Klassische Coupés: Die Kunst der Verführung

Von Alfa bis Zagato

Klassische Coupés: Die Kunst der Verführung
Feierte Erfolge: der Alfa Romeo GTV. © Alfa

Wo sind sie geblieben, die coolen Coupés? Vor 30 Jahren gab es sie noch zuhauf. Sei eines nun ein Alfa GTV oder auch ein Opel Tigra.

Alles fast wie heute, damals vor 30 Jahren: Deutschland brauchte neuen Schwung, um aus einer Talsohle zu fahren. Und den lieferte die Autoindustrie. Ob Alfa GTV, Opel Tigra oder asiatischer Ferrari-Jäger. Rund 100 Zweitürer zeigten sich mal fit wie wie ein Hochleistungssportler, mal schrill wie die populären, neongrellen Sportanzüge, Plateau-Sneaker und Slip-Dresses.

Den Drive der bunten 1990er versprühen die automobilen Dynamiker von damals noch heute. Als neue H-Kennzeichen-Klassiker zeigen die 30-Jährigen, wie nach den kantigen Yuppie-Coupés der 1980er die organischen Bioformen in Mode kamen, aufblendende Klappscheinwerfer zum letzten Mal die linke Spur räumten, Japaner die wahren Autohits im Sportcoupé-Quartett wurden und die Deutschen und Italiener stilistische Siegertypen für das süße Leben an Roms „Via Veneto“ oder Berlins „Unter den Linden“ lancierten. Nicht zu vergessen die Amis: Die Ära der Downsizing-Cruiser war vorbei wie das nationale 55-Meilen-Speedlimit, US-Coupés wie der Ford Mustang zeigten wieder V8.

Opel Tigra mit sportivem Image

Während die CD-Radios – optional mit frühen Navis wie dem Bosch TravelPilot kombiniert – Chartbreaker spielten, versuchte sich das Hyundai S-Coupé am Spiel „Der Preis ist heiß“. Das erste flotte, viersitzige Korea-Coupé kostete sogar weniger als der winzige, neue Opel Tigra, dessen sportives Image dafür die fünffache Schwimm-Europameisterin Franziska „Franzi“ van Almsick polierte.

Der Mazda MX-3 verzichtete bereits auf die Schlafaugen-Mode à la MX-5. Foto: Mazda

„Neues Denken im Automobilbau kann neue Märkte erschließen“, lautete ein Mazda-Slogan zum Sportcoupé MX-3 mit weltweit kleinstem Downsizing-V6-Triebwerk. Bei der anvisierten Zielgruppe der Dinks (Double income, no kids!“) kam der MX-3 sogar besser an als Rivalen wie Nissan 100 NX und VW Corrado 16V: Bis zu einem Jahr Lieferzeit für einen Japaner, das akzeptierten die Kunden sonst nur beim Kultroadster MX-5.

Mazda MX-6 mit Vierradlenkung

Ganz anders der größere, 4,62 Meter lange Mazda MX-6 mit unkonventioneller Vierradlenkung und 2,5-Liter-V6. Nur 2.700 Käufer gewann der schwungvoll gezeichnete Mazda in Deutschland. Dann doch lieber das Prestige eines neuen BMW 3er Coupés (E36) kaufen, dachte offenbar die Klientel.

Zu hoch flogen auch die japanischen Supercars: die dritte und letzte Generation des Wankelmotor-Renners Mazda RX-7, die mit dem Rückenwind des Wankel-Siegs in Le Mans in Supersportwagen-Gefilden wildern wollte. Preisforderungen für den Kreiskolben-Mazda fast auf dem Niveau von Porsche oder Maserati schienen Sportwagenfans zu ambitioniert, und so stand der schnellste Serien-Mazda aller Zeiten im Abseits, wo er auf andere zu teure und deshalb gescheiterte Super-Samurai à la Honda NSX, Nissan 300 ZX, Mitsubishi 3000 GT oder Toyota Supra traf.

Kein Kribbeln im Bauch, aber bezahlbaren All-Inclusive-Fahrspaß ohne lange Aufpreislisten versprachen die japanischen Mittelklassecoupés: Vom Honda Prelude über den spoilergeschmückten Honda Integra, die braven Mitsubishi Eclipse und Nissan 200 SX bis zum weltweit meistverkauften Japan-Coupé, dem Toyota Celica reichte die Sportshow, die besonders die Bürger in den jungen östlichen Bundesländern ansprach. Und dann gab es noch die schlank und sehnig gezeichneten Federgewichte Honda CRX und Toyota MR2 mit Hardtops – athletische Alternativen zu den Roadstern Mazda MX-5 oder MG TF.

Verführung durch die Altmeister

Während der Jaguar XJS 1995 auf die Zielgerade seiner langen Produktionskarriere fuhr, spendierte Mercedes dem SL der Baureihe 129 noch eine Modellpflege, die ein spektakuläres Panorama-Glasdach umfasste. Auch damit sollte der SL gegen so diverse Highend-Coupés wie BMW 8er, Aston Martin DB7, Chevrolet Corvette, Ferrari 456 GT oder Porsche 911 reüssieren.

Mit 245 PS ist der Audi TT 45 TFSI ausreichend motorisiert – und er war auch als Cabrio zu bekommen. Foto: Mertens

Das Dolce-Vita-Land Italien wollte Coupé-Käufer mit einer Kollektion aus den Ateliers der Altmeister Pininfarina und Marcello Gandini verführen: Während Alfa GTV (Tipo 916), Ferrari 456 GT, Ferrari F355 Berlinetta oder das für 1996 vorbereitete Peugeot 406 Coupé das Pininfarina-Signet trugen, zeigten Maserati Ghibli und Lamborghini Diablo Gandinis keilförmige Kanten. Zu viele Ecken und Kanten? Dann empfahl sich der 1995 lancierte Renault Megane Coach in rundlichen Konturen, ein kompaktes Coupé, das in weichen Linien andeutete, wie das 20. Jahrhundert auslief: Mit einer letzten Gala für sportliche Zweitürer in organischem Biodesign – darunter viele heute gesuchte Youngtimer vom Audi TT über den Ford Puma bis zum Volvo C70. (SP-X)

Keine Beiträge vorhanden