Oldtimer finanzieren: Sammlerstück mit Wertgarantie

Oldtimer finanzieren: Sammlerstück mit Wertgarantie
Seltene Oldtimer wollen gut gepflegt sein. © Porsche

Fahrzeuge mit einem H-Kennzeichen bleiben bei deutschen Autofans beliebt: Oldtimer  erleben derzeit entsprechend weiter eine große Nachfrage als Wertanlage.

Nach Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA) gab es von historisch eingestuften Fahrzeugen Anfang diesen Jahres einen Bestand von 536.515 Fahrzeuge. Das entspricht einem Anstieg von rund 10 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Er unterstreicht, wie beliebt historische Fahrzeuge hierzulande immer noch sind.

Aber was machen Oldtimer so wertvoll für ihre Besitzer? Sind es die Sammlerleidenschaft und der Reiz des Besonderen, oder sind Oldtimer tatsächlich eine sichere Wertanlage? Und wie macht sich der Oldtimer als Objekt einer Finanzierung?

Preise für Oldtimer beruhigen sich

Über viele Jahre gab es einen regelrechten Boom auf die Oldtimerszene. Die kostbaren Stücke aus der guten alten Zeit galten nicht nur für Sammler mit der erforderlichen Sachkenntnis als wahre Schätze, sondern konnten aufgrund ihrer steigenden Kaufpreise durchaus als sichere Wertanlage betrachtet werden.

Als echte Oldtimer gelten nur Fahrzeuge, die mindestens 30 Jahre als sind und sich in einem einwandfreien und originalgetreuen Zustand befinden, das bedeutet, dass nur Originalteile verbaut sind oder für Reparaturen oder erlaubte zeitgenössische Umbauten originalgetreue Nachbauten der ursprünglichen Fahrzeugteile verwendet wurden. Für so ein Schmuckstück sind Sammler und Experten seit jeher bereit, große Summen auf den Tisch zu legen.

Welche Preise tatsächlich für einen Oldtimer aufgerufen werden können, hat sich allerdings in den letzten Jahren relativiert. Auch wenn die Begeisterung für das historische Blech ungebrochen ist, können nur noch seltene Modelle, vor allem aus dem sehr hochpreisigen Segment und aus dem Rennwagenbereich, als echte Wertanlage mit einer zu erwartenden Wertsteigerung betrachtet werden. Wertsteigerungen, die früher auch für gängigere Modelle zu erwarten waren, lösen sich Experten zufolge inzwischen eher in den Kosten für Unterbringung, Wartung und originalgetreuer Instandhaltung auf. Die breite Masse der Oldtimer bleibt aber vor allem für Sammler interessant.

Oldtimer richtig finanzieren

Wer sich einen echten Oldtimer zulegen möchte, muss dafür das nötige Kleingeld haben. Zwar gibt es durchaus Märkte für Einsteiger in der historischen Szene, über die ein entsprechendes Liebhabermodell schon für zweistellige Summen im unteren Bereich zu bekommen sind, für die echten Schmuckstücke mit Sammlerwert ist allerdings eine praller gefüllte Geldbörse erforderlich. Hier werden noch immer Kaufpreise im sechs- und siebenstelligen Bereich aufgerufen.

Oft ist der Erwerb eines hochpreisigen Oldtimers nur über eine Finanzierung möglich. Hier sollten Kaufinteressenten allerdings frühzeitig mit der Suche nach dem richtigen Finanzierungspartner beginnen. Klassische Autokredite werden in der Regel nämlich nur für Neufahrzeuge oder Gebrauchtwagen bis zu einem gewissen Alter und Fahrzeugwert vergeben. Die Finanzierung eines Oldtimers werden die meisten Banken- und Kreditinstitute deshalb nicht über einen herkömmlichen Autokredit abwickeln. Es gibt aber Sonderkredite, die durchaus dazu geeignet sind, ein historisches Fahrzeug zu erwerben. Häufig bieten Kreditinstitute auf Nachfrage freie Ratenkredite oder zweckgebundene Händlerkredite zu Sonderkonditionen an, die auf die Finanzierung eines hochpreisigen Oldtimers zugeschnitten sind.

Vorbereitet ins Gespräch

Gut vorbereitet ins Gespräch: Kosten für Erwerb und Erhaltung richtig kalkulieren
Während bei einem Neu- oder Gebrauchtwagen der Kaufpreis sowie der Zustand und der tatsächliche Wert des Fahrzeug leicht darzulegen sind, kann sich die Wertermittlung bei einem Oldtimer durchaus schwieriger gestalten. Da bei einem Oldtimer-Kredit das Fahrzeug aber in der Regel selbst als Sicherheit für die finanziellen Verbindlichkeiten gegenüber dem Kreditinstitut gilt, ist eine genaue Wertermittlung unabdingbar.

Neben dem Kosten für den Erwerb möchte der Kreditgeber aber meist noch weitere Informationen haben, die sich vor allem auf die Unterbringung, erforderliche Reparaturen oder Instandhaltungsarbeiten für den Werterhalt beziehen. Denn ein Oldtimer gilt für den Kreditgeber nur dann als Wertanlage, wenn sichergestellt ist, dass er langfristig in einem einwandfreien Ursprungszustand gehalten werden kann.

