VW Jetta: Vom fast geglückten Imagewandel

Neuer Anlauf des Stufenhecks

VW Jetta: Vom fast geglückten Imagewandel
VW bietet den Jetta mit hohen Rabatten an. © Foto: Volkswagen

In Amerika ist der VW Jetta ein Hit. Hier versucht er mit weichen Linien und Spartechnik vergessen zu machen, dass einst in seinem Heckfenster eine Häkelmütze über die Klorolle gestülpt wurde.

Von Silke Koppers

Mit dem neuen Jetta will Volkswagen das verstaubte Image des Stufenheck-Golfs wegfegen. Ende der 1970er-Jahre sollten damit die konservativen und älteren Kunden bedient werden, denen ein Golf zu schnittig war. Nicht selten war hinter dem Steuer ein älterer Herr mit Cordhut zu sehen, auf der Hutablage ein Wackeldackel und/oder eine Häkelmütze von Mutti für Klohrolle.

Entstaubte Karosserieform

Ein Bild, in das der nun mit dynamischer Front versehene Jetta nicht mehr passt. Höchstens das Stufenheck der 4,64 Meter langen Limousine wirkt trotz moderner Heckleuchten etwas altbacken. Doch dank der sanft nach hinten ansteigenden Schulterlinie und den abgerundeten Kanten erscheint der Vier-Türer eher fließend und harmonisch als bieder und steif. Die Optik wäre damit schon mal entstaubt. Im Innenraum könnte man meinen, in einem Golf oder Eos zu sitzen. Da ist kein Unterschied festzustellen? Mit wenigen Ausnahmen: Der Himmel mutet fast schon billig an und die runden Leseleuchten in der Ausstattungslinie "Comfortline" können bei Verfehlen des davor liegenden Schalters leicht eingedrückt werden. Zudem hat die Position der dritten Bremsleuchte einen nervigen Nebeneffekt: Da sie unten mittig an der Heckscheibe platziert ist, wird der Fahrer bei Nachtfahrten von dem nicht zu ignorierenden Widerschein über den Innenspiegel genervt.

Lahme Motor-Getriebe-Kombination

Heckansicht des VW Jetta Foto: Volkswagen

Ans "Opa mit Hut"-Auto erinnert allerdings eine spezielle Motor-Getriebe-Kombination. Zwar ist an der Solidität des 77 kW/105 PS starken Dieselmotors mit 1,6 Litern Hubraum nichts auszusetzen, aber mit siebenstufigem Doppelkupplungsgetriebe und Start-Stopp-Automatik verliert man leicht die Nerven. Ein schneller Ampelstart ist damit nicht möglich. Bis der Motor nach der Rotphase wieder anspringt und das Getriebe den Pedaldruck in Vortrieb umgewandelt hat, dauert es. Wer es flotter mag, sollte daher unbedingt eine andere Kombination wählen. Das Fahrwerk ist auf jeden Fall darauf abgestimmt.

Eingehaltenes Sparversprechen

Innen wie Golf oder Eos Foto: Volkswagen

Wer hingegen sein Leben entschleunigen und zudem sparsam unterwegs sein will, ist mit der Variation aus dem etwas rau klingenden Selbstzünder und der Parallelautomatik gut bedient. Mit sogenannter Blue Motion Technology verbraucht der Fronttriebler laut Hersteller auf 100 Kilometern durchschnittlich 4,3 Liter Diesel (113 Gramm CO2/km), was in der Praxis auch fast erreichbar ist. 4,6 Liter Verbrauch bei ruhiger Fahrweise können angesichts eines Leergewichts von 1.415 Kilogramm als sparsam bezeichnet werden. Wird der Jetta mehr gefordert, hier und da mal die Höchstgeschwindigkeit von 190 km/h gefahren oder der 11,7 Sekunden dauernde Standardsprint auf Tempo 100 geübt, werden es mindestens 6,2 Liter.
Dank moderner Motorentechnik und neuem Design kann die Entstaubung des Jetta-Image im Großen und Ganzen als geglückt betrachtet werden. Und immerhin der Preis von 25 975 Euro ist vollends in der Neuzeit angekommen. (mid)

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