Zafira 1.9 CDTi: Unterbewerteter Top-Diesel

Die Verkäufe des Opel Zafira sind in den ersten vier Monaten drastisch eingebrochen. Dabei macht der Familien-Van im Test mit dem 150 PS starkem Topdiesel eine gute Figur, findet Frank Mertens.

Von Frank Mertens

Die aktuellen Zulassungszahlen des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA) für den Opel Zafira sprechen eine klare Sprache: in den ersten vier Monaten dieses Jahres konnte der Rüsselsheimer Autobauer von seinem Familien-Van gerade einmal 10.272 Einheiten verkaufen. Vergleicht man das mit dem Vorjahreszeitraum, dann bedeutet das für die Opel-Verantwortlichen einen Rückgang von 34,1 Prozent. Das ist bitter - und zugleich überraschend.

Keine schlechte Figur

Schließlich braucht sich der Zafira hinter seinem ärgsten Konkurrenten, dem VW Touran, nicht zu verstecken: weder vom Aussehen noch von den Fahrleistungen. Die Wolfsburger mussten mit ihrem Bestseller zwar auch einen Verlust hinnehmen, doch der nimmt sich mit 6,3 Prozent bei insgesamt 22.640 Fahrzeugen eher gering aus. Damit ist der Zafira meilenweit von seinem Ziel entfernt, den Touran von Platz eins in den Zulassungszahlen zu verdrängen.

«Das sind Zahlen, die uns natürlich alles andere als erfreuen. Wir werden in nächster Zeit mit gezielten Maßnahmen die Vorteile des Zafira herausstellen», sagt Thomas Owsianski, bei Opel Exekutive-Direktor für Vertrieb, Marketing und Aftersales im Gespräch mit der Autogazette. Die Gründe für diesen massiven Einbruch sieht Owsianski im schwierigen Marktumfeld und der Mehrwertsteuererhöhung. «Viele Kunden schieben derzeit eine Kaufentscheidung weiter auf», so Owsianski, der sich jedoch zuversichtlich zeigt, dass der Zafira «aufgrund seiner vielen Stärken» diese Talsohle bald hinter sich lässt.

Topdiesel mit 150 PS

Der 150 PS-Motor im Opel Zafira 1.9 CDTI Foto: AG/Mertens

Dem Kunden können Zulassungszahlen indes egal sein. Ihn interessieren andere Dinge: wie beispielsweise Verbrauch, Leistung, Design oder die Kosten. Und bei all diesen Aspekten macht der Zafira keine schlechte Figur. Wer derzeit also über den Kauf eines variablen und grundsoliden Vans nachdenkt, der sollte sich auf jeden Fall auch einen Opel Zafira anschauen. Wer dann noch Wert auf Sparsamkeit gepaart mit Dynamik legt, sollte eine Probefahrt mit einem Zafira 1.9 CDTi mit 110 kW/150 PS vereinbaren. Der Topdiesel zeichnet sich dabei vor allem durch seine Laufruhe aus: Mit warmgelaufenem Motor ist - anders als beim Konkurrenten aus Wolfsburg - kaum feststellbar, dass man mit einem Diesel unterwegs ist.

Zudem sorgt der 1910 ccm große Vierzylinder-Motor für flotte Beschleunigungswerte. So legt der Zafira den Sprint von 0 auf 100 km/h in guten 10,4 Sekunden zurück. Die Spitzengeschwindigkeit liegt bei 202 km/h. Doch Sportlichkeit ist das eine, Alltagsnutzen das andere. Und hier lässt der Zafira wenig Wünsche offen. Sein maximales Drehmoment von stattlichen 320 Nm stellt der Topdiesel zwischen 2000 und 2750 Umdrehungen zur Verfügung. Wer es gerne ruhiger angehen lässt, der kann mit diesem Opel ausgesprochen schaltfaul unterwegs sein.

Gutes Sechsgang-Getriebe

Das Cockpit des Opel Zafira Foto: Werk

Dabei macht das Schalten mit dem gut abgestimmten Sechs-Ganggetriebe ausgesprochen Spaß, da sich die Gänge mühelos einlegen lassen. Doch wer mit dem Zafira spritsparender unterwegs sein will, kann dies ohne viel Mühe tun. Opel gibt den Verbrauch mit 6,1 Litern an. Das kommt der Realität schon sehr nahe: bei den Testfahrten schluckte der Zafira bei durchaus flotter Gangart 6,7 Liter. Ein für ein derart motorisiertes Fahrzeug guter Wert. Der C02-Ausstoß liegt bei 165 g/km. Die Lenkung des Zafira spricht übrigens ausgesprochen direkt an, vermittelt eine gute Rückmeldung zur Straße. Die Sitze im Zafira sind zwar nicht unbequem, aber durchaus hart gepolstert.

Und wie sieht es mit der Funktionalität aus, die bei der Kaufentscheidung für einen Van eine große Rolle einnehmen? Hier ist der Zafira unter anderem mit seiner komplett im Fahrzeugboden versenkbaren dritten Sitzreihe mit zwei Einzelsitzen ganz vorn dabei. Mit einigen Handgriffen lässt sich in kurzer Zeit aus dem Fünf- ein Siebensitzer zaubern. Das Kofferraumvolumen liegt bei 646 Litern, legt man die Rücksitze komplett um und stapelt das Gepäck bis unter das Dach, ist Platz für 1820 Liter.

Die Rückansicht des Opel Zafira Foto: AG/Mertens

An der Verarbeitungsqualität gibt es überhaupt nichts auszusetzen, sie ist längst auf dem Niveau des Mitbewerbers aus Wolfsburg angekommen. Das einzige, was es beim Zafira im Innenraum auszusetzen gibt, sind zuwenig Ablageflächen. Für große Getränkeflaschen ist schlichtweg kein Platz vorhanden, die Ablagen in den Türen sind dafür deutlich zu eng geraten. Wer mit Familie unterwegs ist, ist davon auf längeren Strecken schon genervt. Aber unter dem Strich sind das Dinge, die den guten Gesamteindruck des Zafira nicht beeinträchtigen. Wer sich für den Topdiesel interessiert, der muss dafür mindestens 28.870 Euro bezahlen.

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