Skoda Yeti: SUV mit Substanz

Auch sechs Jahre nach Marktstart

Skoda Yeti: SUV mit Substanz
Der Skoda Yeti verzichtet auf Lifestyle-Gedöns © Skoda

Auch sechs Jahre nach seinem Debüt kann der Skoda Yeti in der Klasse der kleinen Geländewagen locker mithalten. Die Trümpfe des SUV der tschechischen VW-Tochter sind vor allem die inneren Werte.

Skodas Erfolgsmodell war lange Zeit simpel: Man nehme einen VW und mache ihn nicht nur ein wenig günstiger, sondern vor allem deutlich größer. Bei Octavia (Golf) und Superb (Passat) hat sich das bewährt. Beim Yeti sind die Tschechen einen anderen Weg gegangen: Das SUV ist eine halbe Nummer kleiner als sein Wolfsburger Pendant Tiguan. Und hat damit genau die richtige Größe.

Skoda Yeti 20 Zentimeter kürzer als VW Tiguan

Mit 4,22 Metern Länge ist der Yeti eher so etwas wie ein hochgebockter Golf; vom Tiguan trennen ihn rund 20 Zentimeter, weshalb er weniger Kompakt- als Mini-SUV ist. Ein Spannweiten-Verlust, der zu verkraften ist. Nicht nur, weil sich der Skoda so in engen Innenstädten leichter manövrieren lässt, sondern auch, weil er so praktisch konstruiert ist, dass er kaum weniger Innen-Raum bietet als sein größerer Cousin. Geschuldet ist das vor allem der vorbildlich variablen Rückbank. Die drei Sitzeinheiten lassen sich getrennt voneinander längs und quer verschieben, die Lehnen sind umklappbar und können in der Neigung verstellt werden.

Der Kofferraum ist zwar kleiner als bei klassischen Kompakt-SUV, kann aber zu einem Laderaum von Lieferwagen-Ausmaßen umgebaut werden, wenn man das Fond-Gestühl komplett ausbaut und in der Garage zwischenlagert. Allerdings sind die Sitze relativ zierlich gebaut, zu dritt lässt es sich hinten kaum sitzen. Und wer in tiefen gemütlichen Kuschelpolstern versinken will, ist im Skoda ebenfalls falsch.

Skoda Yeti ohne Geländewagen-Flausen

Der Skoda Yeti
Der Skoda Yeti ist straff abgestimmt AG/Mertens

Vorne herrscht ordentliches Raumgefühl auf Kompaktklasse-Niveau, wobei die relativ niedrige Sitzposition nicht jedem SUV-Fan gefallen muss. Zum Charakter des Yeti passt die Pkw-nahe Haltung aber, zeigt der Tscheche doch auch beim Fahren keine Geländewagen-Flausen. Schunkelfrei und ohne Seitenneigung gibt er den grundsätzlich eher straff abgestimmten, agilen Alltagswagen mit harmonischem Langstreckenfahrwerk und flotter Lenkung.

Dazu gesellt sich im Testwagen ein ruhiger und ausreichend kraftvoller Turbobenziner mit 90 kW/122 PS – der stärkste Ottomotor für die frontgetriebenen Versionen des Skoda. Wer es eiliger hat als es das 1,4-Liter-Triebwerk erlaubt, muss eine der Allradvarianten mit bis zu 118 kW/160 PS wählen. Als Normverbrauch gibt der Hersteller 6,8 Liter Super an, was im Test bei gemäßigter Fahrweise nur knapp verfehlt wurde (7,3 Liter). Kein Traumwert, aber wenigstens ehrlich.

Skoda Yeti setzt auf innere Werte

Der Innenraum des Skoda Yeti.
Ordentliche Raumgefühle im Skoda Yeti Skoda

Eben diese Ehrlichkeit ist es auch im Kern, die den Yeti auch sechs Jahre nach seinem Debüt immer noch zu einem der besten kleinen SUV macht. Anders als jüngere Konkurrenzmodelle ist er kein oberflächlicher Lifestyler. Er setzt nicht nur auf einen modischen Auftritt, sondern vor allem auf innere Werte. Dabei überzeugen, wie erwähnt, Platzangebot und Variabilität, aber auch das Gesamtambiente. Alles ist gut verarbeitet, fühlt sich extrem solide und hochwertig an und verzichtet weitgehend auf Ornamente und Schnörkel – der bekannte VW-Konzernstil eben. Die leicht anglerwestenhafte Biederkeit typischer Skoda-Dreingaben wie dem Mülleimer in der Tür braucht es da gar nicht, um den Yeti zu einem der praktischsten Vertreter seiner Klasse zu machen. Lediglich die ein oder andere größere Ablage, etwa für die Brieftasche, vermisst man im Innenraum.

Ein Schnäppchen ist das Skoda-SUV allerdings nicht. Die Preisliste weist 19.230 Euro für das Einstiegsmodell mit 77 kW/105 PS aus, unsere Testmotorisierung gibt es ab 21.430 Euro. Allerdings als „Active“-Modell mit lückenhafter Ausstattung. Empfehlenswerter ist das höhere Niveau „Ambition“ mit Klimaanlage, CD-Radio und Leichtmetallrädern – das treibt den Testwagenpreis auf 23.130 Euro. Zum Tiguan ist es dann nicht mehr sehr weit.

Skoda Yeti kein Schnäppchen

Auch der Skoda Yeti ist betroffen.
Den Skoda Yeti gibt es auch als Monte Carlo-Modell Skoda

Wer ein kleines SUV mit Substanz will, sollte den Yeti auf die Auswahlliste nehmen. Mit rund sechs Jahren Bauzeit ist er zwar nicht mehr der Allerfrischeste, die gute Raumökonomie und der variable Innenraum gleichen aber locker aus, dass beispielsweise das Infotainment-System bereits leicht altmodisch wirkt.

Den Allradantrieb kann man sich wie in dieser Klasse üblich als Flachlandbewohner getrost sparen und das Geld lieber in Ausstattung investieren – etwa in die Design-Extras des besonders hübschen zweifarbigen Sondermodells Monte Carlo (ab 24.230 Euro, 77 kW/105 PS). Dann schlägt der Yeti den VW Tiguan auch äußerlich locker. (SP-X)

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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