Megane Coupé Renault Sport: Schießscharte inklusive

250 PS für 26.650 Euro

Megane Coupé Renault Sport: Schießscharte inklusive
Das Megane Coupé Renault Sport nimmt die Kurven sehr knackig © Renault

Der Megane Renault Sport macht in der Klasse der Kompaktsportler mächtig Dampf. Die sportlichen Ambitionen des Konkurrenten vom VW Golf GTI gehen allerdings zu Lasten der Alltagstauglichkeit.

Von Thomas Flehmer

So stellt man sich Liebe auf den ersten Blick vor: Ein sportlich geschnittener Wagen, der Dynamik, Kraft und eine gewisse Eleganz verströmt. Die Eleganz kommt von der Coupé-Form, die Dynamik unterstreichen die konturierten Stoßfänger im Verbund mit der markanten Front, die ausgestellten Radläufe und nicht zuletzt der aus der Formel 1 entliehene Heck-Diffusor. Die Kraft entfaltet der TCe 250-Turbomotor mit 184 kW/250 PS. Auf den ersten Blick wahrlich eine gelungene Mischung, die das Megane Coupé Renault Sport ausstrahlt.

Gelb und Schwarz sind Trumpf

Im Innenraum setzt sich der sportliche Charakter fort. Hier fällt die gelbe Naht am Lenkrad zuerst auf, die die Nullpunkt-Stellung darstellt. Das Ziffernblatt des Drehzahlmessers ist gelb unterlegt, ansonsten ist schwarz die dominierende Farbe auf den gut konturierten Ledersitzen, den Türinnenseiten und des Armaturenbretts. Derzeit das perfekte Ambiente für jeden Fan von Borussia Dortmund.

Doch wie bei der Liebe auf den ersten Blick auch mal Schattenseiten aufkommen, so bleibt man auch im sportlichen Megane nicht die ganze Zeit auf Wolke sieben. An den ersten Gang muss man sich gewöhnen. Zwei oder drei Mal musste der Start-Knopf noch einmal gedrückt werden, weil der Megane aufgrund einer sehr schnell kommenden Kupplung abgewürgt wurde. Sind die Widrigkeiten überwunden, geht es los.

Im sechsten Gang durch die Stadt

Schön gestaltete Instrumente weisen dem Megane Coupé Renault Sport den Weg Renault

Dabei machen sich die 250 PS bei sanfter Anfahrt nicht bemerkbar. Das 4,30 Meter lange Coupé kann auch zart durch den Stadtverkehr bewegt werden. Erfreulich dabei, dass auch in niedrigen Drehzahlen und Geschwindigkeiten schnell und sauber hochgeschaltet werden kann, sodass es sparsamer durch den Alltag geht.

Bei 55 km/h ist der sechste Gang schon eingelegt. Etwas mehr als neun Liter verträgt der Turbo-Benziner dabei trotzdem – unterbietet aber die angegebenen 11,5 Liter im Stadtverkehr deutlich.


Unzureichende Sichtverhältnisse

Ein sportlicher Innenraum ist beim Megane Coupé Renault Sport Pflicht Renault

Wie es bei einer Liebe zum Ärger kommen kann, so wird der Fahrer auch im Stadtverkehr immer wieder verärgert, auch wenn er bequem sitzen kann. Doch die Übersicht des Kompaktsportlers ist nur über die beiden Außenspiegel gegeben. Der Radfahrerblick entfällt fast gänzlich, weil die kleine Luke zwischen B- und C-Säule gerade mal Schießschartenformat aufweist.

Und auch der Blick durchs Heckfenster wird durch die Coupé-Form arg beschnitten. Vor allem dann, wenn hinten auch noch zwei Personen sitzen, die immerhin recht problemlos den Innenraum betreten können.

Fahrspaß auf der Landstraße

Das Megane Coupé Renault Sport ist genauso teuer wie der VW Golf Renault

Während die neun Liter in der Stadt deutlich unter den von Renault Sport angegeben Werten liegen, werden die außerstädtischen 6,7 Liter klar verfehlt. Denn auf der Landstraße spielt der Turbomotor im Zusammenspiel mit dem Sport-Fahrwerk und mechanischer Differenzialsperre seine Stärken aus. Wie an der Schur gezogen nimmt das Megane Coupé die Kurven und steigert den Fahrspaß. Innerhalb von 6,1 Sekunden sind die 100 km/h aus dem Stand erreicht. Auf der Autobahn hält der 1,5 Tonner bis 245 km/h mit und landet dann beim Verbrauch im zweistelligen Bereich. Aber das ist dem sportlichen Charakter gezollt.

Ebenso sportlich nimmt es das Megane Coupé Renault Sport mit den Konkurrenten auf. 26.650 Euro werden fällig – das ist exakt der Einstiegspreis, den auch der Mitbewerber aus Wolfsburg für seinen sportlichen Kompakten Golf GTI, der allerdings mit 40 PS weniger ausgestattet ist, aufruft. Spätestens da zeigt sich dann, was Liebe auf den ersten Blick wirklich wert ist.

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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