baustein. In Zukunft werden dann ebenso eine aktive Gefahrenbremse, ein Kreuzungsassistent oder das pilotierte Parken, bei dem das Auto per Knopfdruck sich selbstständig ein- oder ausparkt, ohne dass jemand hinter dem Lenkrad sitzt. BMW hatte ein ähnliches System bereits vor ein paar Jahren vorgestellt.

Klingt ein wenig nach James Bond, ist aber erreichbar durch Sensor- und Radarunterstützte Systeme, die zum Teil heute schon bei anderen Herstellern arbeiten oder in naher Zukunft verstärken wird – aufgrund des hohen Preisniveaus zunächst nur in der Oberklasse.

Frühzeitige Warnung durch UMTS und WLAN

Im Bordcomputer wird angezeigt, dass ein Auto von links kommt Audi

Neben den Radar- oder Sensorunterstützten Systemen spielt die Vernetzung der Fahrzeuge eine ebenso wichtige Rolle. "Durch UMTS und WLAN können Autofahrer frühzeitig gewarnt werden, wenn die Gefahr noch gar nicht erkennbar ist", so Hilpoltsteiner. So kann der Kreuzungsassistent quasi um die Ecke schauen und warnt vor den Fahrer auf dem Bordcomputer oder Monitor.

Dass die Zeit der Vernetzung noch ein wenig auf sich warten lässt, ist klar. Dass sie irgendwann kommen wird aber ebenso. "Derzeit arbeiten alle Autohersteller in Europa an einer gemeinsamen Lösung", sagt Entwicklerin Daniela Thum-Schmidl, "bis Ende 2012 läuft die Zusammenarbeit." Dann ist allerdings erst ein weiterer Abschnitt bewältigt, der den Weg in die vernetzte Zukunft aber weiter ebnen wird. Auch hier werden die Fahrzeuge der Oberklasse, bei denen Internet schon jetzt zum Standard gehört, zuerst davon profitieren.

Durchgängiges Fernlicht

Das Fernlicht zeigt den Weg ohne zu blenden Audi

Und auch beim Licht kann der Standard angehoben werden. Während BMW dem Laserlicht größte Zukunftschancen einrechnet, setzt Stephan Berlitz, Chef der Lichtelektronik bei Audi, auf LED-Licht. Bei der in der Entwicklung steckenden LED Matrix Beam "hat der Fahrer durchgängig Fernlicht ohne andere Verkehrsteilnehmer zu blenden", sagt Berlitz. Dank Kamera, Navi und Sensoren werden diese auch in weiter Entfernung wahrgenommen und bei ihnen das Licht regelrecht ausgeknipst, während die umgebenden Bereiche weiter beleuchtet bleiben.

Die Heckleuchten hingegen könnten mit Laserlicht ausgestattet werden. Dieses wirft in einem gewissen Abstand einen roten Balken auf die Straße, um den nachfolgenden Verkehr quasi auf Abstand zu halten. "Bei Nebel sendet das Licht dann ein rotes Warndreieck, das nur der nachfolgende Fahrer sehen kann, von der Seite aber unsichtbar ist", so Berlitz.

Ziel: Unfallvermeidendes, voll vernetztes Auto

Auf dem Monitor werden die Fahrzeuge gezeigt, die der Fahrer noch nicht sehen kann. Audi

Neben der Arbeit an den Sicherheitssystemen müssen zeitgleich auch rechtliche Fragen geklärt werden. Während bei der Lichttechnik laut Berlitz "diverse Probleme mit dem Gesetzgeber schon geklärt" seien, stehen "Haftungsfragen sicherlich im Raum", sagt Audi-Pressesprecher Christian Bangemann.

Denn sollte zum Beispiel beim automatischen Einparken etwas passieren, steht die Frage im Raum, ob Fahrer oder Hersteller dafür haftbar gemacht werden können. Es dauert noch ein wenig mit der Zukunft, doch für Hilpoltsteiner ist klar, "dass wir uns auf dem Weg zum unfallvermeidenden voll vernetzten Automobil befinden."

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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