Teure Noblesse im Mercedes-Benz E-Klasse Coupé

Zweitürer ohne B-Säule

Das E-Klasse Coupé von Mercedes-Benz ist ein eleganter Zweitürer ohne B-Säule. Doch die Stuttgarter Noblesse hat ihren Preis – im Vergleich zu den Wettbewerbern einen recht hohen.

Von Silke Koppers

Große Coupés stehen an sich für eine Mischung aus Sportlichkeit und Komfort. Ihnen haftet etwas Nobles an - das gilt auch für das E-Klasse Coupé von Mercedes. Die aktuelle Version des oberen Mittelklässlers hat gegenüber den zuletzt deutlich kompakteren Vorgängern der CLK-Klasse wieder an Format zugelegt. Mit 4,70 Meter Länge fällt es einige Zentimeter größer aus als etwa der Audi A5 oder das BMW 3er-Coupé. Dafür verlangen die Stuttgarter auch deutlich höhere Preise, die bei 40.877 Euro beginnen. Der gefahrene E 250 CGI mit dem 150 kW/204 PS starken 1,8-Liter-Benzinmotor kostet bereits 45.339 Euro.

Kraftvolle Linien

Der elegante Zweitürer ohne B-Säule und mit voll versenkbaren Seitenscheiben besticht optisch durch seine kraftvollen Linien, die im Innenraum fortgesetzt werden. Zudem glänzt der Sternenträger mit sehr gut verarbeiteten Materialien. Das gesamte Design lehnt sich stark an das der Limousine an, doch das Platzangebot im Fond ist coupé-typisch beengt. Trotz schicker und bequem geformter Einzelsitze sollten die zwei Passagiere nicht größer als 1,75 Meter sein, sonst muss eine Duckhaltung aufgrund des nach hinten abfallenden Daches eingenommen werden.

Vorn reist es sich dafür umso bequemer. Die Sitze bieten höchsten Langstreckenkomfort, die Sitzposition und Ergonomie sind nahezu perfekt. Der automatische Gurtbringer ist allerdings gewöhnungsbedürftig. Er fährt erst mit dem Einschalten der Zündung aus. Damit wird die in der Fahrschule gelernte Reihenfolge "erst anschnallen, dann anlassen" umgekehrt. Ansonsten sind alle Instrumente für den Fahrer auf eine intuitive Bedienung ausgerichtet. Angenehm ist auch, dass der mit bis zu 450 Litern große Kofferraum per Fernbedienung entriegelt werden kann und der Deckel daraufhin komplett aufschwingt.

Nur Fünfgang-Automatik

Die B-Säule fehlt dem Coupé der Mercedes-Benz E-Klasse Daimler

Um mit dem schicken Gefährt zügig voranzukommen, reicht der 1,8-Liter-Benzinmotor mit Turboaufladung absolut aus. Mit seiner Leistung von 150 kW/204 PS und dem maximalen Drehmoment von 310 Nm ab 2000 Touren gelingt ein recht druckvoller Vortrieb. Wird das Gaspedal voll durchgetreten, sprintet der Hecktriebler in 7,4 Sekunden von null auf 100 km/h und die Höchstgeschwindigkeit ist bei 247 km/h erreicht.

Allerdings darf vom Reihenvierzylinder kein schöner satter Klang erwartet werden. Vielmehr klingt der Motor beim Beschleunigen eher heiser als kraftvoll. Doch in der Summe arbeitet das Aggregat leise und trotz der rahmenlosen Seitenscheiben gleitet man im E-Klasse Coupé auch bei höherer Geschwindigkeit ruhig dahin. Gekoppelt ist das Triebwerk allerdings mit einer etwas trägen Fünfgang-Automatik, die selbst im Sportmodus etwas spät reagiert. Spätestens hier wird deutlich, dass das Coupé mehr auf Komfort als auf Sportlichkeit ausgelegt ist.

Recht hoher Verbrauch

Das Mercedes-Benz E-Klasse Coupé ist kein Sparmobil Daimler

Dennoch und vermutlich auch aufgrund des Getriebes fällt der Verbrauch nicht gerade niedrig aus. Nur bei sehr zurückhaltender Fahrweise gibt sich der Stuttgarter mit 7,4 Litern auf 100 Kilometern zufrieden, bei zügiger Fahrweise genehmigt er sich auch gern 12,2 bis 12,5 Liter Benzin.

Passend zur Automatik verzichtet auch das Fahrwerk in seiner Abstimmung auf übertriebene Straffheit. Das Feintuning in Richtung Komfort oder Sport erledigt im Mercedes Coupé die aus der Limousine bekannte adaptive Stoßdämpferregelung. Wird der Zweitürer entspannt bewegt, gleitet er sanft und geschmeidig durch die Landschaft. Bei sportlicher Gangart lässt sich das Gefährt erstaunlich leicht und flott fahren.

Zahlreiche Assistenten an Bord

Nichts zu beanstanden gibt es beim Sicherheitspaket: Nachtsicht- und Tempolimitassistent mit Verkehrsschilderkennung, Spurhalte- und Tot-Winkel-Assistenten, adaptive Scheinwerfer, radargestützte Abstands- und Bremshilfe, aktive Kopfstützen und Pre-Crash-Sicherheitssystem sind zwar teilweise nur gegen Aufpreis erhältlich, aber der Müdigkeitswarner erinnert stets serienmäßig mit einer dampfenden Kaffeetasse im Display daran, auch mal eine Pause einzulegen - denn irgendwann lässt auch im schönsten Coupé die Konzentration nach. (mid)

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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