Renault Koleos: Neuer Anlauf

Modellüberarbeitung für SUV

Renault Koleos: Neuer Anlauf
Der neue Renault Koleos macht im Gelände eine gute Figur. © Renault

Renault hat den Koleos einer Überarbeitung unterzogen. Das Facelift hat dem SUV der Franzosen gut getan. Mit seinem Allradantrieb macht er auch im Gelände eine gute Figur.

Von Axel F. Busse

Spät kam der Koleos und als er endlich da war, beeindruckte er nicht durch Schönheit. Die Kunden lernten bald seine Vorzüge kennen, doch sein Gesicht war eines, wie es nur eine Mutter lieben kann. Mit der gelifteten Version, die Ende des Monats auch auf dem deutschen Markt ankommen wird, sieht das SUV unter den Renaults endlich so aus, wie es in das Segment passt: Robust, stylisch und ein bisschen frech. Allerdings auch uniform, denn fast alle der gut zwei Dutzend Konkurrenz-Fahrzeuge sehen so aus.

Dass nun ein erkennbarer Kühlergrill einschließlich Chromveredelung die Front ziert, ist zweifellos ein Gewinn. Auch die gepfeilten und schmaler geschnittenen Scheinwerfergläser wissen zu gefallen. Neu sind die in die Spiegelgehäuse eingelassenen LED-Leuchten, die Rückmeldung für den gesetzten Blinker geben. Geblieben ist die weiche Linienführung, die als französischer Charme verstanden werden kann. Ihm fehlt der kantige, ein wenig martialische Ausdruck, der andere kompakte SUV auszeichnet. Stattdessen sehen seine abgerundeten Formen geschmeidig und ein wenig brav aus. Mit 4,52 Metern Länge und 1,71 Metern Höhe ist die Karosserie kompakt und überschaubar. Die Heckpartie hat keine Veränderungen erfahren.

Innenraum des Renault Koleos aufgewertet

Das Cockpit des Renault Koleos Renault

Mittels neuer Polsterung und vieler zusätzlicher Dekorelemente ist der Innenraum aufgewertet worden. In der Ausstattungslinie "Night&Day", der die deutsche Renault-Vertretung hierzulande die größten Absatzchancen einräumt, ist das Gehäuse von einem metallisch glänzenden Bogen eingefasst. Das sieht schick und edel aus, spiegelt sich aber leider störend in der Frontscheibe. Insgesamt ist der Koleos drinnen mehr Limousine als Offroader.

Wer schon mal einen Renault gefahren ist, wird sich in dieser Innenarchitektur leicht orientieren können. Viele Bedienelemente sind aus anderen Modellen bekannt. Das Platzangebot ist ausreichend, auch auf der Rückbank herrscht ordentliche Bewegungsfreiheit. Der Zugang zum Gepäckabteil wird durch eine horizontal geteilte Klappe gewährleistet, deren unterer Teil mit bis zu 200 Kilogramm belastbar ist. Durch die umklappbare Lehne des Beifahrersitzes erhält man die Möglichkeit, auch lange und sperrige Güter auf einer durchgehend ebenen Fläche zu transportieren. Das Kofferraumvolumen wird mit 450 Litern bis maximal 1380 Litern angegeben.

Ein Benziner und zwei Diesel im Angebot

Der Kofferraum im Renault Koleos bietet 450 Liter Platz Renault

Das Motorenprogramm besteht aus einem Benziner und zwei Dieseltriebwerke, die jeder für sich überarbeitet und auf Verbrauchsreduzierung hin optimiert wurden. Je nach Version und Ausstattung spricht Renault von einen Minderung des Kraftstoffkonsums von bis zu elf Prozent. Die bekannten Antriebsaggregate haben 2,0 und 2,5 Liter Hubraum, wobei der größere ein Ottomotor mit 126 kW/171 PS ist. Die Diesel sind wahlweise mit 110 kW/150 PS oder 127 kW/173 PS zu haben. Die gefahrene Dieselversion mit 150 PS entwickelt ein dem Gewicht von 1 730 Kilogramm angemessenes Temperament. Egal, ob Handschalter oder Automatikversion, von spontanen Überholentscheidungen muss aber eher abgeraten werden. Der Motor verschafft sich ab 3 000 Umdrehungen so energisch Gehör, dass ein paar zusätzliche Kilos in Gestalt von Dämmmaterial durchaus als hilfreich empfunden worden wären.

Das Automatikgetriebe schaltet geschmeidig, doch muss wegen der kürzeren Übersetzung der sechs Gänge mit höherem Verbrauch gerechnet werden. Der Hersteller gibt den Konsum mit durchschnittlich 7,1 Litern Diesel und damit 0,7 Litern mehr an, als für den Handschalter zu veranschlagen sind. Für die gibt es zwar eine Schaltempfehlung im Display, eine Start-Stopp-Automatik ist aber nicht lieferbar.

Gute Grundausstattung

Überzeugen will das Auto vor allem durch ein hohes Niveau der Grundausstattung. Ab Werk mitgeliefert werden 17-Zoll-Aluräder, MP3-fähige Radio-CD-Kombination, TomTom-Navigation im Festeinbau, Zwei-Zonen-Klimaautomatik, Licht- und Regensensor sowie ein schlüsselloses Zugangssystem. Was die Marktchancen des neuen Koleos in Deutschland angeht, muss er sich nicht nur gegen die Japaner Nissan Qashqai und Honda CRV behaupten, sondern auch gegen andere in Korea gebaute Kompakt-SUV wie Chevrolet Captiva, Kia Sportage und Hyundai ix35.

Das Basismodell startet zu Preisen ab 28 990 Euro. Hierzulande wird sich der Koleos wohl als 95-Prozent-Auto entpuppen. Das ist nämlich der Anteil, zu dem Kunden in der Vergangenheit ein Fahrzeug mit Dieselantrieb bestellten. Etwa gleich hoch schätzt der Vertrieb den Ausstattungsgrad mit dem Allradantrieb ein, den Nissan dazu liefert. Und 95 Prozent, das ist ein Erfahrungswert, der fast alle Fahrzeuge dieser Klasse betrifft, werden niemals im Gelände bewegt.

Die Front des Renault Koleos Renault

Dabei entfaltet das eher harmlos wirkende Auto im Gelände erstaunliche Fähigkeiten. Da wird der sanfte Franzose unversehens zum Raubein. Der elektronisch gesteuerte Allradantrieb ist eine Weiterentwicklung dessen, was Nissan in seinem Modell X-Trail anbietet. Mittels Tastendruck kann die Kraftverteilung auf jeweils 50 Prozent pro Achse verriegelt werden.

Damit beim Anfahren, egal auf welchem Untergrund, immer maximale Traktion erreicht wird, tritt dort der Allradantrieb in Aktion, auf trockenem Asphalt ist der Koleos als Fronttriebler unterwegs. Steile Böschungen und Rampen meistert das Auto ebenso souverän wie die Huckelstrecken mit starker Verschränkung. Da knirscht und knarzt nichts, Berganfahrhilfe und Bergabfahrkontrolle vervollständigen die Geländeausrüstung. Getriebeuntersetzung oder Sperrdifferentiale sind nicht im Angebot. (mid)

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Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

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