Luxusvilla bringt ADAC in weitere Erklärungsnot

Immobilie an Manager vermietet

Luxusvilla bringt ADAC in weitere Erklärungsnot
Der ADAC steckt in der größten Krise seiner Geschichte. © dpa

Der ADAC gerät immer mehr in Erklärungsnot. Nun wurde bekannt, dass der Geschäftsführer eines Regionalclubs eine Immobilie in gehobener Wohnlage zur Miete bewohnt.

Das Wohnhaus für einen ADAC-Manager in Hessen hat den größten deutschen Autofahrer-Verein unter neuen Erklärungsdruck gesetzt. Der Geschäftsführer des Regionalclubs Hessen-Thüringen bewohne das Haus in Bad Homburg zur Miete, sagte Pressesprecher Cornelius Blanke am Montag in Frankfurt/Main. Die Immobilie in gehobener Wohngegend diene dem Autoclub als Geldanlage.

Die monatliche Kaltmiete liegt den ADAC-Angaben zufolge mit 3230 Euro am oberen Rand des ortsüblichen Niveaus. Die Zentrale des Autoclubs in München äußert sich nicht. Sie ist damit beschäftigt, den Forderungen nach mehr Transparenz nachzukommen. Dazu sollen auch die externen Prüfer beitragen, die damit begonnen haben, den umstrittenen Mobilitätspreis «Gelber Engel» zu untersuchen.

CDU spricht von Salamitaktik

Der verkehrspolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Ulrich Lange, warf dem ADAC eine Salamitaktik vor: «Wenn jeden Tag neue Enthüllungen über den Verein erscheinen, wird das Vertrauen der Mitglieder jedenfalls nicht wiedererlangt». Er regte eine Neustrukturierung an. Offensichtlich sei der ADAC mit seiner eigenen Organisationsstruktur überfordert. «Es kann nicht sein, dass bei einem Verein dieser Größe jeder tun und machen kann, was er will; darunter leidet die Glaubwürdigkeit», erklärte Lange.

Über das Haus des ADAC-Managers hatte die «Bild»-Zeitung berichtet. Demnach wurde es im Jahr 2008 auf einem 800 Quadratmeter großen Grundstück gebaut und ein Jahr später bezogen. Experten schätzen die Immobilie auf einen Wert von mindestens 1,5 Millionen Euro. Dazu äußerte sich der Frankfurter ADAC-Sprecher Blanke nicht.
«Das Haus wurde zwar nach meinen Vorstellungen gebaut», zitiert «Bild» den Manager. Es sei aber auch darauf geachtet worden, dass es jederzeit anderweitig vermietet werden könnte. Der ADAC bemüht sich nach eigenen Angaben, die Überschüsse aus seinen Einnahmen sicher anzulegen.

Dazu gehöre auch die Investition in Immobilien. Das habe sich angesichts der Finanzkrise 2008 auch als richtig erwiesen, erklärte Blanke. Wie hoch die Überschüsse nach Abzug der Kosten für Geschäftsstellen, Verkehrssicherheitsprogrammen, Pannenhilfe und anderen Aktivitäten sind, konnte er nicht beziffern. «Es bleibt immer etwas übrig», sagte der Sprecher.

Deloitte prüft Vorwürfe

In München versucht der ADAC unterdessen, den Forderungen aus Politik und Wirtschaft nach mehr Klarheit und Transparenz gerecht zu werden. Auf den Prüfstand kommt zunächst der «Gelbe Engel». Manipulationen in der Kategorie «Lieblingsauto der Deutschen» hatten den Skandal vor gut zwei Wochen ausgelöst.

Externe Berater des Beratungsunternehmens Deloitte sollen nach Angaben von ADAC-Sprecher Christian Garrels sämtliche Preisvergaben seit 2005 in allen Kategorien untersuchen und ihre Ergebnisse veröffentlichen. Bei Bedarf könne man den Prüfauftrag auch kurzfristig erweitern, sagte Garrels.

Wie es mit dem Preis «Gelber Engel» weitergeht, ist noch unklar. ADAC-Präsident Peter Meyer hatte am Wochenende angekündigt, der Club werde sich auf seine Kernkompetenzen konzentrieren. Offen blieb, ob der Preis «Gelber Engel» überhaupt noch eine Zukunft hat. Meyer hatte vor einigen Tagen von einem «Totalschaden» gesprochen. Hier sei aber noch keine Entscheidung getroffen, erklärte Garrels. (dpa)

Keine Beiträge vorhanden