VW Arteon: Die Kunst des Flaggschiffs

Zwischen CC und Phaeton

VW Arteon: Die Kunst des Flaggschiffs
Der Arteon ist das neue Flaggschiff von VW © AG/Busse

VW startet mit dem Arteon einen neuen Anlauf oberhalb des Passats. Der neue Business-Class-Gran-Turismo bringt von Haus aus mehr Überlebenschancen mit als die mittlerweile eingestellten CC und Phaeton.

Von Thomas Flehmer

Die Vorgänger geben wenig Aussicht auf Erfolg. Weder der Phaeton als auch der Passat CC, später VW CC, bescherten der Kernmarke des Mehrmarken-Unternehmens Erfolg. Schlimmer noch: Knapp 30.000 Euro Verlust bescherte jeder der rund 85.000 bis 2016 gefertigten Phaetons dem Konzern. Dabei waren der Phaeton und der CC sehr gute Autos, die aber nur wenige fahren wollten.

VW wagt nun einen neuen Anlauf oberhalb des Passats und platziert den im Werk Emden gefertigten Arteon zwischen den CC und Phaeton. Zwar hat der Neue die letzte Silbe des ehemaligen Flaggschiffs behalten, doch soll die Vordersilbe Art – abgeleitet vom lateinischen Ars, was übersetzt Kunst bedeutet – dem neuen Flaggschiff unterhalb der Phaeton-Mitbewerber von Mercedes S-Klasse und Co mehr Erfolg bescheren. Die Voraussetzungen dafür bringt der von VW als Business-Class-Gran-Turismo titulierte Neue mit.

VW Arteon interessant für alle oberen Segmente

Denn der ab Juni erhältliche Arteon bringt optisch mehr Dynamik mit als der Phaeton, der sich von Beginn an der Oberklasse zuwandte, während der auf 20 Zoll großen Pneus fußende Arteon alle Interessenten der oberen Segmente einbezieht. Die sehr präsent erscheinende Front des 4,86 Meter langen Fünftürers ist der Auftakt der neuen Gestaltung, die als nächstes auch den neuen Touareg zieren wird.

Den dynamischen Anspruch erfüllt die kräftige Seitenlinie mit dem coupéartigen Abfallen des Daches nach der B-Säule zum Heck hin. Das Heck selbst wird in der auf Sportlichkeit getrimmten Ausstattungsvariante R-Line von einem wirklich dezenten Heckspoiler abgeschlossen. Den sportlichen Charakter unterstreichen zudem größere Lufteinlässe sowie eine dunkle Inneneinrichtung. Die Variante Elegance ist dagegen mit einer dezenteren Front und umlaufenden Chromleisten auf noblen Komfort ausgelegt und betont mehr den Limousinen-Charakter des Arteons.

Tiefer Griff ins Baukastensystem des VW-Konzerns

Der Arteon ist das neue Flaggschiff von VW
Edle Komponenten im VW Arteon AG/Flehmer

Der Innenraum passt sich beiden Bedürfnissen an. Der Griff in das Modulare Querbaukasten-System (MQB) des Volkswagen-Konzerns fiel dabei üppig aus, sodass auch hier die neue DNA voll zum Tragen kommt, ohne dass der Wiedererkennungseffekt der letzten Jahrzehnte fehlt.

Das Active Info Display mit seinen volldigitalisierten Instrumenten unterstreicht dabei ebenso den Eintritt in ein neues Zeitalter wie ein Headup-Display oder die zahlreichen Assistenzsysteme, die ein teilautonomes Fahren in einem edlem Ambiente erlauben. Dank einer überarbeiteten Fahrwerksregelung arbeiten die Dämpfer des DCC am Optimum und erhöhen den Wohlfühlfaktor, den die bis zu fünf Personen auf 2,84 Metern Radstand erleben können.

VW Arteon mit Allrad und Siebengang-DSG

Der Arteon ist das neue Flaggschiff von VW
Der VW Arteon ist recht flott unterwegs AG/Flehmer

Vor allem, wenn die beide stärksten der zum Marktstart drei verfügbaren Motoren unter der Haube arbeiten. Neben dem 2.0 TSI 4Motion mit 206 kW/280 PS erfüllt auch der ebenfalls mit Siebengang-DSG und Allrad ausgestattete 2.0 TDI SCR mit 176 kW und 240 PS die aufgrund des optischen Auftritts erhobenen Ansprüche voll und ganz.

Während der mit einem Drehmoment von 500 Newtonmetern ausgestattete Diesel nach 6,5 Sekunden die 100 km/h-Marke reist und bis zu einem Tempo von 245 km/h mithalten kann, vollzieht der Benziner den Sprint innerhalb von 5,6 Sekunden und schafft in der Spitze sogar noch fünf Stundenkilometer, auch wenn ihm 150 Newtonmeter weniger als dem TDI zur Verfügung stehen.

Moderate Verbräuche des VW Arteon

Dass die Verbräuche von 7,3 Litern beim TSI sowie 5,9 Litern bei TDI höher ausfallen, ist dem Fahrspaß geschuldet, den der Arteon trotz seines Gewichtes zwischen 1,7 und 1,8 Tonnen bietet. Doch nach den ersten Testkilometern hielt sich der Überschuss bei 6,6 Litern mit dem Diesel durchaus in einem guten Bereich.

Das Duo verstärkt zum Marktstart noch der 1.5 TSI Evo mit 150 PS und Zylinderabschaltung, der schon in so manchen Konzernmodellen arbeitet. Im Laufe der Zeit folgen weitere Aggregate, die den Geldbeutel mehr oder weniger belasten. Denn ganz klar, dass der Arteon nicht zum Schnäppchen avanciert. Zwar beginnen die Preise für den 1.5 TSI Evo mit 39.675 Euro noch unter der 40.000 Euro-Grenze, doch für die beiden stärkeren Aggregate müssen mindestens zehntausend weitere Euro investiert werden, da sie auch nur in den beiden höheren Varianten angeboten werden.

So kostet der 2.0 TSI 4Motion mit 280 PS mindestens 49.325 Euro, der Diesel startet bei 51.600 Euro. Zwar ist bei den Preisen der Gran Turismo schon gut ausgestattet, doch die Aufpreisliste bietet weitere Elemente an Ausstattungsvariationen, die den Preis weiter hochtreiben. Aber das stellte nicht nur für VW jemals eine Kunst dar.

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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