Kia Soul: Popper statt Packer

Lifestyle-Modell

Kia Soul: Popper statt Packer
Der Kia Soul ist kein Familienmobil © AG/Flehmer

Der Kia Soul präsentiert sich mit Ecken und Kanten, aber dennoch sehr pfiffig. Doch der innovativ aussehende Koreaner bleibt aufgrund fehlender Alltagstauglichkeit in der Lifestyle-Nische.

Von Thomas Flehmer

Es war schon immer so im Leben: Die einen arbeiten, andere genießen. Im Autobereich unterscheidet man zwischen Brot und Butter-Autos und Lifestyle-Mobilen, die besonders in den letzten Jahren bei keiner Marke mehr fehlen durften. Diese Lifestyle-Fahrzeuge, seien es nun sportlich aussehende Coupés ohne den eigentlich dazugehörenden leistungsstarken Motor oder komplizierte Designgebilde, betonen ebenfalls nur das Äußerliche.

Polarisierendes Äußeres

Der Kia Soul scheint auf den ersten Blick beide Welten miteinander zu vereinen. Sein eckiges Design schindet den Eindruck, es mit einem äußerst alltagstauglichen Fahrzeug zu tun zu haben. Die trotz allem auch dazu gehörigen runden, dynamischeren Formen, die mit den eckigen harmonieren, deuten an, dass dieses Auto kein ganz gewöhnliches sein soll.

Polarisierend ist das von Kia-Chefdesigner Peter Schreyer kreierte Crossover-Modell auf jeden Fall auch noch zwei Jahre nach dem Markteintritt.

Schmale Kost im Innenraum

Während die Hülle im Straßenalltag auffällt, gibt es im Innenraum nur schmale Kost. Hier ist der Lifestyle-Gedanke daheim geblieben. Die Sitze sind zwar gut konturiert, aber die Anordnung der Instrumente und Schalter sowie des CD-Radios fallen eher unter den Begriff bieder.

Dank seiner eckigen Form können sich die Passagiere in der zweiten Reihe nicht über Platzmangel beschweren. Sie haben genügend Kopf- und Beinfreiheit. Allerdings geht diese Freizügigkeit zu Lasten des Kofferraums, der im wahrsten Sinne des Wortes keiner ist. Denn Koffer haben hier keine Chance. Die 222 Liter Volumen lassen Platz für einen kleinen Aldi-Einkauf.

LKW-Gefühle nach dem Start

Der Kofferraum des Kia Soul ist eigentlich gar keiner AG/Flehmer

Lange Gesichter gibt es auch nach dem Starten des 1,6 Liter großen Commonrail-Diesels. Anstatt dezent vor sich hinzuschnurren glaubt man, auch wegen der erhöhten Sitzposition am Steuer eines Lkw zu sitzen. Diese Annahme schwindet aber recht schnell. Denn der seit diesem Jahre Euro 5 erzielende Selbstzünder beherbergt 94 kW/128 PS unter der Haube und ein Drehmoment von 260 Newtonmetern, die zwischen 1900 – 2750 Kurbelwellenumdrehungen anliegen. In 11,5 Sekunden ist Tempo 100 erreicht, in der Stadt ist der Soul schnell auf 50 km/h.

Ist der Motor etwas wärmer lassen auch die Motorengeräusche etwas nach, allerdings bleibt der Vierzylinder stets hörbar. Auch auf der Autobahn sollte ein wenig Musik den Klang des Diesels etwas unterdrücken. Hier zeigt sich deutlich, dass der sechste Gang fehlt. Zudem wird es ab 150 km/h etwas zäher, um die Höchstgeschwindigkeit von 182 km/h zu erreichen. Begnügt man sich mit weniger, lässt es sich im Soul gut cruisen. Denn das Fahrwerk ist ebenso komfortabel wie auch die Lenkung, die weder zu schlapp noch zu straff agiert.

Preise aus der Lifestyle-Ecke

Der Kia Soul ist einfach anders AG/Flehmer

Und auch der Geldbeutel wird geschont. 6,5 Liter schluckte der Soul auf 100 Kilometern Autobahn, im Berliner Stadtverkehr begnügte sich der Crossover mit 5,7 Litern. Hier wünscht sich der Lifestyler dann noch eine Stopp-Start-Automatik, um bei vorausschauender Fahrweise den Verbrauch weiter zu senken.

Diese Fahrweise sollte auch angewendet werden, denn der Soul ist kein Billig-Angebot aus dem Regal. In der Version Vision kostet der gut ausgestattete 1.6 CRDi 19.475 Euro plus 350 Euro für die Soul Klimaautomatik. Da zeigt sich dann wieder der Lifestyle-Gedanke. Mit äußerst kleinem Kofferraum und dafür einem hohen Preis gibt sich der Soul eher als Popper denn als Packer – und unterscheidet sich so sehr stark von den alltäglichen Brot und Butter-Autos.

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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