Volvo XC60: Neues Ärgernis für Audi und Co.

Marktstart im Juli

Volvo XC60: Neues Ärgernis für Audi und Co.
Der neue Volvo XC60 kommt im Juli auf den Markt. © Volvo

Wer sorgt bei den Mittelklasse-SUVs in Europa für eine Erfolgsgeschichte? BMW? Audi? Mercedes? Nein, es ist Volvo mit dem XC60. Nun bringen die Schweden die neue Generation ihres Bestsellers auf den Markt.

Von Frank Mertens

Welches SUV dominiert in Europa die Mittelklasse? Und das bereits seit neun Jahren? Es ist der Volvo XC60! Hätten Sie es gewusst und nicht zuerst an ein Modell der Konkurrenz von BMW oder Audi gedacht?

Mit ihrem Mittelklasse-SUV haben die Schweden ein Auto auf den Markt gebracht, das mit seinem Design und seinen Sicherheitsfeatures schnell die Kunden begeisterte. Allein in Deutschland wurden seit dem Marktstart am 1. September 2008 rund 90.000 XC60 abgesetzt, im Vorjahr gab es hier sogar mit 14.525 Neuzulassungen ein All-Time-High. Weltweit setzte sich das SUV seit seinem Marktstart über eine Million Mal ab. Das ist eine Erfolgsgeschichte – und die will Volvo nun mit dem neuen XC60 fortschreiben.

Gleiche Architektur wie XC90

Die Chancen, dass der Neue in die Fußstapfen seines Vorgängers tritt, stehen dabei mehr als gut. Denn wie der große Bruder, der XC90, basiert auch der XC60 auf der neuen Skalierbaren Produkt Architektur (SPA) – und damit bringt er alle Voraussetzungen mit, die neusten Technologien im Fahrzeug zu verbauen. Dazu gehören neben der neuesten Generation von Fahrassistenzsystemen auch effiziente Antriebe (downgeziste Vierzylindermotoren).

Natürlich wird mit dem T8 auch ein Plug-in-Hybrid mit einer Systemleistung von 407 PS im Angebot sein - und das sogar gleich mit Marktstart. Der Grund dafür liegt in der hohen Nachfrage: Beim Volvo XC90 entscheiden sich weltweit bereits 20 Prozent der Kunden für einen Plug-in-Hybriden, in Deutschland sind es acht Prozent. Die Verantwortlichen bei Volvo rechnen damit, dass die Nachfrage beim XC60 trotz eines Preises von 69.270 Euro für den T8 (er bringt es auf eine rein elektrische Reichweite von 45 Kilometern) weltweit noch steigen wird.

Verfeinerte Sicherheitssysteme

Blick in den Innenraum des XC60 Volvo

Doch fangen wir bei der Marken-DNA der Schweden an, der Sicherheit. Hier ist Volvo den nächsten Schritt gegangen, um seinem Ziel der Unfallfreiheit („Vision Zero“) bis zum Jahr 2020 näher zu kommen. So wurde zum einen die Volvo City Safety Notbremsfunktion erweitert: sie verfügt nunmehr über eine neue Lenkunterstützung. Sie tritt in Aktion, wenn bei der Erkennung einer Gefahr eine Notbremsung nicht mehr ausreicht.

Ebenfalls mit einer Lenkunterstützung versehen wurde der Totwinkelwarner: wird beim Fahrbahnwechsel ein von hinten kommendes Fahrzeug übersehen, erfolgt auch hier ein Lenkeingriff. Das Unfallrisiko weiter reduzieren helfen soll zudem die so genannte Oncoming Lane Mitigation, mit der Zusammenstöße mit dem entgegenkommender Verkehr verhindert werden sollen. Fährt der XC60 auf ein entgegenkommendes Fahrzeug zu, steuert der Volvo gegen und führt den XC60 auf die eigene Fahrspur zurück.

