Mitsubishi Lancer Ralliart: Ein bisschen Krawall

Optisches Understatement

Mitsubishi Lancer Ralliart: Ein bisschen Krawall
Der Mitsubishi Lancer Ralliart Sportback hat 240m PS unter der Haube © Mitsubishi

Der Mitsubishi Lancer Ralliart ist ein bärenstarker Allrader mit über 200 PS und einer Portion Krawallpotenzial. Dabei hält sich der sportliche Lancer optisch sehr zurück.

Von Sabine Stahl

Wer ein Alltagsauto mit Krawallpotenzial sucht, schaut sich am besten in der Riege der Kompakt-Sportler um. Dort finden sich leistungsverstärkte Brot-und-Butter-Autos wie der VW Golf R oder der Mazda3 MPS. Eine Alternative zu den bekannten Volks-Sportlern ist der Mitsubishi Lancer Ralliart, der mit 177 kW/240 PS und serienmäßigem Allradantrieb daher kommt.

Kräftiger Sound

Beim Betrachten des PS-geladenen Kompaktklässler fällt auf, dass sich das Fahrzeug trotz der großzügigen Leistung von deutlich mehr als 200 PS und der Benennung nach der Motorsportabteilung von Mitsubishi mit optischen Attributen vergleichsweise zurückhält. Lediglich die Aluminium-Motorhaube des Lancer Evolution mit den Belüftungsöffnungen, die für mehr Durchzug unter der gehaltvollen Haube sorgen sollen, weisen mit Nachdruck auf die vielen Pferdchen unter dem Blech hin.

Deutlich auffälliger als das Blechmäntelchen ist der Sound des 2,0-Liter-Turbobenziners, der sein maximales Drehmoment von 343 Nm vor allem im hohen Drehzahlbereich mit viel Gebrüll permanent an alle vier Räder schickt. Das mag den einen oder anderen Passanten beeindrucken, doch die Insassen könnten die Geräusche auf Dauer als störend empfinden. Doch wer auf den Sportmodus verzichtet, wird mit früheren Gangwechseln und damit auch mit etwas mehr Ruhe belohnt. Dennoch wäre eine bessere Dämmung auch eine Überlegung wert.

In 7,1 Sekunden auf 100 km/h

Der Mitsubishi Lancer Ralliart verfügt über ein serienmäßiges Doppelkupplungsgetriebe Mitsubishi

In Sachen Vortrieb gibt es nur wenig zu meckern. Der Vierzylinder heizt dem rund 1600 Kilogramm schweren Japaner - von einem kleinen Turboloch abgesehen - ordentlich ein und beschleunigt den Kompakten in 7,1 Sekunden von null auf 100 km/h. Wer das Können des Motors ausreizen möchte, kann bis 220 km/h auf dem Gas bleiben, dann ist Schluss. Den Gangwechsel übernimmt das serienmäßige Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe.

Die 240 PS des Turbobenziners machen sich nicht nur beim Tritt auf das rechte Pedal bemerkbar, sondern auch bei der Tankrechnung. Der Hersteller gibt einen Durchschnittsverbrauch von 10,2 Litern an, in der Praxis werden jedoch locker elf und mehr Liter fällig.

Lenkrad nur in Höhe verstellbar

Der Mitsubishi Lancer Ralliart überzeugt in den Kurvenfahrten Mitsubishi

Vor der Fahrt mit dem japanischen PS-Boliden muss sich der Fahrer zunächst auf den für ihn bestimmten festen und bequemen Sitz niederlassen und die richtige Position für den bevorstehenden Ritt finden. Letzteres gestaltet sich jedoch schwierig, da das Lenkrad nur in der Höhe verstellbar ist und kleine Menschen mit durchgestreckten Armen und dem dünnen Lenkradkranz ihre Pilotenarbeit verrichten müssen.

Dank der leichtgängigen und genauen Lenkung, des straff abgestimmten Fahrwerks und einem neutralen Kurvenverhalten lässt sich der Allrader einfach durch scharf und weniger scharf geschnittene Kurven dirigieren. Ein Schwachpunkt: Die schlechte Sicht nach hinten erschwert das Rangieren, und Park-Sensoren stehen nicht auf der Ausstattungsliste. Der Lancer Ralliart ist ein kraftvoller Alltagsbegleiter, der als Sportback auch mit einem tieferen Kofferraum punkten kann, wobei allerdings durch das schräg nach hinten abfallende Dach einiges an Volumen wieder eingebüßt wird. Insgesamt stehen bis zu 1349 Liter Ladevolumen zur Verfügung. Für den Fall der Fälle findet sich unter dem ebenen Ladeboden ein kompaktes Notrad. Der Lancer Ralliart schließt im Modellprogramm von Mitsubishi die Lücke zwischen Lancer und dem Topmodell Evolution zu einem Preis ab 35.990. Dafür hält sich der Sportler optisch zurück, gibt sich aber recht lautstark. (mid)

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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