Porsche Panamera Turbo S: Schön unvernünftig

27.000 Euro für 50 PS

Porsche Panamera Turbo S: Schön unvernünftig
Der Porsche Panamera Turbo S © Porsche

Es soll ja Kunden geben, die nicht genug PS bekommen können. Für diese Klientel bietet Porsche nun den Panamera Turbo S an. Er wartet mit 50 PS mehr auf, kostet damit aber auch schlappe 27.000 Euro mehr als der Turbo.

Von Stefan Grundhoff

Wer bisher in einem Porsche Panamera Turbo etwas in Sachen Leistung und Fahrdynamik vermisst hat, dem ist eigentlich nicht mehr zu helfen. 368 kW/500 PS, Allradantrieb und 302 km/h Spitze? Schneller geht es für viele nimmer. Doch nun legen die Stuttgarter auch da noch nach und bringen - früher als erwartet - einen Turbo S: noch schneller, noch gefährlicher und noch lauter

In 3,8 Sekunden auf Tempo 100

405 kW/550 PS Leistung, den Sprint auf 100 km/h in 3,8 Sekunden und ein maximales Drehmoment von 750 Nm zwischen 2 250 und 4 500 U/min zaubern selbst erfahrenen Sportwagenpiloten kurzzeitig Schweißperlen auf die Stirn. Erst einmal in dem perfekt sitzenden Ledergestühl Platz genommen und den 4,8 Liter großen Achtzylinder entfacht, gibt es seitens des Piloten nur noch das Zeichen "Daumen hoch". Dennoch ist alles fast wie immer: Armaturen, Schalter, Bedienelemente, Wohlfühlwert und insbesondere das Fahrgefühl, kennt man ja. Wäre nur schön, wenn Porsche im Turbo S nicht nur ein griffiges Lenkrad, sondern auch ein solches mit entsprechenden Bedienmodulen anbieten würde. Die Bedienung von Tempomat und Bordcomputer an zwei zusätzlichen Lenkstockhebeln knapp über dem Knie ist dagegen eher peinlich.

Der V8 im Panamera Porsche

Herunter vom Parkplatz, hinaus auf die Landstraße und mit Tempo 80 locker hinter einem Lastwagen hinterher. Turbo S - pah! Was für eine Enttäuschung, ein Buchstabe ohne Sinn und ohne Verstand. Doch als der Gegenverkehr Richtung Erding ausbleibt und der Überholversuch nicht bei einem solchen bleibt, zieht es einem dann doch die Gesichtszüge nach hinten. Beim Overboost liefert der Turbo bereitwillig bis zu 800 Nm Drehmoment ab und nicht erst jetzt gibt es ein stilles Stoßgebet zum Himmel, dass der 4,97 Meter lange Panamera artgerecht mit Doppelkupplungsgetriebe und Allradantrieb unterwegs ist.

Die Seitenline des Turbo S Porsche

Kurz danach endlich die lang ersehnte scharfe Rechtskurve auf die Autobahn. Nicht einfach zu fahren; schon gar nicht mit diesem Donnervogel, der über zwei Tonnen auf die Waage bringt. Doch als der Blinker zum Spurwechsel ein zweites Mal nach links gesetzt ist, schaltet das Doppelkupplungsgetriebe die sieben Gänge nur so durch, während im Augenwinkel die 220 km/h-Marke vorbeizieht. Der Achtzylinder "bollert" durch seine Sportauspuffanlage, dass man nie wieder weniger Drehzahl spüren und schon gar nicht hören möchte. Die Gänge drehen bis über 6 500 Touren und die an sich schnell fahrenden Autos zischen an der rechten Flanke des schwarzen Ungetüms wie stehende Lastwagen vorbei. Die Kraft des Panamera Turbo S ist grandios, spektakulär und nahezu einzigartig.

Glänzende Bremsen

Mindestens genauso beeindruckend wie die Beschleunigungswerte ist die Verzögerung. Die Aluminium-Monobloc-Anlage mit sechs Kolben vorn und derer vier hinten bringt den Piloten jederzeit wieder auf den Boden der Tatsachen zurück, brachial und schnell. Bereits ein paar Minuten später ist man auf der Landstraße in der Nähe von Moosburg wieder leise blubbernd unterwegs. Denn Cruisen kann der Über-Panamera besonders gut. Und dann besteht auch eine reale Chance, den Normverbrauch von 11,5 Litern in die Tat umzusetzen.

Das Heck des Porsche Panamera Turbo S Porsche

Der Porsche Panamera Turbo S zaubert zwischen den Welten. Mal lässig, mal ungestüm bleibt er immer eine straff abgestimmte Luxuslimousine, die mindestens 167 076 Euro kostet. Das sind eindrucksvolle 27 000 Euro mehr als der alles andere als schwächliche Panamera Turbo, der mit seinen 500 PS kaum weniger Fahrspaß bietet. So wird das neue "S" in der Panamera-Familie für all diejenigen ein Lustgewinn sein, die ihren Turbo sonst noch zum Tuner geschickt hätten. (mid)

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Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

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