Sammler, die ihren Oldtimer über ein Kreditinstitut finanzieren möchten, sollten sich deshalb gut auf das Beratungsgespräch vorbereiten und eine detaillierte Kostenaufstellung für den Erwerb und die Erhaltung des Fahrzeugs bereithalten. Diese Kostenpunkte können für die Kreditvergabe von Interesse sein:

– Listenpreis beziehungsweise aktueller Auktionspreis des Fahrzeugs
– Die zu erwartende Wertentwicklung des Oldtimers aufgrund der Marke, eventueller Sonderausführungen und des Alters
– Eine lückenlose Historie inklusive aller Dokumente zu Wartungs- und Restaurierungsarbeiten. Hier können gegebenenfalls hohe Zusatzkosten entstehen, um fehlende Dokumente für eine geschlossene Fahrzeughistorie zu beschaffen
– Gegebenenfalls erforderliche Reparaturen, Umbauten und Instandhaltungsarbeiten
– Kosten für erforderliche Ersatzteile im Original oder in originalgetreuem Nachbau
– Kosten für eine werterhaltende Unterbringung, sowohl während als auch außerhalb der Saison
– Eventuell noch erforderliche Gutachten zur Wertermittlung und Bestätigung der Historizität
– Laufende Kosten wie Steuer und Versicherung oder regelmäßige Wartungskosten in Form von Pflege- und Betriebsmitteln (der Abschluss einer Vollkaskoversicherung ist bei der Inanspruchnahme eines Kredites zur Finanzierung des Oldtimers in der Regel verpflichtend)

Wertentwicklung des Oldtimers entscheidend

Zwar sind diese Kostenpunkte nicht vollumfänglich für den Kaufpreis und damit für die Kreditsumme relevant, allerdings geben sie Aufschluss darüber, welche finanzielle Belastung auf den Kreditnehmer zukommt, damit er den Oldtimer in einem einwandfreien Ursprungszustand erhalten und damit auch den Werterhalt des Kaufobjektes sicherstellen kann. Es ist deshalb durchaus zu erwarten, dass ein potenzieller Kreditgeber die zu erwartenden Kosten für den Werterhalt des Oldtimers in seine Kalkulation miteinfließen lässt.

Der entscheidende Faktor für die Finanzierung eines Oldtimers ist die Wertentwicklung, die für das Fahrzeug zu erwarten ist. Hierfür kann beispielsweise der 1999 vom Verband der Automobilindustrie (VDA) ins Leben gerufene Oldtimer-Index (DOX) als Grundlage herangezogen werden. Fahrzeuge, die im DOX weit oben gelistet sind, lassen eine große Wertentwicklung erwarten und sind deshalb auch bei Kreditgebern gern gesehen.

22,55 Millionen Dollar kostete der Aston Martin DB1 auf einer Auktion. Foto: RM Sotheby's
Der Aston Martin DB1 war 2017 der teuerste Oldtimer auf Auktionen. Foto: RM Sotheby’s

Grundsätzlich gilt: Je älter und seltener ein Oldtimer ist, desto größer ist sein Wert anzunehmen. Dies gilt allerdings nur unter der Voraussetzung, dass sich das Sammlerstück in einem tadellosen und originalgetreuen Zustand befindet. Wer nun noch eine lückenlose Fahrzeughistorie mit den entsprechenden Dokumenten vorweisen kann, darf sich in der Regel über eine attraktive Rendite freuen, die auch bei der Kreditvergabe und der Kalkulation der Konditionen positiv zu Buche schlägt.

Zusatzkosten beachten

Jede noch so attraktive Rendite wird aber auch durch die Wartungs- und Instandhaltungskosten sowie die Unterbringung des Wertobjektes gemindert. Im Schnitt, das ergab eine Studie der Beratungsfirma BBE Automotive, müssen Besitzer von Oldtimern mit jährlichen Zusatzkosten von 5555 Euro pro Jahr rechnen. Neu- und Gebrauchtwagen jüngeren Datums, die so genannten Youngtimer, schlagen im Schnitt mit weniger als 700 Euro zu Buche. Diesen Zusatzkosten muss eine zu erwartende Rendite gewachsen sein, um aus wirtschaftlicher Sicht attraktiv zu bleiben.

Welche Fahrzeugmodelle und Sonderausführungen von Experten noch immer als echte Wertanlage eingestuft werden, wie sich der Oldtimer-Markt in den vergangenen Jahren verändert hat und welche Zukunftsprognosen dieser Wandel zulässt, zeigt die umfangreiche Studie „Classic Cars – ein Milliarden-Markt im Wandel“, die VDA, ZDK und VDIK bereits im September 2018 vorgestellt haben. Die Studie ist für Oldtimerfans und Sammler ebenso interessant wie für Anleger, die auf dem historischen Automobilmarkt auf der Suche nach einer rentablen Wertanlage sind.

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Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

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