Kia Optima nimmt VW Passat ins Visier

Nachfolger des Magentis

Kia will sich in der europäischen Mittelklasse breit machen. Eine erste Testfahrt im neuen Optima, dem Passat-Gegner aus Korea.

Von Stefan Grundhoff

Er sieht gut aus und hält mit seinen hohen Ansprüchen nicht hinter dem Berg: Der neue Kia Optima mischt in Asien als "K-5" bereits mächtig die Mittelklasse auf. Jetzt sind die Vereinigten Staaten dran. Ab nächstem Sommer werden Europa und der Platzhirsch VW Passat ins Visier genommen. Bei dem Nachfolger des müden Magentis sollen sehenswertes Auftreten, europäische Design-Gene und standesgemäße Motoren die umkämpfte Importmittelklasse aufmischen.

Maßstäbe im Innenraum

Der gründlich überarbeitete Klassenbestseller VW Passat dürfte vom Optima kaum etwas befürchten. Doch bei den Mittelklassemodellen in der zweiten und dritten Reihe sieht das ganz anders aus. Denn die Hersteller von Mitstreitern wie Suzuki Kizashi, Peugeot 508, Citroen C5 oder Mazda6 dürften vor dem neuen Koreaner jede Menge Respekt haben.

Neben seinem gefälligen Design kann der 4,85 Meter lange Optima in erster Linie im Innenraum punkten. Design, Verarbeitung und Materialien dieser Art waren bei Importmodellen bisher kaum zu sehen. Die Sitze sind auf Wunsch vollklimatisiert, elektrisch zu verstellen, und das Cockpit neigt sich sanft in Richtung Fahrer. Haptik und Verarbeitung sind überzeugend. Festplattennavigation, Bluetooth-Modul, elektrisches Sonnendach und sogar eine Sitzheizung im Fond setzen in Sachen Komfortausstattung Maßstäbe. Dabei ist der Lebensraum für Beine und Schultern im Optima-Innenraum mehr als ordentlich; für die Fönfrisur wird es bei groß gewachsenen Personen jedoch eng. Ein Grund ist die vergleichsweise hohe Sitzposition. Zum anderen hat die coupéartige Linie von Design-Chef Peter Schreyer einen nennenswerten Nachteil: das niedrige Dach.

Topmodell mit 260 PS

Zwei Motoren kommen im Kia Optima in Europa zum Einsatz Kia

Die getestete Optima-Version mit 2,4 Litern Hubraum bleibt zunächst dem US-Markt vorbehalten. Der Vierzylindermotor arbeitet leise und unaufgeregt. Mit seinen 147 kW/200 PS ist der Koreaner gut, aber nicht sportlich motorisiert. Dafür sorgt auch die optionale Sechsstufen-Automatik, die dem Fronttriebler zwar seine Dynamik nimmt, ihn jedoch zur entspannten Reiselimousine macht. Sportliche Höchstleistungen lassen sich von der 200 km/h schnellen Limousine jedoch nicht erwarten.

Das US-Topmodell wird von einem zwei Liter großen Turbomotor mit 191 kW/260 PS angetrieben. Für den europäischen Markt sind zunächst ein zwei Liter großer Benziner mit Direkteinspritzung und rund 125kW/170 PS sowie ein Common-Rail-Diesel mit 1,7 Litern Hubraum verfügbar. Der Selbstzünder dürfte sich angesichts einer erwarteten Motorleistung von gerade einmal 85 kW/115 PS trotz eines Normverbrauchs von fünf Litern Diesel im harten Wettbewerbsumfeld schwer tun. Die Konkurrenz bietet Selbstzünder bis 147kW/200 PS an.

Hybridantrieb zum Jahreswechsel 2011/2012

Der Innenraum des Kia Optima ist sehr wertig ausgefallen Kia

"Wir bemühen uns, auch den 2.0 T-GDI als Topmodell nach Deutschland zu bekommen", unterstreicht Kia-Chef-Produktplaner Benny Oeyen, "er würde als Imageträger gut zum sportlichen Design des Optima passen." Ende 2011, spätestens Anfang 2012 soll der Kia Optima auch mit einem Hybridantrieb nach Deutschland kommen.

Seine Weltpremiere gefeiert hat das Hybridmodell jüngst auf der Los Angeles Autoshow. Bereits in den nächsten Monaten kommt er zu den US-Händlern. Der Vollhybrid mit zwei parallelen Antriebssträngen beschleunigt in 9,2 Sekunden von null auf 100 km/h und verbraucht 6,2 Liter. Durch eine spezielle Kupplung kann der Benzinmotor vom Antriebsstrang entkoppelt zu werden. Im emissionsfreien, vollelektrischen Betrieb erreicht der Magentis-Nachfolger eine Geschwindigkeit von bis zu 100 km/h. Elektromotor, Lithium-Polymer-Akku und Benziner stellen dem Optima Hybrid eine Systemleistung von 154 kW/209 PS und ein maximales Drehmoment von 265 Nm zur Verfügung.

19.000 Dollar für Basisversion

Ein knackiges Heck zeichnet den Kia Optima aus Kia

Für den europäischen Wettbewerb wird das allzu komfortable US-Fahrwerk straffer nachgeschärft. Auch Bremsen und Lenkung sollen einen Euro-Feinschliff bekommen. Allein in Sachen Assistenzsysteme patzt der Bruder des Hyundai Sonata auf beiden Seiten des Atlantiks. Denn während die Konkurrenz zahlreiche Sicherheitsmodule wie Überhol-, Einpark- oder Spurhalteassistent im Programm hat, bietet der Optima aktuell nichts dergleichen.

Ob der Optima für Kia ein Erfolg wird, dürfte nicht zuletzt sein Preis entscheiden. In den USA geht es für die 200 PS starke Basisversion bei 19.000 Dollar (rund 14.000 Euro) los. Selbst das komplett ausgestattete Topmodell Kia Optima 2.0 SX T-GDI kostet gerade einmal 26.000 Dollar. In Deutschland dürfte der Kia Optima bei deutlich unter 25.000 Euro starten. (mid)

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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