Kommen wir zu den Aggregaten: Zum Marktstart am 23. Juli wird Volvo mit dem T5 mit 254 PS (ab 51.000 Euro) und dem T6 mit 320 PS (ab 55.500 Euro) zwei Benziner und mit dem D4 mit 190 PS (ab 48.050 Euro) und dem D5 mit 235 PS (ab 52.600 Euro) zwei Diesel anbieten. Sie werden alle über Allrad verfügen. Zu einem späteren Zeitpunkt folgt noch ein kleinerer Diesel mit 150 PS, dann wird auch ein Frontantrieb erhältlich sein.

Gute Geräuschdämmung

Das Heck des neuen Volvo SUVs Volvo

Natürlich ist es eine feine Sache, mit dem Topbenziner unterwegs zu sein. Das Aggregat stellt ein maximales Drehmoment von 400 Nm (liegt zwischen 2200 bis 5400 Touren an) und beschleunigt in Kombination mit der gut funktionierenden Achtgangautomatik in flotten 5,9 Sekunden auf Tempo 100. Doch trotz aller Diskussionen um den Diesel (erhöhte Stickoxidwerte und kommende Fahrverbote für EU5-Selbstzünder), sollte man vor einer möglichen Kaufentscheidung den D5 einmal Probe gefahren haben. Denn dieses Aggregat hinterließ bei ersten Testfahrten in und um Barcelona einen hervorragenden Einruck. Man muss dank einer exzellenten Geräuschdämmung schon zweimal hinhören, um überhaupt zu erkennen, dass unter der Motorhaube kein Benziner, sondern ein Diesel seine Arbeit verrichtet.

Im Vergleich zum Topbenziner stellt der D5 seinem Fahrer auch ein maximales Drehmoment von 480 Nm (1750 bis 2250 Umdrehungen) zur Verfügung. So motorisiert genügt ein kurzer Tritt aufs Gaspedal, schon schiebt einen der XC60 druckvoll nach vorn. Den Sprint von 0 auf 100 erledigt er in 7,2 Sekunden und die Spitzengeschwindigkeit ist bei völlig ausreichenden 220 km/h erreicht. Und der Verbrauch? Er liegt nach dem NEFZ bei 5,5 Litern im Drittelmix. Unter realistischen Bedingungen sollte man aber ruhig ein- bis eineinhalb Liter mehr einkalkulieren. Auf dem Weg dorthin verhält sich der XC60 ziemlich souverän – vor allem komfortbetont. Natürlich kann man es mit ihm auch einmal etwas sportlicher angehen lassen, doch Volvo selbst spricht davon, dass dieses SUV eher dem Komfortgedanken Vorrang einräumt als der Dynamik.

Mehr Platz im Fond

Der Innenraum des 4,69 Meter langen XC60 hat beim Platz zugelegt, SPA sei Dank. Mitreisende im Fond sitzen nun deutlich bequemer und luftiger als im Vorgänger. Mit meiner Körpergröße von 1,91 Metern konnte ich auf der Rückbank ohne große Verrenkungen recht kommod Platz nehmen - und die Knie- und Kopffreiheit war auch ausreichend. So können auch größere Passagiere längere Strecken im Fond gut hinter sich bringen. Der Kofferraum übrigens bietet Platz für mindestens 505 Liter Gepäck. Wer auf der Suche nach Kritikwürdigem ist, der muss beim XC60 schon etwas aufmerksamer hinschauen. Der Innenraum ist wie alle Volvos ziemlich sachlich gestaltet, wobei die verwendeten Materialien einen sehr wertigen Eindruck machen. Ein wenig leidet dieser gute Gesamteindruck aber darunter, dass links und recht der Mittelkonsole Hartplastik verwendet wurde - das will so gar nicht zum Premiumcharakter- und vor allem Preis des XC60 passen.

Wenn wir schon bei der Kritik sind - noch ein Wort zu den Vordersitzen. Sie bieten grundsätzlich einen guten Sitzkomfort und auch ordentlichen Seitenhalt. Fährt man jedoch die Oberschenkelauflage aus und lümmelt sich anschließend in die Sitze, sitzt der Po entweder auf einer harten Kante oder der entstandenen Lücke - so etwas geht besser. Doch wie dem auch sei: Das sind Kleinigkeiten, die nichts daran ändern werden, dass der XC60 wohl erneut die Konkurrenz von Audi und Co. mächtig ärgern wird.

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