2010 schlechtes Auto-Jahr in Deutschland

Besserung in Sicht

International ging es kräftig voran, national herrschte weiterhin Leerlauf: 2010 war für die Autohersteller kein gutes Jahr auf dem deutschen Markt – trotz weltweiter Absatzrekorde. Experten erwarten, dass die Branche 2011 auch hierzulande mehrere Gänge zulegen wird.

Die rasante wirtschaftliche Erholung ist in diesem Jahr noch nicht auf den deutschen Automarkt durchgeschlagen. «Trotz Hochkonjunktur der deutschen Wirtschaft ist der Automarkt mit 2,94 Millionen Zulassungen in das größte Loch seit der Wiedervereinigung gefallen», urteilte der Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer in einer am Mittwoch veröffentlichten Marktstudie. Der Hochrechnung zufolge bedeutet dies ein Minus von 22,8 Prozent bei den Neuzulassungen im Vergleich zum Vorjahr. Gegen den Trend zulegen konnten nur die Premium-Marken BMW, Mercedes, Porsche und Land Rover.

Nur vier Marken im Plus

Bei seinem Ausblick auf das Auto-Jahr 2011 gab sich Dudenhöffer zuversichtlicher. Er rechnet mit 3,24 Millionen Pkw-Zulassungen in Deutschland (plus 10,2 Prozent). Während viele Autobauer in ihrem internationalen Geschäft zuletzt wieder ans Vorkrisen-Niveau des Jahres 2008 anknüpfen oder sogar neue Rekorde beim Gesamtabsatz melden konnten, kam der deutsche Markt bislang nicht in Schwung. Lediglich vier der 30 verkaufsstärksten Marken gelang es laut der Analyse, ein Plus einzufahren.

Lichtblicke gab es bei der Geländewagen-Marke Land Rover mit einem Verkaufsplus von fast einem Drittel - allerdings bei einer absolut geringen Zahl von 6700 Fahrzeugen. BMW konnte mit 239.400 Autos 6,6 Prozent mehr absetzen. Die Plätze drei und vier belegten Porsche mit 15.900 (+3,6) und Mercedes mit 287.000 Zulassungen (+1,6).

Dacia und Porsche als Gewinner 2011

Dacia wird weiter zulegen Dacia

Alle übrigen Hersteller hatten mit herben Verlusten zu kämpfen. So sanken die Zulassungen von Fiat in Deutschland im Vergleich zu 2009 um über die Hälfte auf 78.900. Auch andere auf günstige Modelle spezialisierte Autobauer, die von der Abwrackprämie profitiert hatten, standen vor massiven Absatzproblemen. Bei Toyota betrug das Minus 44,3 Prozent. Ähnlich schlecht schnitten Peugeot (-34,1), Citroën und Opel (beide -31,8) ab.

2011 erwartet Dudenhöffer ein kräftiges Anziehen der Nachfrage auch in Deutschland. Einzig die VW-Tochter Seat werde wohl erneut weniger Autos absetzen. Größte Gewinner könnten nach Einschätzung des Ökonomen der Billiganbieter Dacia und der Sportwagenbauer Porsche sein. Die Folgen der Abwrackprämie seien zwar weiter spürbar, der Markt noch nicht ganz im natürlichen Gleichgewicht. Im ersten Halbjahr werden sich die letzten Nachwirkungen der künstlich vorgezogenen Nachfrage aber verflüchtigen, glaubt Dudenhöffer. (dpa)

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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