Volvo S60 D3: Fünf Zylinder auf Abschiedstournee

Zweite Chance als Gebrauchter

Volvo S60 D3: Fünf Zylinder auf Abschiedstournee
Der gar nicht so betagte Fünfzylinder des Volvo S60 wird bald abgelöst. © Volvo

Volvo verabschiedet sich von lang gehegten Traditionen. Dabei zeigt der Volvo S60 D3, dass er spätestens als Gebrauchtwagen noch eine lange Zukunft vor sich hat.

Von Thomas Flehmer

Mit Volvo verbindet sich zumeist der Fahrertyp "Alter Herr" oder "Lehrerauto". Während die Kombis zumeist von den Auszubildenden der Kinder und Jugendlichen chauffiert werden, kommt der S60 rein vom ersten Anblick dem vorherrschenden Klischee sehr nahe. Allein die Limousinenform nährt das Vorurteil von Wackeldackel und Klorolle im Häkelformat auf der Hutablage. Doch nicht alle Klischees gehen beim S60 D3 auf.

Mühevoller Einstieg in den Volvo S60

Denn alt und eher unbeweglich darf man bei der 4,64 Meter langen Limousine nicht sein, sonst kommt man ohne Beulen nicht hinter das Lenkrad. In der Tat ist der Einstieg recht klein geraten, sodass nicht nur der Kopf eingezogen werden muss.

Allerdings ist nach vollbrachtem Einstieg auch schon die höchste Hürde genommen und Fahrer und Beifahrer werden anschließend mit Komfort verwöhnt. Die mit Leder gepolsterten Sportsitze geben den nötigen Halt, den frühere Volvo-Generationen vermissen ließen. Die Instrumente sind seit der Einführung des V40 vor zwei Jahren sehr modern, aber keineswegs aufdringlich gestaltet, die Mittelkonsole ebenso.

Leiser Diesel im Volvo S60 D3

Das Navi ist immer noch umständlich zu bedienen, aber auch da kann man sich mit der Zeit zurechtfinden. Ansonsten bietet ein Radstand über 2,78 Meter genügend Platz für alle Personen, die sich im edel gestalteten Innenraum sehr wohlfühlen können.

Auch die Fahrt wird zum Genuss, da der vor gerade mal zwei Jahren neu eingeführte und zwei Liter große Fünfzylinder-Diesel, der demnächst von Vierzylinder-Motoren abgelöst wird, kaum vernehmbar ist, sodass lediglich die Drehzahl über die Art der Motorisierung Auskunft gibt.

Volvo S60 mit kraftvollem Vortrieb

Der gar nicht so betagte Fünfzylinder des Volvo S60 wird bald abgelöst.
Volvo-Innenraum zum Wohlfühlen Volvo

Ebenso wie das komfortable Interieur könnten auch die reinen Leistungsdaten das Klischee vom Altherren-Auto verstärken. Lediglich auf 100 kW/136 PS greift der Volvo zurück. Damit müssen 1639 Kilogramm bewegt werden. Doch der S60 D3 zieht sich dabei ganz hervorragend aus der Affäre. Der Vortrieb geht sehr zügig voran. 10,2 Sekunden benötigt der mit einem ab 1500 Umdrehungen anliegenden Drehmoment über 350 Newtonmeter ausgestattete S60 für den Sprint. Bis 205 km/h hält die Kraft. Das hat mit alten Herren nicht mehr viel zu tun.

Mit rund sechs Litern war der S60 in der Stadt unterwegs und kam nicht ganz an die Angaben des Herstellers über 5,1 Liter heran. Trotzdem sind die sechs Liter ein guter Wert für die Premium-Limousine.

Volvo S60 mit zweiter Chance als Gebrauchter

Der gar nicht so betagte Fünfzylinder des Volvo S60 wird bald abgelöst.
Volvo S60 mit zweiter Chance Volvo

Bei Volvo traditionell arbeiten auch im S60 zahlreiche Sicherheitsassistenten an Bord. Neben dem serienmäßigen City Safety System können Abstandstempomat mit Bremsassistent, Fahrradfahrer- und Verkehrszeichenerkennung sowie Totwinkel- und Fernlichtassistent im so genannten Fahrassistenz-Paket Pro geordert werden.

Und an diesem Punkt kommt dann doch das Klischee zum Tragen – es ist schlicht und einfach der Preis. 2150 Euro kosten allein die Sicherheitsmaßnahmen des Paketes. Der Testwagen selbst war mit optionaler Zusatzausstattung im Wert von 15.000 Euro unterwegs, die den Preis des Volvo S60 D3 in der mittleren Ausstattungsvariante Momentum auf 49.450 Euro katapultierte. Und für diesen Preis werden sich seltener junge Leute eine – wenn auch sehr schöne und komfortable - Limousine zulegen. In dieser Preisklasse wird der Schwede eher den "älteren Herren" vorbehalten bleiben. Durch den Abschied vom Fünfzylinder erhält der S60 D3 aber eine zweite Chance, später als eventuell günstigerer Gebrauchtwagen auch von jüngeren Semestern gesteuert zu werden.

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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