Peugeot RCZ 1.6 200 THP: Runde Sachen

Ab 29.450 Euro

Peugeot RCZ 1.6 200 THP: Runde Sachen
Auch der Peugeot RCZ ist von der Rückrufwelle betroffen. © AG/Flehmer

Peugeot hat die Nische gefunden. Wem ein Hochleistungssportwagen zu teuer, ein Kompakt-Sportler zu normal ist, dem verspricht der RCZ einen Heidenspaß zu einem vergleichsweise günstigen Preis.

Von Thomas Flehmer

Es sind zumeist Rundungen, die Männer anziehen. So ist es nicht verwunderlich, dass beim Peugeot RCZ zuerst die beiden Rundungen des Daches auffallen, die dem sportlichen Zweisitzer eine anziehende Note verleihen. Diese beiden Aluminiumbögen des vom deutschen Designer Boris Reinmöller entworfenen französischen Sportwagens sind es auch, die den größten äußerlichen Unterschied zum Audi TT ausmachen. Ansonsten ähneln sich die beide doch sehr stark, auch wenn das Heck des ersten reinen Sportwagens des französischen Unternehmens noch ein wenig runder, ein wenig breiter ausgefallen ist als beim Vertreter aus Ingolstadt.

Großes Kofferraumvolumen

Trotz der Breite ist auf den ersten Blick die rassige Sportlichkeit des 4,29 Meter langen und nur 1,36 Meter hohen RCZ, der 2007 seine Premiere als Studie feierte, zu erkennen. Angesichts der Potenz von 147 kW/200 PS, die den gerade mal 1,4 Tonnen leichten 2 + 2-Sitzer innerhalb von 7,5 Sekunden aus dem Stand bis zur Geschwindigkeit von 100 km/h treibt, passt das Löwenmaul der veralteten Designsprache des französischen Herstellers gut zu dem RCZ. Verbunden mit den lang gezogenen Scheinwerfern und des runden Flachdaches wird die sportliche Eleganz nur ein wenig durch die Breite des Hecks etwas gestört.

Die optisch abstoßende Breite hat den Vorteil, dass der Sportwagen – der erste aus dem Hause Peugeot – für seine Klasse ungewöhnlich viel Gepäck aufnehmen kann. Zwischen 321 und 639 Liter können unter der Heckklappe verstaut werden, wenn die beiden Notsitze umgeklappt werden. Somit schafft auch der große Flachbildschirm den Weg vom Media Markt ins Wohnzimmer. Eine Reihe weiter vorn finden Fahrer und Beifahrer ein absolutes Sportwagenambiente vor, zumindest wenn das Voll-Leder-Paket optional mitbestellt wurde, das mit seinen Nähten sehr elegant wirkt. Auch die Instrumente ohne großen Schnickschnack sowie die übersichtlich gestaltete Mittelkonsole lassen es zu, dass sich der Fahrer auf das Wesentliche konzentrieren kann.

Lange Schaltwege beim Gangwechsel

Die Schaltwege sind beim Peugeot RCZ etwas zu lang AG/Flehmer

Und das kommt zum Vorschein, sobald der Zündschlüssel im Zündschloss gedreht wurde. Einen tiefen, kräftigen Bass haben die Soundingenieure entworfen, der nach einem sanften Druck auf das Gaspedal anschwillt, ohne dabei ins Prollige abzurutschen. Eher bildet der Sound die passende Symbiose zum kräftigen Vortrieb, der schnell sportliche Gefühle aufkommen lässt. Lediglich beim Einlegen der Gänge wird die Basis des Peugeot 308 erkennbar. Für einen Sportwagen sind die Abstände etwas zu lang.

Aber die längeren Schaltvorgänge tun der Fahrfreude, die das Topmodell bietet, keinen Abbruch, auch wenn die maximal 275 Newtonmeter Drehmoment bei 1700 Umdrehungen die Vorderachse bedienen und auch der Motor vorn verbaut wurde. Bemerkbar macht es sich, wenn enge Kurven zu sportlich angegangen werden, dann schert das Heck doch schnell aus. Aber Angst kommt dabei nicht auf, das Fahrzeug fängt sich schnell wieder, sodass eher der sportliche Drift betont wird.

Bissige Bremsen

Der Peugeot RCZ hat einen hochwertigen Innenraum Peugeot

Auch sonst bietet der RCZ, das erste Peugeot-Model ohne Null oder Doppelnull im Namen, viel Sicherheit. Die Bremsen greifen giftig ein, wenn auf dem Weg zur Höchstgeschwindigkeit von 235 km/h mal ein anderer Verkehrsteilnehmer kurzfristig die linke Spur benutzen möchte – und sei es, um der sportlichen Freude, die beim RCZ ganz automatisch entsteht, Einhalt zu bieten. Vielleicht will er auch nur den Heckspoiler bestaunen, der nach 85 und 135 km/h seine zwei Stufen ausgefahren hat und so für ein weiteres Sportwagen-Merkmal sorgt.

Dass die angegebenen 5,6 Liter Super auf der Autobahn rein theoretischer Natur sind, versteht sich von selbst. Selbst bei einem Tempo zwischen 120 und 130 km/h benötigte der RCZ 6,7 Liter auf 100 Kilometern. Doch diese 100 Kilometer Fahrt waren wie Kindergeburtstag ohne Süßigkeiten. Der RCZ möchte gefahren werden und fühlt sich im Bereich zwischen 190 und der Höchstgeschwindigkeit sehr gut an. Dann darf der Fahrer aber auch nicht erschrecken, dass der Verbrauch auf 11,7 Liter ansteigt. In der Stadt gibt sich der RCZ bescheidener, da er auch dort im fünften oder sogar im sechsten Gang gefahren werden kann und dort dann sieben Liter für die 100 Kilometer Wegstrecke verlangt.

Ab 29.450 Euro

Recht günstig ist der Peugeot RCZ AG/Flehmer

Wer also keine 300 PS für seinen Sportwagen benötigt, wird mit dem 1.6 200 THP seine helle Freude haben. Bei 29.450 Euro startet das Topmodell – die Basisversion mit dem 155 THP-Benziner ist ab 26.950 Euro lieferbar. Mit den Ausstattungsfeatures Voll-Leder, Navi etc. kam der Testwagen auf rund 36.000 Euro – und war damit mehr als ausreichend bestückt. Der Audi TT 2.0 TFSI mit 211 PS geht erst bei 33.700 Euro ins Rennen, mit den nötigen Ausstattungen werden die 40.000 Euro locker erreicht. Und dem Audi fehlen die beiden charakteristischen Rundungen.

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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