Subaru Forester: Ein ganzer Kerl

Vierte Generation

Subaru Forester: Ein ganzer Kerl
Der Subaru Forester liebt den burschikosen Auftritt. © Subaru

Der Subaru Forester ist ein Geländewagen mit traditionellen Genen. Mehr als auf dem Asphalt fühlt sich der Besteller der Allradspezialisten im Matsch wohl.

Weltweit ist er für Subaru ein millionenfach verkaufter Bestseller, in Deutschland genügten dem Forester dagegen gerade einmal 58.000 Einheiten, um in 16 Jahren und drei Generationen zum erfolgreichsten Modell der japanischen Allradmarke aufzusteigen. Gemeinsam ist vielen Käufern des kantigen Crossover-Klassikers der Wunsch, auch wildere Wald- und Wiesenwege und schwere Anhängelasten zu bewältigen. Aufgaben, vor denen die meisten modischen Lifestyle-SUV kapitulieren. Andererseits konnten sie dem groben Förster-Kombi zuletzt nicht nur auf Autobahnen davon fahren.

Neuer Subaru Forester startet am 23. März

Zeit nachzulegen, befindet Subaru, und schickt am 23. März einen in allen Dimensionen gewachsenen Forester ins Rennen. Dafür gibt es 2,5 zusätzliche Zentimeter Radstand, der jetzt 2,64 Meter misst, und so ein Interieur mit fühlbar mehr Platz für maximal fünf Passagiere bietet und ein überdurchschnittlich großes Gepäckabteil, das mindestens 505 Liter fasst. Vor allem aber legt Subaru mit einem elektronischen Offroad-Assistenten für den Allradler nach. Wird der sogenannte X-Mode per Knopfdruck aktiviert, stellt sich die elektronische Steuerung auf maximale Traktion in schwerem Terrain ein. Onroad mutiert der Wühlmeister zum sportlichen Begleiter, zumindest in Kombination mit neuer 177 kW/240 PS starker Topmotorisierung als Boxer-Benziner, den es zu Preisen ab relativ günstigen 39.900 Euro gibt. Kosten doch die wenigen vergleichbar kräftigen Rivalen deutscher Marken bis zu 7000 Euro mehr.

Deutlich teurer als bisher fällt dagegen der Einstieg ins Forester-Programm aus. Für den 110 kW/150 PS leistenden Benziner mit neuem Start-Stopp-System berechnet Subaru mindestens 28.900 Euro, dies entspricht einem Aufschlag von 4200 Euro gegenüber dem allerdings bescheidener ausgestatteten Vorgänger. Dennoch zählt der neue Allrad-Japaner im dichten Konkurrenzumfeld weiterhin zu den günstigen Angeboten. Die meisten Kunden werden jedoch ohnehin den 108 kW/147 PS entwickelnden Diesel wählen, der mit Preisen ab 31.200 Euro kaum teurer ist als der Vorgänger.

Subaru Forester zeigt außen und innen Kanten

Der Subaru Forester liebt den burschikosen Auftritt.
Der Subaru Forester findet sich im Gelände bestens zurecht Subaru

Früher war der Forester angenehm unauffällig, fast wie ein biederer Kombi. Jetzt gibt es Subarus Trumpf in der Trendklasse mit größeren grob-kantigen Konturen, die von Durchsetzungsfähigkeit künden gegenüber den Heerscharen schicker weichgespülter Crossover. Dies endlich auch wieder auf Asphalt, denn mit dem 177 kW/240 PS starken Boxer-Benziner geht jetzt endlich auch wieder auf der Autobahn was ab. Etwas über sieben Sekunden genügen ihm vom Stand auf Tempo 100, Schluss ist erst bei 221 km/h. Da kann nur noch die süddeutsche Premium-Konkurrenz mithalten.

Nicht einmal die serienmäßige, stufenlose CVT-Automatik "Lineartronic" zähmt den forschen Forester ernsthaft oder nimmt gar den Fahrspaß. Zumal der kernig klingende Boxer nach Drehzahlen giert und den eiligen Waldmann ohne aufdringliche Wind- und Fahrgeräusche spurtreu bis zur Vmax treibt. Fast könnte man sich an Subarus Tradition bei Rallyes und Rekordfahrten erinnert fühlen, dann folgt jedoch eine gewisse Ernüchterung. Das erste enge Kurvengeschlängel enthüllt Sitze mit geringem Seitenhalt und eine Fahrwerksabstimmung, wie sie eher abseits befestigter Wege notwendig ist. Der Forester ist eben mehr Rockclimber als Roadrunner, wovon auch die Innenausstattung kündet. Abwaschbare und strapazierfähige Stoffe, wohin das Auge blickt. Alles praktisch und robust, aber teils trist wie bei Japanern vergangener Jahrzehnte.

Waffenfach und Wildwanne an Bord des Subaru Forester

Der Subaru Forester liebt den burschikosen Auftritt.
Auch das Cockpit des Subaru Forester ist mehr praktisch denn stylisch Subaru

Die Waidmänner wird der rau-rustikale Charme dennoch ebenso zufrieden stellen wie die Zubehöroptionen Waffenfach und Wildwanne, die auch künftig erhältlich sein sollen. Alle anderen können sich freuen, dass es noch Crossover gibt, denen Staub- und Schlammbäder nichts ausmachen. Immerhin kann sich der Forester mit eigener Kraft daraus befreien – dank der elektronischen Assistenten, die auch Berganfahr- und Abfahrhelfer umfassen. Gestrichen wurde dagegen die frühere Geländeuntersetzung. Wer Pferde- oder Bootstrailer auf den Haken nimmt (bis zwei Tonnen sind zulässig), kann nun auf ein Gespann-Stabilisierungssystem vertrauen.

Und noch ein Diener will das Leben mit dem Geländekombi einfacher machen: Die elektrische Heckklappe. Leider öffnet sie so langsam, dass sie nur sehr geduldigen Gemütern gefallen wird. Dies gilt auch für das betulich arbeitende Navigationssystem. Ob Subaru deshalb auf Assistenten für automatische Notbremsung, Spurhaltung, Müdigkeit oder Totwinkel gleich ganz verzichtet?

Genügsamer Verbrauch des Subaru Forester

Auch der Subaru Forester ist vom Rückruf betroffen.
5,7 Liter reichen dem Diesel des Subaru Forester Subaru

Die meisten Subaru-Stammkunden wird es nicht stören, ist für sie doch weit wichtiger, dass an einem Subaru kaum etwas kaputt geht und andernfalls die Werkstatt zuverlässig weiterhilft. Nicht ohne Grund gewinnt die Marke traditionell fast alle Kunden- und Händlerzufriedenheits-Untersuchungen. So war es eigentlich fast überfällig, dass die Japaner ihre Garantie auf fünf Jahre oder 160.000 Kilometer ausdehnten.

Beim Spritverbrauch zählt der Forester jetzt ebenfalls zu den Genügsamen. 5,7 Liter auf 100 Kilometer genehmigt sich der Diesel nach Norm, 6,9 Liter der Benziner mit Start-Stopp-System und 8,5 Liter der starke Direkteinspritzer. In der Praxis ist es zwar deutlich mehr, aber das gilt ja auch für die Wettbewerber. (SP-X)

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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