Moto Guzzi Stelvio 1200: Bärenstarke Reiseenduro

Italiener haben Technik überarbeitet

Moto Guzzi Stelvio 1200: Bärenstarke Reiseenduro
Die Moto Guzi Stelvio 1200 wurde gründlich überarbeitet. © Moto Guzzi

Moto Guzzi hat die Stelvio überarbeitet. Das hat der Reiseenduro gut getan, die die Italiener in zwei Varianten anbieten. Neben der Stelvio gibt es zudem noch die NTX, der Version für Abenteurer.

Von Heiko P. Wacker

In Sachen Optik braucht sich die Moto Guzzi nicht verstecken: In bester Reiseenduro-Manier ruht sie monumental auf dem serienmäßigen Hauptständer. Die Front mit den beiden großen Scheinwerferaugen wirkt harmonisch, während der Tank rundlicher und mit nun 32 Litern deutlich voluminöser geraten ist.

Die wirklich wichtigen Änderungen haben sich indes im Verborgenen abgespielt. Bisher nämlich zwang der unharmonische Drehmomentverlauf zu sehr ausgeprägten Fahrweisen: entweder sehr gemütlich gondelnd - oder mit deftigem Zug am Gas. Zwischen diesen beiden Extremem jedoch hat sich die nach dem bekannten Stilfser Joch getaufte Fernweh-Guzzi schwer getan.

Guzzi mit Antischlupfregelung

Ganz anders die 2011-er-Variante: Sie zieht schon kurz nach dem Standgas merklich an, um ab 2 500 Touren ihre bärige Seite zu präsentieren. Vom Drehmomentloch bleibt kaum eine Spur. Der luft-/ölgekühlte V2 kann das Potential seines 1 151 ccm umfassenden Hubs nun tatsächlich nutzen, bis die Nadel bei 8 000 Umdrehungen in den roten Bereich einläuft. Die letzte Ausbaustufe des 2006 eingeführten Quattrovalvole-Motors macht ihrem Namen alle Ehre, während der Schaltfuß durch die sechs Gänge steppt, und eine Antischlupfregelung bei durchdrehendem Hinterrad das Drehmoment im Interesse der Sicherheit limitiert.

DIe Stelvio von Moto Guzzi bietet gute Fahrleistungen Moto Guzzi

Die maximale Leistung von 77 kW/105 PS steht bei 7 250 U/min an, wobei man den kernigen Twin kaum je so hoch drehen muss. Denn das Drehmoment - das Maximum von 113 Nm wird bei 5 800 Touren erreicht - ermöglicht zügiges Vorankommen auch ohne Drehzahlorgien. Das dürfte auch den zuweilen kritisierten Verbrauch des Achtventilers, der seine Kraft markentypisch via Kardan überträgt, auf sechs Liter bis sieben Liter einbremsen. Die Reichweite soll laut Hersteller selbst bei forcierter Gangart bei 440 Kilometern liegen.

Stelvio und NTX im Angebot

Angeboten wird die Stelvio in der "Normalversion", die als "Stelvio 1200 8V" für 14 090 Euro an den Start geht, sowie als Abenteuerversion "NTX", die mit 1 900 Euro Aufpreis deutlich höher liegt. Dafür bekommt der Kunde hier auch Nebelleuchten, Handprotektoren, ein extra großes Windschild sowie einen Aluschutz für die Ölwanne und Sturzbügel für die Zylinderköpfe des 90-Grad-Twins. Zudem soll die lediglich in Schwarz angebotene NTX noch im April an den Start rollen. Die günstigere Standardvariante ist derzeit für Mai avisiert.

Das Heck der überarbeiteten Moto Guzzi Moto Guzzi

Ein serienmäßiges und fürs Gelände abschaltbares ABS und mehr als ordentliche Bremsen haben beide Varianten, so dass sich die leer mit 257 bis 272 Kilo (NTX) angegebene Guzzi durchaus vehement einbremsen lässt. Und weil auch das Handling der nicht gerade zierlichen Reiseenduro zu gefallen weiß, ist man trotz der schieren Ausmaße recht flott unterwegs. Nicht unbedingt in anspruchsvollem Gelände, aber dafür auch gern zu zweit: Hinten sitzt es sich durchaus kommod, während der Platz hinter dem Lenker mit einer angenehm aufrechten Sitzposition verwöhnt. Die Sitzhöhe lässt sich dabei zwischen 82 und 84 Zentimetern variieren. Auch Gabel und Federbein sind einstellbar, wenn auch zum Teil in sehr fummeliger Weise.

Abstand zur BMW R 1200 GS spürbar

Die NTX von Moto Guzzi Moto Guzzi

Gleichwohl wird man nach dem ersten Ritt lobende Worte für die deutlich bessere Stelvio des neuen Jahrgangs finden. Zwar ist der Abstand zur BMW GS noch spürbar, doch die Richtung stimmt. Zudem kann die italienische Reiseenduro mit ihrem ganz eigenen Charme und dem gelungenen V-Twin punkten. Wer also eine Reiseenduro sucht, aber zugleich auch italienischen Stil zeigen möchte, der sollte sich die ab 14 090 Euro erhältliche Stelvio wirklich einmal näher anschauen. Denn die macht sicherlich nicht nur beim Ritt auf den 2 757 Meter hohen Passo dello Stelvio jede Menge Laune. (mid)

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