Familien-Van im schicken SUV-Dress

Volvo XC 60 2WD

Der Volvo XC 60 mutiert als Fronttriebler zum Sparschwein und den SUV. Dabei könnte der Spareffekt beim Tanken sicher noch größer sein.

Von Holger Holzer

Zum Spritsparen streichen immer mehr SUV den schweren und teuren Allradantrieb. Unter den Mittelklassemodellen ist der Volvo XC60 einer der Vorreiter dieser Verzichtsbewegung. Die Variante mit dem 2,4-Liter-Fünfzylinder-Dieselmotor kann auf Wunsch ohne die Offroadtechnik geordert werden. Das spart rund 2000 Euro in der Anschaffung und knapp einen Liter beim Kraftstoffverbrauch auf 100 km. Der extrem geräumige Schwede steht zu Preisen ab 33.890 Euro beim Händler.

Dynamisches Design

Dass der frontgetriebene Einstiegs-Volvo auf Matsch und Geröll nicht weit kommen würde, können nur Eingeweihte an der "Drive"-Plakette am Heck erkennen. Damit kennzeichnet der Hersteller seine besonders sparsamen Modelle, zu denen auch der Allrad-lose XC60 gehören soll. Ansonsten sieht die Sparversion aus wie alle anderen Varianten des mittelgroßen SUV. In seiner Klasse spielt der Volvo beim Design klar die Rolle des Dynamikers: Der 4,63 Meter lange Fünftürer setzt auf fließende Linien und flotte Rundungen gerade an den Stellen der Ecken und Kanten, wie sie etwa die Wettbewerber Mercedes-Benz GLK und Land Rover Freelander zieren.

Um einen möglichst geringen Verbrauch zu erzielen, wurde für die Sparversion der kleinste Diesel der Motorenpalette gewählt. Dabei entfaltet das 129 kW/175 PS starke 2,4-Liter-Fünfzylinder-Triebwerk durchaus genug Kraft, das SUV in jeder Situation angemessen flott zu bewegen. Der vom Hersteller angegebene Verbrauch von rund 6,0 Litern ist in der Praxis allerdings kaum zu erreichen. Im Schnitt fließen rund acht bis neun Liter Diesel auf 100 Kilometern durch die fünf Zylinder. Das ist für ein Fahrzeug dieser Größe zwar ganz in Ordnung, im Vergleich mit klassischen Kombis ist das allerdings relativ viel. Und so drängt sich die Frage nach dem Sinn eines SUV ohne Allradantrieb auf.

Überdurchschnittliches Platzangebot

Viel Platz im Innenraum Foto: Volvo

Der Nachteil des Konzepts: Die unhandlichen Abmessungen und der hohe Verbrauch werden durch keinerlei Traktionsvorteile im Gelände oder bei winterlichen Straßenverhältnissen ausgeglichen. Vorteil: Ein SUV ohne den teuren und schweren Allradantrieb bietet weiterhin eine hohe Sitzposition, ein großzügiges Raumangebot und ein sicheres Gefühl. Vor allem bei den letzen beiden Punkten kann der Volvo überzeugen. Das Platzangebot auf allen fünf Plätzen ist überdurchschnittlich; selbst großgewachsene Hinterbänkler können sich nicht beklagen.

Gleichzeitig passen noch 495 Liter Gepäck hinter die große Heckklappe mit ihrer niedrigen Ladekante. Wer auf die Plätze der Rückbank verzichten kann, lädt sogar bis zu 1455 Liter. Ein bekanntes schwedisches Möbelhaus hat da nur wenige Artikel im Programm, mit denen der XC 60 ernste Ladeprobleme bekommen würde.

Zeit für eine Pause

Der XC 60 bremst automatisch im dichten Verkehr Foto: Volvo

Auch bei der Sicherheit geht der Volvo - wie es der Markentradition entspricht - in die Volllen. Bereits in der Basisversion gibt es den Notbremsassistenten City Safety, der Auffahrunfälle in der Stadt verhindern soll. Hinzu kommen serienmäßig selbstverständlich sechs Airbags und der Schleuderschutz ESP. Gegen Aufpreis können unter anderem noch ein Spurhalteassistent und ein Tot-Winkel-Warner geordert werden, die den Fahrer bei unbeabsichtigtem oder riskantem Spurwechsel per Piepton alarmieren.

Sogar müde Fahrer erkennt der Wagen und zeigt im Armaturenbrett freundlich "Time for a break" - Zeit für eine Pause. Das Fahrverhalten vermittelt ebenfalls ein sicheres Gefühl: Der rund 1,8 Tonnen schwere Wagen gibt sich ruhig und etwas behäbig und strahlt dabei beruhigende Solidität aus. Bei Kurvenfahrten ist ein leichtes Untersteuern spürbar, was zusätzlich noch zu einer generell eher gemächlichen Fahrweise animiert.

Ab 33.890 Euro

Interessante Heckansicht Foto: Volvo

Preislich lohnt sich der Allradverzicht. Mit 33.890 Euro ist der Fronttriebler knapp 2000 Euro billiger als die 4WD-Version. Ein Mercedes GLK mit Heckantrieb kostet 36.771 Euro, die ausschließlich als Allrader erhältlichen BMW X3 und Audi Q5 kosten mit vergleichbaren Motoren 38.600 Euro beziehungsweise 39.100 Euro.

Der Volvo-Käufer muss für die Kfz-Haftpflicht 679 Euro investieren, die Steuer kostet jährlich 306 Euro. Ohne Allradantrieb wird der Volvo XC60 zu einem Familien-Van im schicken SUV-Dress. Wer nicht ins Gelände will und schneereiche Gegenden meidet, ist mit der geräumigen Sparversion des Schweden gut bedient. (mid)

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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