ADAC-Präsident: Sperenzchen lassen wir jetzt bleiben

Nach Skandal bei Wahl zum Gelben Engel

ADAC-Präsident: Sperenzchen lassen wir jetzt bleiben
ADAC-Präsident Peter Meyer legt sein Amt nieder. © dpa

Der ADAC will sich zukünftig bei politischen Diskussionen in mehr Zurückhaltung üben. Sperenzchen wolle man zukünftig vermeiden, sagte ADAC-Präsident Meyer, der selbst nicht an einer Rücktritt denkt.

Der skandalgeplagte ADAC will sich angesichts des öffentlichen Drucks auf seine Kernaufgaben besinnen und damit sein beschädigtes Image aufpolieren. ADAC-Präsident Peter Meyer kündigte in Interviews weitere Aufklärung an und versprach Kurskorrekturen: Künftig wolle sich der Club mehr an den Bedürfnissen der Mitglieder orientieren, mehr Transparenz pflegen und bei politischen Diskussionen Zurückhaltung üben. «Sperenzchen lassen wir jetzt grundsätzlich bleiben», sagte Meyer der «Automobilwoche». Gleichzeitig wurden am Wochenende erneut Forderungen nach Konsequenzen aus der ADAC-Affäre laut.

An Rücktritt denkt der ADAC-Präsident nach eigenen Worten aber nicht, der «Bild am Sonntag» sagte er: «Ich stehe zu meiner Verantwortung und werde die Vorkommnisse umfassend aufklären, damit das Vertrauen in den ADAC schnellstmöglich wieder hergestellt werden kann.» Auch die Rettungshubschrauber sollen in Zukunft nicht mehr für Dienstreisen genutzt werden: «Wir werden diese Praxis im Präsidium sicherlich diskutieren und ändern. Die Kritik der letzten Tage habe ich verstanden und nehme sie an.»

Mitglieder stärker einbeziehen

In der «Automobilwoche» kündigte Meyer zudem an, dass der ADAC künftig bei jedem Test und jedem Index prüfen werde, ob dieser zum Markenkern des Clubs gehöre. «Wenn er nur eine Pressemitteilung wert ist, lassen wir ihn weg», sagte er. Auch bei politischen Diskussionen wolle man vorsichtiger agieren. Wenn der ADAC künftig zu politischen Fragen Position beziehe, sollten zunächst die Mitglieder durch ein anerkanntes Institut befragt werden. «Das Ergebnis dieser Umfrage, zertifiziert und bestätigt - das ist dann die Position des ADAC, weil sie eine Mehrheitsposition ist», betonte Meyer.

Der ADAC wird seit fast zwei Wochen von einem Skandal erschüttert: Manipulationen beim Autopreis «Gelber Engel» hat der Club eingestanden. Umstritten ist außerdem die Nutzung von Rettungshubschraubern durch das ADAC-Präsidium. Gleichzeitig prüft das Münchner Amtsgericht, ob der ADAC mit seinen rund 19 Millionen Mitgliedern künftig noch den Status eines Vereins haben darf.

Seehofer fordert totale Transparenz

Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) forderte im «Focus» «totale Transparenz» von dem Autoclub: «Alle Karten müssen auf den Tisch.» Der ADAC sei eine mächtige Institution, bei der sich offenbar «eine Tendenz zur Abgehobenheit und vielleicht sogar zur Selbstüberhöhung eingeschlichen» habe. Nötig sei eine neue Struktur. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) sagte, der ADAC habe sich mit der Affäre selbst schwer geschadet. «Verantwortung, Kontrolle und Transparenz müssen jetzt die Stichworte sein», sagte Schäuble, der selbst ADAC-Mitglied ist, der «Bild am Sonntag».

Politischer Druck kommt auch von der SPD. Ihr finanzpolitischer Sprecher Lothar Binding forderte die Steuerverwaltungen von Bund und Ländern auf, die Besteuerung des Vereins zu überprüfen. «Das System des ADAC», sagte Binding dem «Tagesspiegel», «muss genauer unter die Lupe genommen werden.» Dabei geht es um die Aufteilung der Besteuerung der Mitgliedsbeiträge: Der Verein ADAC zahlt nur auf zehn Prozent des Basistarifs seiner Mitgliedergebühr Umsatzsteuer.

Auch Seehofer schloss nicht grundsätzlich aus, die bisher für den ADAC günstige Besteuerung des Vereins zur Diskussion zu stellen: «Bei solchen Vorkommnissen steht alles auf dem Prüfstand», sagte er am Rande eines kleinen CSU-Parteitags am Samstag in München. Die CSU hatte in den vergangenen Monaten Streit mit dem ADAC über die geplante Pkw-Maut, die der Verein ablehnt. «Viele Millionen Mitglieder schätzen den ADAC für seine gelben Retter in der Not, aber dieses Renommee ist leichtfertig aufs Spiel gesetzt worden», kritisierte Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU), der im Laufe dieses Jahres den Gesetzentwurf zur Maut präsentieren will. (dpa)

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Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

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