Toyota Yaris Hybrid: Reisen, nicht rasen

Kleinwagen mit Doppelherz

Toyota Yaris Hybrid: Reisen, nicht rasen
Der Toyota Yaris gibt eine gute Figur ab. © Toyota

Der Toyota Yaris Hybrid ist konkurrenzlos. Kein anderer Kleinwagen in Deutschland ist mit Hybridantrieb unterwegs. Doch lohnt sich ein Kauf des Stadtflitzers? Unser Fahrbericht gibt die Antwort.

Ein Kleinwagen mit vollwertigem Hybridantrieb? Da landet man beim Toyota Yaris - und auch nur bei ihm, denn andere Stadtflitzer mit Doppelherz gibt es in Deutschland aktuell nicht. Seit 2012 ist der kleine Japaner mit Benzin- und Elektromotor nun erhältlich und hat sich inzwischen seinen Platz in diesem umkämpfen Segment gesichert.

Seit dem Facelift im vergangenen Jahr lächelt der Toyota Yaris die Welt mit seiner X-Front an, das auch von seinem kleineren Bruder Aygo bekannt ist. Toyota spendiert dem grundsätzlich eher nüchternen Japaner damit einen mutigeren und selbstbewussteren Auftritt. Im Innenraum werden seitdem auch höherwertigere Materialien eingesetzt, die Hartplastikflächen sind weicheren Materialien gewichen.

Dezenter Hinweis auf Hybrid

Auf die treibende Kraft, also das ungleiche Pärchen unter der Motorhaube, deutet bis auf den dezenten Schriftzug „Hybrid“ am Heck und über den vorderen Radkästen von außen erst einmal nichts hin. Dabei ist dieses Doppel entscheidend. Selbstverständlich gibt es den Yaris auch mit Benzin- oder Dieselaggregat, zudem als Drei- oder Fünftürer. Der ausschließlich als Fünftürer erhältliche Yaris Hybrid will aber was Besonderes und natürlich der Sauberste sein. Allerdings hat der Öko-Zwerg auch Nachteile: Erst einmal ist er in der Anschaffung teurer. Zudem kann einem eben dieser Antrieb auch mal die Stimmung vermiesen. Zumindest wenn man es eilig hat.

Denn der Yaris Hybrid will nicht rasen, er will reisen. Die Arbeit dafür übernimmt der aus dem Prius bekannte 1,5-Liter-Motor. Der 55 kW/75 PS starke Benziner verbündet sich mit dem 45 kW/61 PS leistenden Elektromotor. Allerdings darf man die beiden Leistungsdaten nicht einfach addieren. Die Systemleistung beträgt vielmehr 74 kW/100 PS und nicht etwa 136 PS.

Problemloses Zusammenspiel

Der Toyota Yaris Hybrid soll sich mit 3,6 Litern Benzin zufrieden geben.
Der Innenraum des Yaris Toyota

Während der Fahrt erfolgt das Zusammenspiel der beiden Motoren völlig problemlos, man merkt die über mittlerweile schon Jahrzehnte angesammelte Erfahrung des Unternehmens mit dieser Technologie. Bevorzugtes Gebiet des kleinen Japaners ist natürlich die Stadt. Wenn während einer Fahrt immer wieder beschleunigt oder gebremst wird, kann der Hybrid seine Vorteile gegenüber konventionell angetriebenen Pkw ausspielen.

Fährt man diesen Yaris artgerecht und in vorausschauender Fahrweise, lässt sich der Verbrauch auf gut fünf Liter drücken. So kann das Bremspedal im Gewusel der Metropolen plötzlich zu einem ähnlich spannenden Gegenstand werden wie sonst das Gaspedal. Wem so etwas egal ist, der sollte besser nicht einsteigen und sich für den Bruder mit Selbstzünder unter der Haube entscheiden. Denn wenn man die volle Leistung abverlangt, etwa auf einer Autobahnetappe, werden die Nachteile des Antriebs offenkundig. Das kennt man schon aus dem Prius: Vortrieb, Drehzahl und Geräuschentwicklung passen wegen der stufenlosen Automatik nach einem beherzten Tritt aufs Gaspedal irgendwie nicht mehr zusammen. Der Yaris quittiert schon den Ansatz sportlicher Fahrweise mit peinlichem Aufheulen.

Gutes Fahrwerk

Der Toyota Yaris Hybrid soll sich mit 3,6 Litern Benzin zufrieden geben.
Das Heck des Yaris Toyota

Dafür passt das Fahrwerk – es bleibt stets gelassen und schluckt die meisten Unebenheiten souverän weg. Zudem ist der Hybrid für einen Kleinwagen gut gedämpft und somit leiste. Positiv ist uns auch die direkt reagierende Lenkung aufgefallen. Beim Platzangebot müssen Yaris-Hybrid-Käufer den Vergleich zu den normalen Modellen nicht scheuen. Der 201 Kilogramm schwere Hybridstrang befindet sich unter der Rücksitzbank, so dass die Kofferraumgröße identisch bleibt.

Nicht identisch ist der Preis: Einen Yaris erhält man bei Toyota ab 11.990 Euro. Als Fünftürer mit einem Diesel unterm Blech, der einen durchschnittlichen Verbrauch von 4,2 Litern verspricht, werden 12.690 Euro fällig. Mit Hybridtechnik und allerdings besserer Ausstattung kostet er mindestens 17.300 Euro. Davon lassen sich die Kunden offenbar nicht beeindrucken. Denn am Absatz des Yaris hat die Variante mit elektrischem Hilfsmotor laut Hersteller großen Anteil. Seit 2012 konnten die Japaner in Europa 170.000 Einheiten mit diesem Antriebstyp absetzen. Das Konzept, auf große Show zu verzichten und einfach einen gelungenen kleinen Hybriden zu bauen, geht also offensichtlich auf. (SP-X)

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Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

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