Aircap: Mehr Komfort durch elektrisches Windschottsystem

Feature im neuen Mercedes C-Klasse Cabrio

Aircap: Mehr Komfort durch elektrisches Windschottsystem
Das Aircap am neuen C-Klasse Cabrio von Mercedes. © Daimler

Nach der E- und S-Klasse verfügt nun auch das neue Mercedes C-Klasse Cabrio über ein so genanntes Aircap. Was das System kann und was es bewirkt, erklärt Teddy Woll, der bei Daimler den Bereich Aerodynamik verantwortet.

Von Frank Mertens

Es gibt die Puristen unter den Cabriofahrern, für die Features wie ein Nackenföhn oder ein Aircap wie im neuen Mercedes C-Klasse Cabrio nur Nasenrümpfen hervorruft. Für dieses Klientel ist ein Nackenföhn ebenso etwas für Warmduscher wie der Windabweiser an der Oberkante der Windschutzscheibe. Sie wollen das pure Cabrioerlebnis. Wer es nicht verkraftet, dass einem der Wind beim Offenfahren den Nacken auskühlt, der soll doch lieber gleich die Finger von Cabrios lassen.

Ignorieren sie solche rigorosen Meinungen. Purismus mag ja schön und gut sein. Doch was spricht dagegen, etwas komfortabler unterwegs zu sein? Stimmt, nichts. Deshalb hat der Airscarf, so nennt Mercedes den Nackenföhn in seinen Cabrios (nach einer Einigung in einem Patentrechtsverfahren kann der Autobauer das System wieder nutzen) ebenso seine Berechtigung wie das Aircap. Nachdem es bereits bei der Mercedes E-Klasse und der S-Klasse zum Einsatz kommt, kann man es nun auch für das neue C-Klasse Cabrio bestellen.

Kaum sichtbar im Dachrahmen integriert

Das kaum sichtbar in den Dachrahmen integrierte elektrische Windschottsystem ist mit einem elektrischen Windschott hinter den beiden Sitzen im Fond verbunden. Fährt man das Aircap am Dachrahmen aus, fährt auch das Windschott im Fond automatisch hoch. Das hört sich erst einmal nicht sonderlich kompliziert an, ist es aber.

Das Aircap-System ist in langjähriger Entwicklungszeit entstanden, wie Teddy Woll berichtet, der bei Daimler die Aerodynamik verantwortet. Wie Woll berichtet, könne das System nicht einfach von einem Auto zum nächsten umgebaut werden. "Es ist eine relativ schwierige Abstimmung des vorderen Spoilers mit dem hinteren Windschotts erforderlich", so Woll "Das muss zur Fahrzeuglänge, zur Breite, zum Druckniveau vorne und hinten passen. Das ist eine aufwendige Geschichte."

Doch wie funktioniert das System genau? "Zum einen wird über den Spoiler die Luft nach oben abgelenkt, dadurch trifft nicht der volle Luftdruck auf die hinteren Passagiere", erklärt Woll. Daneben sorgt das Aircap dafür, dass die Atmosphäre im Innenraum beim offenem Fahren deutlich angenehmer wird. "In einem offenen Auto wird durch die umströmende Luft die Luft im Fahrgastraum nach oben abgesaugt. Ohne Aircap geschieht dies durch eine starke Luftwalze, die von hinten einströmt. Mit Aircap wird dieses Unterdruckgebiet von beiden Seiten, also von vorne und hinten gefüllt."



Wie der Aerodynamik-Experte sagt, gebe es dadurch nicht mehr nur eine große Wirbelwalze, sondern zwei kleinere Wirbel im oberen Bereich. Sie würden das Fahren vor allem im Winter im Fahrgastraum deutlich angenehmer machen. "Dadurch kann ich die untere Strömung mit Heizungluft gut auffüllen und kann im Winter, wenn die Sonne scheint, offen fahren." Und wer profitiert am meisten vom Aircap? Fahrer oder Beifahrer, oder die Fondpassagiere? Grundsätzlich ist es ohne Aircap vorne ruhiger. "Doch mit Aircap wird es für beide komfortabler, im Kopfbereich um 30 Prozent, im unteren Bereich sogar um 60 Prozent. Im unteren Bereich wird es also massiv besser."

Wer sich also dafür entscheidet, sich mit Airscarf warme Luft um Hals und Nacken strömen zu lassen und dann auch noch das Aircap (beides ist Bestandteil des Cabrio Komfort-Pakets) ordert, kann so zu fast ganzjährigen Open-Air-Genuss kommen. Dass der ein oder andere Purist einen vielleicht müde ob dieser beiden Komfortfeatures belächelt - wen interessiert so etwas schon? Hauptsache es herrscht Wohlfühlatmosphäre.

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Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

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