Toyota Prius Plus: Sparsamer Raumgleiter

Hybrid für Sieben

Toyota Prius Plus: Sparsamer Raumgleiter
Der Toyota Prius Plus bietet Platz für die ganze Familie. © Toyota

Mit dem Toyota Prius Plus kann die gesamte Großfamilie sparsam durch die Stadt gebracht werden. Doch bei der hybriden Familienkutsche ist manchmal auch Geduld angesagt.

Google will in den kommenden Jahren ein elektrisches Auto ohne Lenkrad und Pedale auf die Straßen schicken, das keinen aktiven Fahrer benötigt und Platz für zwei Insassen hat. Klar, Geld spielt bei solchen Konzernen keine Rolle und Fahrspaß steht hier nicht im Vordergrund. Doch was ist mit kleineren Organisationen, wie modernen Großfamilien etwa, die ganz andere Sorgen haben? Neben ausreichend Platz und bodenständiger Funktionalität zählt hier meist jeder Euro. Deshalb haben nur bezahlbare und sparsame Raumschiffe echte Zukunftschancen. Wir wollten wissen, ob ein großes japanisches Modell mit Doppelherz tatsächlich Familien elektrisieren kann.

Toyota setzt beim Prius Plus auf Lithium-Ionen-Batterie

Das passende Gefährt will Hybrid-Pionier Toyota im Programm haben. Der große Bruder des seit 1997 aktuell bereits in dritter Generation gebauten Prius bietet das Plus nicht nur im Namen, sondern hat tatsächlich mehr Platz, der vor allem für sieben Sitze Verwendung findet. Der Antrieb bleibt gleich: Elektro- und Benzinmotor verschmelzen für den Fahrer völlig unauffällig zum Hybrid und kommen gemeinsam auf 100 kW/136 PS. Lediglich 4,1 Liter soll der Kompakt-Van auf 100 Kilometern verbrauchen. Der fünfsitzige Prius nimmt sich auf selber Strecke auch nur 0,1 Liter weniger.

Für das neue Raumkonzept hat Toyota den normalen Prius aber nicht einfach nur auf die Streckbank gelegt. Der Prius Plus ist zwar lediglich 13,5 Zentimeter länger, aber der Radstand wuchs ebenfalls und zwar um satte acht Zentimeter. Nur deshalb findet letztlich die dritte Sitzreihe Platz. Doch nicht nur hier ist der Plus seinem kleineren Bruder überlegen, auch der Kofferraum steckt mehr weg. Bis auf baumarkttaugliche 1750 Liter lässt sich das Kofferraumvolumen durch Umklappen der Rücksitzbank erweitern. Das funktioniert auch deshalb, weil die verantwortlichen Techniker die Nickel-Metallhydrid-Batterie des Standard-Prius aus dem Kofferraumboden warfen und eine acht Kilo leichtere und modernere Lithium-Ionen-Batterie unter die Mittelkonsole zwischen den Vordersitze einsetzten.

Viel Platz im Toyota Prius Plus

Der Toyota Prius Plus bietet Platz für die ganze Familie.
Der Kofferraum des Toyota Prius Plus schluckt bis zu 1750 Liter Toyota

Fahrer und Beifahrer freuen sich über fürstliche Platzverhältnisse und auf der um 18 Zentimeter verschiebbaren Rückbank wird es auch für Menschen mit Gardemaß nicht eng. Die im Kofferraumboden verborgenen zwei weiteren Sitzplätze sollten jedoch nicht als vollwertig angesehen werden. Nicht nur weil die Kopffreiheit geringer ist als in der zweiten Sitzreihe, sondern auch, weil der Einstieg Gelenkigkeit erfordert und somit nichts für ältere Semester ist.

Toyota spielt den Größenvorteil des Prius Plus also aus. Doch bringt man den Siebensitzer in Bewegung, werden auch die Schwächen schnell offenbar: Dynamik ist nicht sein Lieblingsfach. Das stufenlose Getriebe reagiert träge, der Motor quittiert sportliche Ambitionen mit hysterischen Drehzahlorgien und entsprechend hohem Verbrauch. Wegen fehlender Schubkraft können Überholmanöver auf der Autobahn zu einer Geduldsprobe werden. Vor allem, wenn man im Eco-Modus unterwegs sein sollte. Denn durch das Drücken dieser Taste wird das Fahrzeug komplett auf Sparsamkeit getrimmt und die Leistung entwickelt sich, sagen wir, noch vorsichtiger. Es scheint, als sorge dieser Knopf dafür, dass die erste Hälfte des Gaspedalwegs quasi wirkungslos bleibt.

Toyota Prius Plus bis zu zwei Kilometer rein elektrisch

Der Toyota Prius Plus bietet Platz für die ganze Familie.
Auf dem Diesplay des Toyota Prius Plus wird der jeweilige Fahrmodus angezeigt Toyota

Doch neben dem verbrauchsoptimierten Eco-Modus steht ja noch ein EV- sowie ein Power-Schalter zur Wahl. Im EV-Modus fährt der Prius rein elektrisch und damit entsprechend kraftvoll. Doch nach spätestens zwei Kilometern ist die Batterie leer, in der Praxis ist das sogar noch deutlich früher der Fall. Der Power-Modus küsst den Hybridantrieb dagegen wenigstens ein wenig wach. Der Prius beschleunigt so deutlich schneller, wird aber auch merklich durstiger.

Im Innenraum fällt besonders das Cockpit auf. Es ist nicht direkt dem Fahrer zugewandt, worunter Übersichtlichkeit und Bedienbarkeit leiden. Der Schaltknauf wurde sehr filigran ausgeführt und wirkt fast zerbrechlich. Für den normalen Autofahrer erklären sich die vielen Anzeigen nicht sofort. Hat man sie früher oder später alle zugeordnet, entwickelt sich ihr kompliziertes Treiben fast schon zu einem Spiel. Besonders im Stadtverkehr – dem gedachten Lieblingsumfeld des großen Japaners – ergreift den Prius-Plus-Kommandanten der Ehrgeiz, dem Benziner Ruhepausen zu verschaffen. Während Rollphasen zum Beispiel fällt der Blick zufrieden auf das Display: Denn es bestätigt, wie das Rollen der Batterie neue Nahrung verschafft.

Toyota Prius Plus ab 29.950 Euro

Toyota hat rund 11.000 weniger Autos im ersten Quartal verkauft.
Immer mehr Taxifahrer wählen den Toyota Prius Plus Toyota

Toyota hat mit dem ab 29.950 Euro erhältlichen Prius Plus besonders umweltbewusste Familien im Visier. Denen dürften die leicht abwaschbaren aber nicht besonders edel anmutenden Materialien im Innenraum zumindest nicht ausgesprochen negativ auffallen.

Auch Taxifahrer, die überwiegend in der Stadt unterwegs sind und ihre Kaufentscheidung nicht Dynamik oder Optik eines Autos abhängig machen, könnten mit dem Prius Plus gut leben und leben bereits gut damit, wie die kontinuierliche Zahl verdeutlicht. Zumal die Langzeitqualität der gesamten Prius-Baureihe und die Langlebigkeit des Hybridantriebs unbestritten ist. (SP-X)

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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