Die Verkaufszahlen für E-Autos haben sich im Vorjahr weltweit verdoppelt. Das Wachstum könnte aber durch Versorgungslücken bei Rohstoffen ausgebremst werden.
Der globale Anteil von E-Autos am Gesamtabsatz lag im vergangenen Jahr bei 8 Prozent. Für die nächsten Jahre ist mit einem weiter deutlichen Anstieg zu rechnen.
Versorgungslücken bei wichtigen Rohstoffen, allen voran Lithium, sowie zu geringe Infrastruktur-Investitionen könnten jedoch das Wachstum ausbremsen und unter anderem von der EU gesteckte Klimaziele gefährden, wie eine neue Studie des Kreditversicherers Allianz Trade mit dem Titel „Elektromobilität zündet den Turbo – drohende Versorgungslücke bei Lithium“ warnt. Nach Ansicht der Analysten werden deshalb größere Investitionen in Infrastruktur sowie ein stärkeres Engagement der Industrie bei Rohstoffversorgung und den Produktionskapazitäten für Batterien nötig sein.
6,8 Millionen neue E-Autos in 2021
Weltweit sind 2021 rund 6,8 Millionen Elektroautos neu auf die Straßen gekommen. Treiber des Elektro-Booms war China. Allein im Dezember 2021 machten die im Reich der Mitte verkauften New Energy Vehicles (NEV) 21 Prozent aller weltweiten Automotive-Verkäufe aus. Allerdings ist der chinesische Staat aktuell dabei, die finanziellen Fördermaßnahmen zurückfahren, weshalb sich der Anstieg bei den NEV-Verkäufen verlangsamen dürfte.
Speziell für Europa sagt die Allianz-Studie für dieses Jahr einen Zuwachs von 60 Prozent voraus. Für die USA werden für 2022 und 2023 Zuwächse von 50 Prozent erwartet. Deutlich stärker wachsen könnte der EV-Markt in den USA, sollte ein geplantes Förderprogramm, der Build Back Better Act, in Kraft treten. Weltweit wird in der Studie für dieses Jahr ein Anstieg bei den EV-Verkäufen um 50 Prozent und damit ein Gesamtmarktanteil der NEVs von 12 Prozent prognostiziert. 2017 machten diese lediglich 1 Prozent vom Gesamtmarkt aus. 2030 könnten bereits die Hälfte aller weltweit verkauften Leichtfahrzeuge dem NEV-Sektor angehören.
Ausbau der Ladeinfrastruktur
Die Investitionen in die Infrastruktur halten allerdings nach Meinung der Autoren mit dem künftig weiter starken Absatzwachstum nicht mit. Beispiel Ladestationen: 2014 wurde von der EU ein Verhältnis von maximal 10 E-Fahrzeuge pro öffentlicher Ladestation sowie die Errichtung von 1 Millionen Ladesäulen bis 2025 als Ziel ausgegeben. 2021 wurden allerdings in der EU lediglich 230.000 Ladestationen gezählt, womit allein in 2021 auf eine Ladestationen 10 neuzugelassenen E-Autos kamen. Die Studie sieht speziell bei der Ladeiinfrastruktur in Europa große Lücken bei der Finanzierung und damit auch bei der Förderung grüner Ökonomien, die jedoch deutlich steigen müssten, um etwa das von der EU gesteckte 1,5-Grad-Ziel zu erreichen.
Ebenfalls steigen müssten Investitionen, um den wachsenden Lithium-Bedarf zu decken. Während in den 2010er-Jahren die Lithium-Nachfrage für Batterien rund ein Viertel ausmachte, werden es 2030 voraussichtlich 95 Prozent sein. Angesichts des prognostizierten Anstiegs bei der EV-Nachfrage könnte laut Studie hier eine Versorgungslücke von über 500.000 Tonnen bis 2030 entstehen. Entscheidend sei es deshalb, so die Autoren, dass die Branche nun die Weichen stellt, um eine Versorgungslücke in dieser Größenordnung zu schließen. (SP-X)