«ADAC hat wenig Interesse an Neuausrichtung»

Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer

«ADAC hat wenig Interesse an Neuausrichtung»
Der ADAC plant einen Radikalumbau. © dpa

Trotz aller Bekundungen: Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer glaubt nicht an einen Neuanfang beim skandalgeplagten ADAC.

Der Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer sieht den ADAC nach den Manipulationen bei der Wahl zum „Gelben Engel“ nicht auf dem Weg zu einem Neuanfang. „Der ADAC bleibt trotz seiner Beteuerungen, Beiratsbenennungen und 10 Punkte Programmen eine Organisation, die wenig Interesse an einer Neuausrichtung hat“, stellte Dudenhöffer am Montag in einer fünfseitigen Analyse fest.

„Mit dem heutigen Geschäftsführer und Präsidium, die über lange Jahre das problematische System ADAC aufgebaut haben, ist ein Neuanfang nicht möglich“, so Dudenhöffer, der an der Universität Duisburg-Essen das Center Automotive Research (CAR) leitet.

Deloitte präsentiert Prüfergebnisse

Die Wirtschaftsprüfer von Deloitte hatten am Montag weitere Ergebnisse ihrer Untersuchungen zu den Manipulationen beim „Gelben Engel“ bekannt gegeben. Danach wurden die Zahlen dieses Autopreises über Jahre hinweg manipuliert.

Für Dudenhöffer hätte Karl Obermair als Vorsitzendem der Geschäftsführung und „wichtigster operativer Management-Verantwortliche“ die jahrelange Manipulation auffallen müssen. Da Obermair auch zukünftig die Geschicke des ADAC leiten werde, stelle sich laut Dudenhöffer die Frage, wie ernst man die angekündigte Neuausrichtung des ADAC nehmen könne. „Die alles entscheidenden Machtzentren im ADAC, das Präsidium und die Geschäftsführung bleiben mit den Männern besetzt, unter deren Führung der ADAC in seine riesige Schieflage geraten ist. Selbst Agata Christie würde es nicht schaffen, einen Krimi zu schreiben, bei dem der Täter gleichzeitig der Aufklärer oder Kommissar ist", so der Wissenschaftler.

Nach den bekannt gewordenen Manipulationen beim Autopreis "Gelber Engel" und den nach sich ziehenden Rücktritten von ADAC-Kommunikationschef Michael Ramstetter sowie dem ADAC-Präsidenten Peter Meyer hat sich der Verkehrsclub ein Zehn-Punkte-Programm aufgestellt, um die Glaubwürdigkeit ebenso herzustellen wie eine Transparenz gegenüber den fast 19 Millionen Mitgliedern.

Dobrindt: Klar Schiff machen

Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) hat am Montag dem ADAC dazu geraten, sich auf seine Kernkompetenzen zu besinnen. Deswegen sei es notwendig, dass der ADAC zu seiner eigentlichen Aufgabe zurückkehrt: «Eine Interessenvertretung der Autofahrer» zu sein, sagte Dobrindt in München nach der Bekanntgabe der neuen Prüfergebnisse im ADAC-Skandal. Die neuen Erkenntnisse bestätigten alle Befürchtungen der vergangenen Wochen.

Dass Stück für Stück Enthüllungen rauskämen, sei nicht schön. «Deswegen ist es jetzt wirklich geboten, klar Schiff zu machen, alles auf den Tisch zu legen und dringend eine Neuorganisation zu beginnen und auch darüber nachzudenken, ob man weiterhin einen großen Konzern mit dem Mäntelchen eines Vereins umgeben kann», sagte Dobrindt. Diese Neuorganisation könne aber nur mit Hilfe der Mitglieder stattfinden, nicht nur von der Spitze her. (AG/FM/dpa)

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