Triumph America: Feines Cruiserfeeling

Verwandtschaft mit Thunderbird

Triumph America: Feines Cruiserfeeling
Die Triumph America bietet gute Fahreigenschaften. © Triumph

Die Verwandtschaft zu Triumph Thunderbird ist für eingefleischte Motorradfahrer offensichtlich. Doch die America wirkt deutlich größer, doch das ändert nichts an den guten Fahreigenschaften diese Briten-Cruisers.

Von Heiko P. Wacker

Während die Triumph Thunderbird ihrem Donnervogel-Image dank 1,6 Litern Hubraum alle Ehre macht, gibt sich die America bescheidener. Rein optisch ist die Verwandtschaft jedoch überdeutlich: Das geänderte Styling lässt die America gleich zwei Nummern größer wirken, und das trotz kleinerer Räder. Ein 16-Zoll-Vorderrad und ein hinteres mit 15 Zoll entsprechen eher den klassischen Vorgaben. Passend wurde dem Vorderrad mehr Volumen zugestanden: Ein 130er-Reifen ersetzt den 110er, der noch im vergangenen Jahr auf einer 18 Zoll messenden Felge montiert worden war.

Dadurch wirken auch die Leichtmetall-Gussfelgen gedrungener, was gut mit der geschwungenen Radabdeckung harmoniert. Weil zudem der Lenker sehr weit zum Fahrer gezogen worden ist, ruhen dessen Stiefel auf den nach vorne verlegten Fußrasten, was die neue America als echten Cruiser überzeugend ausweist.

Triumph-Twin mit 61 PS

Um den Vortrieb kümmert sich der bekannte Triumph-Twin mit 865 ccm, der seine 45 kW/61 PS recht quirlig bei 6 800 U/min abliefert. Das maximale Drehmoment von 72 Nm liegt hingegen bereits bei 3 300 Touren an. Optisch aufrecht im Rahmen ruhend, atmet der luftgekühlte Paralleltwin durch die beiden verchromten Endschalldämpfer aus, wobei der Sound gern etwas kerniger hätte sein dürfen. Die modernen Geräuschbestimmungen haben vor allem das Standgeräusch beschnitten.

Die Triumph America Triumph

Wer genau hinhört - und dabei die Augen schließt - kann sich indes in die Irre geführt fühlen. Denn das mit einem Hubzapfenversatz von 270 Grad arbeitende Triebwerk imitiert den Klang eines V-Twins. Der Verbrauch des Aggregats hält sich mit durchschnittlich 5,4 Litern im moderaten Bereich, was in Kombination mit dem 19,3 Liter messenden Tank Reichweiten von gut 350 Kilometern erlaubt.

Doch zurück zum Sound. Wer den nämlich erleben will, der muss erst einmal das Zündschloss finden, das sich nach wie vor auf der linken Seite kurz vor dem Federbein versteckt. Spaßvögel drücken gern mal einem Freund den Schlüssel in die Hand - und stoppen dann die Zeit: Eine halbe Minute kann hier schon vergehen, bis der Schlüssel seinen Platz findet. Das kann man jedoch wie auch den nicht abschließbaren Tank noch als liebenswerte Eigenart betrachten, im Gegensatz zum Seitenständer: Das Ausklappen gestaltet sich extrem fummelig.

Feines Cruiserfeeling

Die Triumph America bietet ein gutes Handling Triumph

Eine America kauft man jedoch nicht zum Abstellen, sondern zum Fahren, und hier bietet die Triumph feines Cruiserfeeling. Entspannt thront man hinter dem nach hinten gezogenen Lenker, während der quirlige Zweizylinder durchaus zügiges Vorankommen erlaubt. Vollgetankt bringt die Britin exakt 250 Kilogramm auf die Waage. Natürlich spürt man den breiteren Vorderreifen, und auch die früh aufsetzenden Rasten setzen einer sportliche Gangarten enge Limits.

Wer jedoch gelassen durchs Land gleiten möchte, ohne im Notfall auf Durchzugsreserven verzichten zu müssen, der wird auf der America seinen Spaß haben. Die Höchstgeschwindigkeit von 152 km/h hat daher eher statistische Aussagekraft.

Auch eine Sozia fährt auf der Triumph America bequem mit Triumph

Ein cool aussehendes und dennoch leicht fahrbares Motorrad sollte die neue America werden - und das ist der Entwicklungsabteilung allemal gelungen. Ob nun in "Metallic Phantom Black" oder für 200 Euro Aufpreis im Zweifarblook "Eclipse Blue mit Crystal White" geordert: Die America ist eine wohltuende Bereicherung im Segment der Mittelklasse-Cruiser. Der gelungene Paralleltwin stellt eine echte Alternative zur Phalanx der üblichen V-Twins der Wettbewerber dar, während die diversen verchromten Oberflächen den klassischen Anspruch unterstreichen. Alles in allem ist der Thunderbird somit eine durchaus respektable kleine Schwester zur Seite gestellt worden, die man aber nicht unterschätzen sollte. (mid)

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Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

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