Honda CB 1000 RR Fireblade: Schneller geht nicht

Fast 200 PS mit SP-Variante

Honda CB 1000 RR Fireblade: Schneller geht nicht
Die SP-Variante der Honda Fireblade leistet fast 200 PS. © Honda

Die Honda CB 1000 RR Fireblade ist mit 184 PS bereits gut motorisiert. Doch es geht noch mehr: Mit der SP-Variante stehen fast 200 PS zur Verfügung. Mehr geht nicht, zumindest nicht auf einer Honda.

Von Ralf Schütze

Seit 1992 verkaufte Honda von seiner Fireblade weltweit mehr als 450.000 Exemplare, alleine in Europa über 200.000. Wem die 133 kW/181 PS der 2014er Honda CB 1000 RR Fireblade noch nicht reichen, greift zur einsitzigen SP-Variante mit „State of the art“-Anspruch. Bei 15.190 Euro beginnt das Vergnügen mit der schnellsten aller Hondas. Für 200 Euro zusätzlich gibt es die rot-weiß-blaue Tricolor-Lackierung von Honda Motorsport (HRC). 3.100 Euro Aufpreis kosten die gesamten edlen Zutaten der „Sport Production“ (SP).

Das Erfolgsrezept ist bekannt: Fast 200 PS Leistung bei rund 200 Kilo Kampfgewicht. Mit anderen Worten: ein sagenhaftes Leistungsgewicht von gut 1 kg/PS – die aktuelle Formel 1 hat nicht viel mehr zu bieten. Doch Honda beschränkt sich bei seiner jüngsten Fireblade nicht darauf, nur an der Leistungs- und Gewichtsschraube zu drehen. Vielmehr sollen hochwertige Komponenten für eine besondere Performance bei gleichzeitig gutmütigem Handling sorgen, besonders beim Spitzenmodell Fireblade SP. Dieses Renngerät stellt die Jagd nach Rundenzeiten auf einer Rundstrecke in den Vordergrund, ohne die Fahrt dorthin auf öffentlichen Straßen ganz außer Acht zu lassen.

MotoGP-Technik inklusive

Die Rezeptur ist ausgesprochen international: Die Monoblock-Vierkolben-Bremszangen der SP stammen von Italienern von Brembo, die Federelemente von der schwedischen Renommiermarke Öhlins. Deren goldene Upside-Down-Gabel ist mit 5,5 Zentimetern Standrohr-Außendurchmesser nochmals um einen Millimeter dicker als die Showa-Gabel der Basis. Beide Gabelbrücken der Fireblade wurden für höhere Steifigkeit an der SP überarbeitet, und das stabile Gabeljoch besteht aus Stahl statt aus Aluminium. Dennoch ist sie insgesamt leichter als das Grundmodell. An der Hinterradschwinge sorgt MotoGP-Technik für präzises Fahrverhalten und gute Rückmeldung. Im Gegensatz zum allgemeinen Trend bei den Supersportlern kommt Hondas Straßen-Renner ganz ohne Fahrmodi, Traktionskontrolle oder Schaltautomat aus.

Die Honda Fireblade
Das Cockpit der Fireblade SP-X/Schütze

Serienmäßig bringen äußerst haftfreudige Pirelli Diablo Supercorsa SP-Reifen auf goldenen Leichtmetallfelgen die Kraft des Einliter-Reihenvierzylinders auf den Asphalt. Bei den Rennreifen für die Straße sollte unbedingt die Temperatur stimmen, ehe man ans Limit geht. Dazu passend die Sitzposition: Die Fußrasten sind im Vergleich zur Fireblade bei der SP um einen Zentimeter weiter hinten platziert. Die Lenkerstummel reichen einen Grad tiefer und fünf Grad weiter nach vorne. Weitere Komponenten betonen das Rennstrecken-Feeling auf der SP – bis hin zur auf Highspeed getrimmten Windscheibe, bei deren Entwicklung es mehr um Aerodynamik als um optimalen Windschutz im Alltag ging. Das elektronisch gesteuerte Combined-ABS ist nach wie vor nicht abschaltbar, aber bei der SP speziell auf den Rennstreckeneinsatz abgestimmt. Die Regelintervalle fallen derart geschmeidig aus, dass man am Bremshebel keinerlei Pulsieren spürt.

Unterwegs mit neuem Zylinderkopf

Der 16-Ventil-DOHC-Motor der Fireblade erhielt zum Jahrgang 2014 einen neuen Zylinderkopf. Außerdem hat Honda das Strömungsverhalten in den Ein- und Auslasskanälen weiter verbessert. Hierbei sind auch Erfahrungen aus der Superbike-WM eingeflossen, von denen auf der neuen Fireblade besonders sportliche Biker profitieren. Die optimierte Leistungsausbeute summiert sich zu 2 kW mehr Spitzenleistung im Vergleich zum Vorgänger-Jahrgang: 133 kW/181 PS bei 12.250/min. Die Drehmomentkurve hat zwischen 4.000 und 6.000/min deutlich zugelegt, die maximale Schubkraft von 114 Nm liegen bei 10.500/min an. Bei der SP sind handverlesene Pleuel und Kolben verbaut, die sich um höchstens ein Gramm im Gewicht unterscheiden dürfen. Das fördert nicht nur supersportliche Drehfreude, sondern auch alltagstaugliche Laufkultur.

Honda Fireblade
Die Seitenansicht der Fireblade SP-X/Schütze

Die Honda CB 1000 RR Fireblade fährt sich bei Bedarf so extrem, wie es ihre Papierform erwarten lässt. Schon im Stand empfängt sie ihren Piloten mit kompromisslos sportlicher Sitzposition, die zum Beispiel wegen der tiefliegenden Lenkerstummel zu angespannten Handgelenken führen kann – an eine derart Ergonomie muss man sich erstmal gewöhnen. Hier präsentiert sich die supersportliche Honda mit Straßenzulassung sogar extremer als die BMW S 1000 RR. Dazu trägt auch das härtere Sitzpolster der SP bei. Immerhin fallen die Kniewinkel relativ großzügig aus.

Im Kurvengeschlängel gibt sich die Fireblade SP äußerst wendig und präzise, verlangt jedoch deutlich Nachdruck, um in immer weitere Schräglagen hinab zu tauchen. Beim Herausbeschleunigen macht sich das sehr gut abgestufte Getriebe positiv bemerkbar. Und der Vierzylinder saust nach verhaltenem Start ab etwa 4.500/min schier unaufhaltsam dem Drehzahlbegrenzer entgegen. Insgesamt gibt die Fireblade SP eine äußerst beeindruckende Vorstellung. Die fehlende Traktionskontrolle lässt sie zwar im Vergleich zur Konkurrenz recht hochpreisig erscheinen. Aber ihre äußerst berechenbare Leistungsabgabe relativiert dies. Ein nur kleiner Makel also, den die gut zu beherrschende Maschine außerdem mit vorbildlicher Rückmeldung, neutralem Fahrverhalten und moderatem Verbrauch ausgleicht. (SP-X)

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Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

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