Tokio steht unter Strom

Tokyo Motor Show

Tokio steht unter Strom
Toyota-Vizepräsident Didier Leroy präsentiert die Studie Concept-i © dpa

Auf der Tokyo Motor Show präsentieren die Hersteller vor allem Elektrostudien und Mobilität für alle. Allerdings feiert auch ein in Deutschland in der Kritik stehender Antrieb Premiere im Land der aufgehenden Sonne.

Japans größter Autobauer Toyota will die Olympischen Spiele 2020 in Tokio für eine Mobilitätsoffensive nutzen. Auf der seit jeher für eigenwillige Studien und Modelle bekannten Tokyo Motor Show zeigt der Platzhirsch vom 27. Oktober bis 5. November mit drei Konzeptstudien, wie sich Japaner Elektrofahrzeuge der Zukunft vorstellen.

Nach dem Motto der alle zwei Jahre stattfindenden Schau, «Beyond The Motor», geht es Toyota nicht mehr nur um das Auto an sich, sondern um «Mobilität für Alle», vom Roller für Bürgersteige, über behindertengerechte Mini-Elektroautos bis zum Viersitzer.

Dieselmarkt in Japan expandiert

Auch Toyotas Erzrivale Volkswagen prescht in Sachen E-Mobilität in Japan voran, überrascht daneben aber auf andere Weise: Ungeachtet der Diesel-Krise in Deutschland setzen die Wolfsburger auf dem japanischen Markt auch auf Diesel-Technologie.

Der Diesel-Markt in Japan expandiere, sagte Till Scheer, Chef der Volkswagen Group Japan KK am Mittwoch in Tokio. Mit der Passat-Serie mit TDI-Antrieb bringt Europas größter Autobauer Anfang nächsten Jahres erstmals einen Diesel in Japan auf den Markt. Die japanische Regierung setze auf die Antriebstechnik und biete steuerliche Förderung, erläuterte Jürgen Stackmann, Vorstand für Vertrieb und Marketing der Marke VW, in Tokio. Schon heute würden 50 Prozent aller importierten Fahrzeuge in Japan als Diesel verkauft, erklärte er.

VW bringt e-Golf nach Japan

Doch auch in Sachen Elektromobilität will VW der japanischen Konkurrenz auf der Tokyo Motor Show die Stirn bieten: Mit dem E-Golf bringt der Konzern erstmals ein voll elektrisches Auto in Japan auf den Markt. «Wir sind damit in der ersten Welle der E-Fahrzeuge in Japan», sagt Stackmann. Bislang gebe es mit Nissan nur einen japanischen Hersteller, der damit unterwegs sei. Nissan zeigt in Tokio mit dem Konzeptauto Leaf Nismo eine Variante seines neuen Leaf, gegenwärtig das weltweit am meisten verkaufte Elektroauto der Welt.

Auch Toyota, Pionier bei der Hybrid-Technologie, glaubt an die Zukunft von Elektrofahrzeugen, hält jedoch ungeachtet des Hypes um das batteriebetriebene E-Auto weiter am Wasserstoffantrieb fest. So zeigt Toyota auf der Heimatmesse das Konzeptfahrzeug «Fine-Comfort-Ride», das dank eines größeren Tanks auf eine Reichweite von knapp 1000 Kilometern kommt und damit deutlich mehr als der Mirai, das zweite Fahrzeug mit Wasserstoffantrieb in Massenproduktion nach dem Hyundai ix35, das Toyota im Dezember 2014 auf den Markt brachte.

Amerikas «Big Three» bleiben fern

Für Aufsehen sorgt Toyota daneben mit Konzeptstudien für Elektrofahrzeuge: Ausgestattet mit künstlicher Intelligenz und Technologien für das autonome Fahren sollen Toyotas «Concept-i»-Fahrzeuge nach dem Motto «Start Your Impossible» Partner für jedermann werden. Zum Beispiel der 2,50 Meter lange Zweisitzer Concept-i RIDE mit vier Rädern, der sich mit seinen Flügeltüren und eines elektrisch bedienbaren Sitzes auch für Rollstuhlfahrer eignet. Der Fahrer lenkt dabei mit einem «Joystick». Oder der Concept-i Walk, ein Roller mit drei Rädern für Bürgersteige und Fußgängerzonen. Die Fahrzeuge will man um das Olympia-Jahr 2020 auf der Straße testen.

Die US-Autokonzerne General Motors, Ford und Fiat Chrysler - zusammen auch als «Big Three» bezeichnet - haben dagegen in Tokio nichts zu bieten. Schon zum fünften Mal in Folge bleiben sie der Tokyo Motor Show fern. Während für VW und andere Hersteller Japan weiter ein attraktiver Markt ist, spielen US-Autos hier praktisch keine Rolle. Nicht, weil Japans Markt verschlossen ist, sondern weil sich breite, spritschluckende US-Schlitten hier einfach nicht gut verkaufen. (dpa)

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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