Toyota RAV4: Traditionsbruch zur Normalität

Vierte Generation

Toyota RAV4: Traditionsbruch zur Normalität
Bestimmte Modelle des Toyota RAV4 müssen überprüft werden. © AG/Flehmer

Toyota hat den RAV4 neu aufgelegt. Bei der vierten Generation müssen die Anhänger des Kompakt-SUV Abschied von einer Tradition nehmen, werden aber mit einem neuen Antrieb entschädigt.

Von Thomas Flehmer

Okay, früher war alles viel leichter. Als Toyota 1994 den ersten RAV4 auf den Markt brachte, war der kompakte Geländewagen ein Vorreiter im Segment der SUV und erlangte fast schon Kult-Charakter – auch aufgrund seiner für damalige Verhältnissen neuen Statur.

Toyota RAV4 um 20 Zentimeter gewachsen

18 Jahre später muss sich der RAV4 mit 18 Mitbewerbern den Markt teilen – Mitbewerbern, die auch zum Teil an den Vorreiter aus Japan vorbeigezogen sind und sich im am stärksten wachsenden Segment die großen Stücke einverleiben. Mit der vierten Generation will Toyota nun den RAV4 wieder neu positionieren.

Dafür wurde das Kompakt-SUV um gleich zwanzig Zentimeter gestreckt und misst nun von Stoßfänger zu Stoßfänger 4,57 Meter. Dafür wurde das Dach um 25 Millimeter gesenkt, in der Breite legte er 30 Millimeter, der Radstand wuchs um zehn Zentimeter. Die Schönheitsoperation hat dazu geführt, dass der RAV4, der zudem das hauseigene Design "Keen Look" übernahm, seine individuellen Eigenheiten verloren hat und sich in der Design-Welt der Kompakt-SUV einreiht.

Toyota RAV4 verzichtet auf Tradition

Höhepunkt der Gleichmacherei ist der Verzicht auf die bisher obligatorische Hecktür, an dem das Ersatzrad befestigt war. Zu viele Stimmen kritisierten, dass sich die Tür in Ländern mit Rechtsverkehr zum Bürgersteig hin öffnet. Den Kritikern muss man sagen: Das habt ihr nun davon! Denn mit der auf Option auch elektrisch zu öffnenden Heckklappe ist dem RAV4 ein Stück Eigenständigkeit genommen worden.

Damit wir uns nicht falsch verstehen. Der neue RAV4 sieht nicht schlecht aus, vielleicht sogar besser als seine Vorgänger. Doch zeitloses Design kann auch schnell langweilig werden und eingefleischte Anhänger werden den früheren Varianten hinterhertrauern.

Kleiner Wendekreis für den Toyota RAV4

Die vierte Generation des Toyota RAV4 startet am 13. April.
Das Cockpit des Toyota RAV4 wurde aufgefrischt AG/Flehmer

Ohne Tränen kann dagegen der Innenraum bestiegen werden. Hier passt das zeitlose Design voll und ganz. Die Instrumente wurden aufgefrischt und sind mit hellem Blau hinterleuchtet, in höheren Ausstattungsvarianten wird sogar der untere Teil der Armaturentafel mit weichem Kunstleder und Ziernähten eingekleidet. Die Sitze sind gut konturiert und Platz ist bei einem Radstand von 2660 Millimetern auch genügend für die Personen in der zweiten Reihe vorhanden. Toyota spricht vom größten Sitzabstand im Segment.

Auch die 547 Liter, die auf 1746 Liter erweitert werden können, passen gut zum RAV4. Trotz der Größenverhältnisse präsentiert sich die vierte Generation recht wendig. Besonders die urbanen Fahrer werden sich am Wendekreis von lediglich 10,6 Metern erfreuen. Für die Fahrt über die Landstraße verfügt der Allradler über das Fahrdynamik-System IDDS, das den Kurvenspaß steigern und für mehr Stabilität sorgen soll. Die Unterschiede zwischen den Schalt-Modi "Eco" und "Sport" fallen aber nur dezent spürbar aus.

Kleiner Diesel des Toyota RAV4 spritziger

Die vierte Generation des Toyota RAV4 startet am 13. April.
Viel Platz bietet der Kofferraum des Toyota RAV4 AG/Flehmer

Das liegt aber auch daran, dass der bekannte 2,2 Liter große Diesel mit seinen 110 kW/150 PS eher bieder zu Werke geht, auch wenn innerhalb von zehn Sekunden bereits die 100 km/h erreicht sind, wenn die Automatik geordert und der RAV4 2.2 D-4D bis 185 km/h mithält. Doch Toyota hat Abhilfe geschaffen und einen kleinen, lediglich zwei Liter großen Selbstzünder mit 91 kW/124 PS unter der Motorhaube verpflanzt. Trotz weniger Leistung wirkt der Fronttriebler spritziger, auch wenn er eine halbe Sekunde länger für den Sprint benötigt und ihn die Kraft bei 180 km/h bereits verlässt.

Für das Mehr an Spritzigkeit sorgt das manuelle Schaltgetriebe. Die sechs Gänge lassen sich gut und schnell einlegen, sodass die Drehzahlen nicht herunterschnellen, sondern die 340 Newtonmeter Drehmoment stets bei Laune halten. Zu schnell sollte es allerdings auch nicht vorangehen, da das Navigationssystem Touch&Go bei Kreisverkehren etwas hinterherhinkt, woran sich der Fahrer aber mit der Zeit gewöhnen kann.

Toyota RAV4 ab 26.650 Euro

Bevor die Zeit zur Eingewöhnung beginnt, müssen mindestens 26.650 Euro für den kleinen Diesel in der Basisvariante investiert werden. Der große Selbstzünder startet in der nächst höheren Version "Life" zu Preisen ab 31.850 Euro, der 151 PS starke Benziner beginnt bei 27.750 Euro.

Rund 6000 Einheiten will Toyota ab dem Marktstart am 13. April bis zum Jahresende in Deutschland verkaufen. In den 18 Jahren zuvor wurden rund 100.000 RAV4 verkauft, was einem Durchschnitt von 5555 Fahrzeugen pro Jahr entspricht. Toyota setzt also auf Rückenwind mit dem neuen Modell, das es früher leichter hatte, angeboten zu werden.

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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