Volvos langsamer Abschied vom Verbrennungsmotor

Hin zum Elektromotor

Volvos langsamer Abschied vom Verbrennungsmotor
Volvo-Chef Hakan Samuelsson. © dpa

Volvo hat den Abschied vom Verbrennungsmotor eingeleitet. Ab 2019 wird jedes neue Modell mit einem Elektromotor angeboten. Doch ganz auf Benziner und Diesel verzichten auch die Schweden nicht.

Von Frank Mertens

Der schwedische Autobauer Volvo leitet bei den Antrieben eine Kehrtwende ein und wird sich Schritt für Schritt vom Verbrennungsmotor verabschieden. Wie das Unternehmen am Mittwoch mitteilte, werde man ab 2019 jedes neue Modell mit einem Elektroantrieb anbieten.

„Diese Ankündigung bedeutet das Ende des ausschließlich vom Verbrennungsmotor angetriebenen Autos“, sagte Volvo-Chef Hakan Samuelsson. Volvo habe gesagt, bis 2025 weltweit insgesamt eine Million Elektroautos absetzen zu wollen. „Was wir sagen, meinen wir auch so. Und auf diese Weise wollen wir dieses Ziel erreichen.“ Der Abschied vom Verbrennungsmotor geschieht dabei aber auch 2019 noch nicht. Ganz so revolutionär wie sich dieser Schritt zunächst anhört, ist er also nicht.

Zwar richtet Volvo mit dieser Ankündigung seine Strategie perspektivisch auf nachhaltige Mobilität aus. Der Verbrennungsmotor bleibt aber auch weit über das Jahr 2019 Bestandteil des Portfolios - und das trifft auch auf den Diesel zu. In neue Selbstzünder investiert Volvo zwar kein weiteres Geld. "Wir planen keine neue Dieselgeneration. Aber der Diesel bleibt wichtig für die Erreichung der CO2-Grenzwerte von 95 g/km bis 2020", wie der Volvo-Chef auf einer Pressekonferenz sagte.

Schritt für Schritt zur E-Mobilität

Doch was bedeutet die Ankündigung der Schweden nun konkret. Volvo bewegt sich - wie andere Hersteller übrigens auch - auf die reine Elektromobilität zu. Und das in drei Schritten: Der herkömmliche Verbrennungsmotor wird mit einem 48 Volt-Bordnetz elektrifiziert. Daneben setzt man wie schon beim V60, XC60 und XC90 auf den Plug-in-Hybriden und dann auf das rein elektrisch angetriebene Modell. Bislang hat Volvo kein reines E-Auto im Angebot. Zwischen 2019 und 2021 sollen aber drei reine Elektromodelle von Volvo auf den Markt kommen und zwei Hochleistungs-Elektroautos von Polestar.

Die Schweden hatten gerade erst bekanntgegeben, dass Polestar unter Leitung von Chefdesigner Thomas Ingenlath zu einer eigenen Marke für Highperformance-Fahrzeuge aufgebaut wird.

Volvo-Chef Hakan Samuelsson begründete dieses Bekenntnis zur Elektromobilität mit dem Kundenbedürfnissen. „Es geht uns einzig und allein um den Kunden. Immer mehr Kunden kommen zu uns und fragen nach elektrifizierten Autos. Wir wollen gerüstet sein für die heutigen und zukünftigen Bedürfnisse unserer Kunden. Demnächst können sie unter den elektrifizierten Volvo Modellen wählen, was immer sie sich wünschen.“ Zugleich unterstreiche diese Ankündigung Volvos Bestreben, die Emissionen zu reduzieren und die Städte der Zukunft sauberer zu machen. Volvo will dabei nicht nur die CO2-Emissionen in der Produktion, sondern auch beim Betrieb der Fahrzeuge minimieren. Bis 2025 wolle man zu einer klimaneutralen Produktion kommen.

Keine konkreten Aussagen zum Ende des Verbrenners

Doch wann sich Volvo komplett vom Verbrennungsmotor verabschieden wird, dazu wollte Samuelsson an diesem Mittwoch kein konkretes Datum nennen. Das werde der Kunde entscheiden, dem man nun drei Möglichkeiten anbieten werde: den Mild-Hybrid, den Plug-in-Hybrid und das reine E-Auto. Wie der Volvo-Chef sagte, befinde sich die gesamte Branche in einem Transformationsprozess. "Doch wir haben die Ambition, die Schnellsten in diesem Transformationsprozess zu sein. Wir wollen diesen Wechsel." Wie Samuelsson sagte, sollen die rein elektrischen Fahrzeuge am Gesamtabsatz bis 2025 einen "signifikaten Anteil" ausmachen. Der Anteil der Plug-in-Hybride in der 90er-Baureihe würde sich derzeit weltweit bei 15 Prozent bewegen. Dieser Anteil erscheine auch mit Blick auf reine Elektroautos bis dahin realistisch.

Andere Hersteller wie VW oder Daimler planen bis 2025 mit einem prozentualen Anteil von Elektroautos am Gesamtabsatz zwischen 15 und 25 Prozent. So will Volkswagen mit seinen Marken zwei bis drei Millionen elektrisch angetriebener Fahrzeuge absetzen. Davon sollen allein eine Million E-Autos von der Kernmarke kommen, die davon ausgeht, dass allein 60 Prozent in China verkauft werden. Volvo gehört mit seinem genannten Anteil damit also nicht zu den Überfliegern in der Branche - und dürfte die Premiumkonkurrenz aus München, Ingolstadt oder Stuttgart mit seiner heutigen Ankündigung nicht wirklich beeindrucken. Mercedes beispielsweise plant, bis 2022 zehn neue Elektrofahrzeuge zu bauen. Die Schwaben haben gerade bekannt gegeben, in China im Rahmen ihrer Elektrooffensive eine neue Batteriefabrik zu bauen.

Der schwedische Autobauer hatte im Vorjahr weltweit 534.332 Fahrzeuge abgesetzt und kam damit im Vergleich zu 2015 auf einen Zuwachs von über sechs Prozent. Marken wie BMW und Mercedes kamen im Vorjahr auf einen Absatz von über zwei Millionen Fahrzeugen.

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