Die Consumer Electronic Show in Las Vegas ist für eine Woche nicht nur Hauptstadt der Elektronik-Industrie. Auch die Autobauer zeigen beim Zukunftsthema autonomes Fahren Flagge. So lässt Audi ein Fahrzeug 900 Kilometer autonom fahren.
Die Consumer Electronic Show (CES) in Las Vegas ist für eine Woche nicht nur Hauptstadt der Elektronik-Branche. Vor allem die Autobauer zeigen beim Thema autonomes Fahren und Vernetzung Flagge. Eine Woche vor der diesjährigen Detroit Auto Show in Detroit präsentieren die Autohersteller im Spielerparadies erneut, was sie mit Blick auf das vernetzte Fahrzeug und insbesondere das selbstfahrende Fahrzeug zu bieten haben. Welchen Stellenwert die Automobilindustrie mittlerweile auf der CES einnimmt, zeigt auch, dass Daimler-Chef Dieter Zetsche in diesem Jahr Keynote-Speaker ist.
Google auf Partnersuche
Die deutschen Premiumhersteller BMW, Audi und Mercedes, aber auch VW, Ford und Toyota wollen auf der CES zeigen, dass sie sehr wohl in der Lage sind, bei Innovationen gegen die IT-Branche mithalten zu können. Allen voran auch gegen Google. Der Suchmaschinen-Gigant hat sich mittlerweile mit seinem selbstfahrenden Google-Mobil zu einem ernsthaften Player beim autonomen Fahren entwickelt.
Gerade erst ließ Google wissen, seinen Prototypen auch mit Lenkrad, Gas- und Bremspedal auszustatten, um es auch im Straßenverkehr nutzen zu können. Zwar sagte Google, dass man nicht unter die Autobauer gehen wolle, aber dennoch nach Partnern aus der Automobilindustrie suche. Dort wird man so etwas durchaus gern hören.
Mercedes zeigt Innenraum der Zukunft
Denn ohne Partner aus der IT-Branche beziehungsweise den Zulieferern wird es selbstfahrende Autos nicht geben. Erst kürzlich kündigte der südkoreanische Elektronik-Riese LG an, dass er 3D-Kameras für automatisiert fahrende Mercedes-Autos liefern wird. Mercedes wird auf der CES zudem auch ein neues Erprobungsfahrzeug mit dem Innenraum der Zukunft präsentieren.
Bei der Vorstellung des neuen für eine viersitzige Limousine vorgesehenen Innenraumkonzepts im November im Silicon Valley präsentierten die Schwaben ein variables Sitzsystem mit vier drehbaren Loungesesseln. Sie ermöglichen es Fahrer und Beifahrer, ihre Sitze so zu drehen, dass man seinen Mitreisenden im Fond gegenübersitzt, wenn man das Auto denn autonom fahren lassen will. Zugleich war der Innenraum digitalisiert. Man kann gespannt sein, was die Schwaben auf der CES zeigen werden.
BMW wird auf der CES sein autonom fahrendes Forschungsfahrzeug BMW i3 präsentieren. Es soll unter anderem in der Lage sein, mit dem Remote Valet Parking Assistant automatisch in einem Parkhaus auf Parkplatzsuche zu gehen. Der Fahrer steuert diesen Prozess über eine Smartwatch. Nach Abschluss des Parkvorgangs verriegelt sich das Fahrzeug selbst und fährt erst dann wieder vor, wenn es per Smartwatch vom Fahrer gerufen wurde.
Audi will 800 Kilometer autonom fahren
Die VW-Tochter Audi, die im Oktober einen RS7 ohne Fahrer im Grenzbereich vollautonom über den Hockheimring rasen ließ, zeigte diesmal, dass man auch im öffentlichen Straßenverkehr das pilotierte Fahren beherrscht. Dazu ließ man einen A7 die 900 Kilometer lange Strecke von Stanford nach Las Vegas (550 Meilen) autonom zurücklegen. Wie Konkurrent Mercedes besitzt auch Audi die Lizenz von den US-Bundesstaaten Kalifornien und Nevada für das autonome Fahren. Der Start erfolgte am Sonntag (Ortszeit). „Mit der Testfahrt von der Westküste Kaliforniens nach Las Vegas demonstrieren wir unsere Führungsrolle im Bereich pilotiertes Fahren“, sagte Audi-Entwicklungsvorstand Ulrich Hackenberg. Diese Führungsrolle beanspruchen indes auch die Konkurrenten von BMW und Mercedes für sich.
Was die Zulieferer zu bieten haben, zeigt beispielsweise die Nokia-Tochter Here, die an den Karten für das autonome Fahren arbeitet. Ohne zentimetergenaue Karten wird es kein autonomes Fahren geben, entsprechend mit Nachdruck arbeitet Here an der digitalen Karte 3.0, wie der Leiter der digitalen Kartendienste, Christof Hellmis, gerade der Autogazette sagte.
Delphi zeigte neuste Technologien
Der Autozulieferer Delphi präsentiert in einem Audi Q5, wie weit man mit seiner Technik ist, die für das autonome Fahren benötigt wird. „Die Präsenz der Automobilindustrie auf der CES hat in den letzten Jahren dramatisch zugenommen, und das aus gutem Grund“, sagte Delphi-Entwicklungsvorstand Jeff Owens. „Unterhaltungselektronik und Automobiltechnik wachsen zusammen wie niemals zuvor. Obwohl die Unterhaltungselektronikindustrie in punkto
Innovation etwas schneller getaktet ist, holt die Automobilbranche dynamisch auf“, fügte er hinzu.
So wird Delphi beispielsweise bei Testfahrten mit seinem Versuchsfahrzeug zeigen, wie weit die Radartechnologie bereits ist. Der Q5 verfügt beispielsweise über Nah- und Fernradarsystemen, die mit ihrer 360 Grad-Konfiguration neben der Adaptiven Geschwindigkeitskontrolle auch Kontrollfunktionen beim Abbiegen verfügen. Zu den Features, die Delphi zeigen wird, gehört daneben auch eine neue Spracherkennung und Gestenerkennung sowie Blickverfolgung des Fahrers – alles samt Funktionen, die Bestandteil für das autonome Fahren sind. (AG/FM)